Unterfrankierte Briefe

  • Liebe Freunde,

    danke.

    bei Bayern gab es mal eine Vorschrift bei DS unter Band, dass die Adresse nicht nur auf das Kreuz- oder Streifband, sondern auch auf die DS darunter geschrieben werden sollte - für den Fall, dass das Band während des Posttransports abgefallen wäre. Hier wäre das nicht völlig auszuschließen, wenn es diese Vorschrift 1 zu 1 auch in Preussen gegeben hätte ...

    diese Vorschrift gab es in Preußen meines Wissens nicht. Es gibt ja auch viele preußische Drucksachen, bei denen das Band nicht mehr erhalten ist und bei denen auf der eigentlichen Drucksache keine Adresse notiert ist.

    Man kann es bei meiner DS nicht letztendlich beweisen, aber genau diese Möglichkeit hat mich bei diesem Beleg gereizt. Abgesehen davon sind Nummernstempelentwertungen auf dieser Marke eher selten zu finden - frühester Nachweis Juli 1858, Aufhebung der Nummernstempelentwertung für diese Marke auf normalen Briefen (!) ab April 1859.

    Noch ein Zitat aus dieser Drucksache, in der verschiedene Öle und Chemikalien angeboten wurden:

    ..., dass Sie dieselben zur Ertheilung eines recht tüchtigen Auftrages veranlassen mögen.

    Wandel des sprachlichen Ausdrucks im Laufe der Zeit, mir gefallen solche Belege allein schon deswegen.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    ich denke, dass jeder Postgeschichtler deine Argumentation gut nachvollziehen kann. Wie viele unterfrankierte DS mag es überhaupt noch geben? Da darf man für jede froh sein, noch dazu, wenn sie SO aussieht.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Michael,

    Der Fall sollte eigentlich klar sein, wenn die Drucksache vollständig ist, und damit Handschriftliches ausgeschlossen werden kann, denn sonst müsste Handgeschriebenes noch irgendwo feststellbar sein. Eine Lücke bleibt bei dieser Überlegung allerdings noch. Ich kenne bayerische Drucksachen, die enthielten Geschriebenes, das sich später natürlich nicht mehr bei der Drucksache befindet.
    Wenn dem so war und die Post auf einen Vermerk "enthält Geschriebenes" verzichtet hat, lässt sich diese Variante allerdings nicht mehr zu 100% ausschließen.
    Kennst du preussische Briefe, auf denen so ein Vermerk "enthält Geschriebenes" angebracht wurde?

    Dass sie nicht versiegelt war, hast du bereits festgestellt, so dass auch diese Variante ausfällt. Siegelspuren hättest du bestimmt bemerkt.

    Bleibt nur die Möglichkeit des fehlenden Streifbandes, was als Letztes verbleibt. Auch die Anschrift auf der Drucksache spricht erst einmal dafür.

    Schon bei Aufgabe wurde daher das Poststück nicht als Drucksache anerkannt und folglich mit dem Nummernstempel entwertet.

    Die von bayern klassisch geäußerte Vermutung greift hier nicht, weil gerade die Adresse direkt auf der Drucksache geschrieben wurde und für den Fall des abgefallenen Streifbandes vorhanden gewesen wäre.
    Damit bleibt nur, dass das Streifband ursprünglich nicht vorhanden war und die Drucksache in Sachsen mit dem Briefporto nachtaxiert wurde.

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

    4 Mal editiert, zuletzt von Bayernspezi (3. Dezember 2022 um 23:00)

  • Hallo bayernspezi,

    wie in meinem Posting beschrieben, ist der Beleg (Rückseite) nicht mehr vollständig erhalten.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Michael (4. Dezember 2022 um 15:00)

  • Hallo Michael,

    Fakt ist doch, das Schreiben wurde nicht als Drucksache anerkannt und als Brief nachtaxiert.

    Die von dir geäußerte letzte Vermutung sehe ich als wahrscheinlichste an.


    Witzigerweise lässt sich bei diesem Poststück keine der möglichen Vermutungen beweisen, weil der Beleg 1. nicht vollständig ist, also eventuell von Hand Geschriebenes flöten ging, obwohl es vorher da war, 2. das Schreiben einen Inhalt hatte, der auch nicht mehr da ist oder 3. ein Streifband hatte, das ebenfalls fehlt.
    4. Vermerke seitens der Post fehlen auch, aus denen abgeleitet werden könnte, warum die Drucksache nicht anerkannt wurde.

    Wer kann weitere Briefe zeigen, auf denen postalische Begründungen als handschriftlicher Vermerk für die Nachtaxe angebracht sind, wie z.B. der Vermerk Kastenbrief. Kreuzband fehlt, Streifband fehlt, etc. ?

    Sofern passende Stempel vorhanden waren, hat man die in den meisten Fällen als Hinweis und evtl. auch zur Belehrung abgeschlagen. Z.B. ungenügend frankirt, ungenügend, etc.

    LG vom Bayernspezi ! (Franz)

    Einmal editiert, zuletzt von Bayernspezi (5. Dezember 2022 um 12:16)

  • Liebe Freunde,

    hier ein Briefpärchen aus gleicher Korrespondenz Creuznach - Rennerod (Nassau, T&T-Post) und beide aus 1857.

    Mit 2 Sgr. korrekt frankiert und mit 1 Sgr. durchgerutscht.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Lieber Michael,

    herzlichen Glückwunsch zu diesem Traumpaar - viele wird es nicht in dieser Art geben ... :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber Ralph,

    ja, da hast Du wohl recht. Es ist sehr schön, so ein Pärchen wieder zusammenfügen zu können.

    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte