Zustellung im Landbestellbezirk

  • Frankfurt a.M. - Heusenstamm 14.07.1868

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    Hallo Sammlerfreunde,

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    der Beleg anbei konnte alleine schon wegen der fast zu 1/3 abgerissenen, im Postdurchlauf unbeanstandet gebliebenen Marke nicht einfach so liegen gelassen werden. Ob das so noch zulässig war ? Wie auch immer:

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    Da der mit 6 gr weit unter 1 Loth bzw. 15 gr wiegende Brief mit 3 Kr vortaxiert worden ist, ist davon auszugehen, dass die Marke nicht vom Absender, sondern von der Frankfurter Postexpedition angebracht worden ist. Ein Postbetrug ist nicht nachweisbar, wohl auch eher unwahrscheinlich, aber auch nicht gänzlich auszuschließen.

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    Was dann aber schon auffällt, sind die in dunkelblauer Tinte vorderseitig angebrachten 2 Kreuzer. Auch wenn man das kaum glauben kann, aber das scheint wohl so gewesen zu sein, dass das - heute fast 20.000 Einwohner umfassende - Heusenstamm seinerzeit zum Landbestellbezirk von Offenbach a.M. gehörte.

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    Wenn meine Informationsgrundlagen zum NDB korrekt sind, dann wurde in dessen Anfangszeit, d.h. von 1868 bis zum 31.12.1871 für ankommende Briefsendungen nach dem Landbestellbezirk eine Zustellgebühr von 1/2 Groschen oder 2 Kreuzer erhoben, die auch in Marken vorfrankiert werden konnten.

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    Vorliegend ist letzteres nicht geschehen, so dass man bei der Bestellung von Offenbach a.M. aus die 2 Kreuzer nachtaxieren/-erheben musste.Nebenbei sei noch erwähnt, dass die OPD Frankfurt a.M. vom 17.01.1954 bis 1976 im angemieteten Heusenstammer Schloss eine Postschule unterhielt, welche zur Ausbildung von Beamten des gehobenen Dienstes genutzt.

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    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    ich sehe das auch so - über der "2" sollte es wahrscheinlich mal eine NULL - Paraphe sein, so reichte es nur zu einem blauen Tintenkrüppel - aber gerade der passt ja so gut zur 3/4 Marke, so dass der Brief von daher wieder ein "Gesicht" bekommen hat.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    alles klar, was ich aber auch bei TuT bis heute nicht so richtig begreife ist dies mit der Vortaxierung in Rötel, was vor allem dann keinen Sinn macht, wenn jemand einen Brief bereits mit Marken freigemacht hat(te).


    Viele Grüße
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    der Brief wurde am Schalter aufgegeben, gewogen und mit 3x unten links rot taxiert, die 3x vom Kunden erhoben und später mit einer Marke frankiert.


    Es gab wohl Stapel für die einzelnen Gewichtsstufen, so dass es am Schalter schnell ging und vlt. 1 Stunde vor Postabgang nahm man sich je einen Bogen der benötigten Nominale und verklebte diese zack - zack.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    was Du beschrieben hast, ist ein alltäglich-routinierter Vorgang auf einer Postexpedition mit viel Verkehrsaufkommem, ein Szenario, das allerdings nicht speziell dem TuT- und NDB-Gebiet zugewiesen werden kann. Anders gesagt: Wenn alleine das der Grund für die Rötel-Vortaxierung war, warum wurde dann nicht in anderen Postgebieten auch so gearbeitet ?


    Viele Grüsse
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Pälzer,


    die Frage ist berechtigt - bei Bayern gibt es nur ganz, ganz selten Briefe mit Vortaxierungen und ich weiß nicht, ob ich eine Handvoll in meinem Leben gesehen habe. Wo anders war es aber wohl die Regel (TT, Preussen).


    Sicher wird der Umfang der Expediorentätigkeiten bei größeren Poststellen nach einer Optimierung der Arbeitsabläufe schreien - auf einer Klitschenstelle kann man machen, was man will, die Arbeit bekommt man geregelt, aber bei Poststellen mit erheblichem Aufkommen werden sich unsere Altvorderen schon ihre Gedanken gemacht haben, wie sie das Tagesgeschäft im Rahmen ihrer Dienstespflichen am schnellsten hinbekommen.


    Vlt. liest hier auch mal ein Taxis - Sammler mit, der uns seine Sicht der Dinge mitteilt.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo bk,


    ich denke da auch an den Fall, dass so eine Vortaxierung in ein anderes Postgebiet gelaufen ist, wo man das durchaus erst einmal mit einer Portonachforderung hat verwechseln können. Selbst wenn man sich dann irgendwann mal auf diese "TUT-Spezialitäten" hat einstellen können: Der allseits gewünschten beschleunigten Briefbeförderung auch innerhalb fremder Abgabepostgebiete war das jedenfalls wohl kaum förderlich.


    Viele Grüße
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis