Schleswig-Holstein Inlandsbriefe

  • Hallo zusammen,


    ich möchte heute ein neues, fast unerschöpfliches Thema beginnen: Inlandsbriefe aus Schleswig-Holstein aus der Vormarkenzeit


    Als Erstling stelle ich einen Franco-Brief aus Tönning nach Delve (Dithmarschen) an der Eider ein. Abgestempelt ist der Brief mit dem 1 1/2 Kreis-Stempel Tönning 29.8.1844. Diese Stempel wurden Anfang der 40er Jahre verbreitet in Dänemark und den Herzogtümern eingeführt. Beim Postamt Tönning ist der Stempel sowohl lt. ARGE Handbuch als auch bei Vagn Jensen vom 25.5.1844 bis 1.5.1856 registriert.
    Der Brief trägt vorderseitig oben rechts eine Rötel 2, darunter einen Rötelstrich. Es kann sich hierbei eigentlich nur um Schilling Crt. handeln. Ich vermute, dass der Brief nach Heide lief (Porto 2 Sch. Crt.) und dass der Brief von dort aus nach Delve bestellt wurde (1 Sch. Crt Bestellgeld). Das sind aber nur Vermutungen.
    Die schwarze 6. links dürfte eine private Korrespondenzregistraturnummer sein, die rückseitige 8- ist die Kartennummer. Rechts vom Strich keine Zahl, denn es handelt sich ja um einen Francobrief.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    einen ähnlichen Brief habe ich auch, der noch enträtselt werden möchte.


    Also mir erschließen sich die "1" und "2" noch nicht.
    Eigentlich müßte man ausschließen können, dass es sich um Angaben in Schilling Courant handelt, da ab 1842 die Briefgebühren in dänischen Skilling zu berechnen waren. Aber dafür ist mir eine Taxe von "1" und/oder "2" zu gering.
    Rückseitig trägt mein Brief eine kartierte "3", die für 3 Skilling sprechen würden, aber eine Portoaufteilung in "1" und "2" ist mir dann unverständlich ...


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,


    heute trudelte ein Francobrief aus Elmshorn aus dem Jahr 1847 bei mir ein, den ich bereits sehnlichst erwartet habe. Es handelt sich um ein Schreiben der Elmshorner Kirchspielvogtei an das Armencollegium in Oldesloe. Der gedrechselte Text ist lesenswert (heutzutage wäre das wohl nur noch einen Zweizeiler wert), also habe ich ihn auch eingescannt. Es geht um die Kostenübernahme von Kur- und Verpflegungskosten für einen aus Vormstegen (heute Ortsteil von Elmshorn) stammenden Krämerlehrling namens Carl Wilhelm Dittmann, der in Oldesloe erkrankt und offensichtlich zu minderbemittelt war um für die Kosten selbst aufzukommen. Sehr schön erhalten auch das Siegel der Kirchspielvogtei auf der Rückseite mit dem alten Wappen Elmshorns (heute führt Elmshorn den Walfänger "Flora" im Wappen).
    Der Brief ist mit 2 Schilling Crt. frankiert, rückseitig die Kartennummer 1. Der Antiqua Einkreisstempel (nicht Anderthalbkreis, so etwas gab es in Elmshorn nicht)ist vom 09.11.1844 bis 02.05.1849 registriert (Vagn Jensen und ARGE Handbuch). Ich selbst habe drei Brief mit dem Stempel zwischen dem 17.4.1847 und dem 27.4.1848. Die Lettern für Tag und Monat scheinen recht bald verloren gegangen zu sein, meine Briefe haben alle Tag und Monat handschriftlich eingefügt.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    ein sehr hübscher Brief und handschriftliche Datumseintragungen sind wohl bei jedem Land ein Hingucker.


    Interessant auch der Inhalt - für Bayern galt dasselbe wie bei euch im hohen Norden: War jemand nicht in der Lage, für die von ihm kausalierten Kosten aufzukommen, musste die Heimatgemeinde dafür gerade stehen.


    Bei dem Brief kann man gut verstehen, warum du ihn sehnlichst erwartet hast. :P


    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo DKKW,


    dein interessanter, neuer Brief gefällt mir auch gut, Glückwunsch zum Neuerwerb.


    Ich bin überrascht, dass Elmshorn keinen Anderthalbkreiser geliefert bekommen hat. Gibt es einen Hintergrund dafür, warum Elmshorn keinen dieser Stempel abbekommen hat? Denn eigentlich wurden ab 1845 die neuen Anderthalbkreiser doch ziemlich "flächendeckend" verteilt.
    Gibt es eine Übersicht dieser Stempel (wenn ich mich richtig erinnere, wurden 45 in Dänemark, inkl. der Herzogtümer, verteilt)?


    Übrigens dürfte die rote "2" auf dem Brief das Bestellgeld in dänischen Skillingen anzeigen.


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,


    hier noch ein Brief, den ich aus Roskilde mitgebracht habe. Es handelt sich um eine "Königliche Dienst Sache mit Attest" (k.d.S.m.A.), die am 14. April 1831 nach Ahrensburg verschickt und von dort nach Segeberg weitergeleitet wurde. Der Rötelstrich besagt m. E. dass es sich hierbei um einen einfachen Brief handelt, aber was besagt der rechts daneben befindliche Strich mit den Schnörkeln?


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo DKKW,


    mit dem linken Rötelstrich wurde m.E. das Bestellgeld notiert: "1" Schilling.
    Zu dem rechten Rötelstrich habe ich leider keine Idee ...


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo zusammen,


    ich bekam sowohl im Klub als auch aus Dänemark zwei nahezu gleichlautende Erklärungen zu dem im Beitrag 9 gezeigten Dienstbrief aus Elmshorn nach Ahrensburg. Zu der zeit war es üblich, dass das Empfängerpostamt eine Zustellgebühr (dän.: bærepenge) vom Emfänger eines Briefes erhob. In Ahrensburg konnte der Brief nicht zugestellt werden, also wurde der Rötelstrich gestrichen. Nun ja, der Postbedienstete in Ahrensburg hatte offenbar eine künstlerische Ader und fabrizierte so eine Art Askulapstab mit seiner spiralförmigen Streichung. In Segeberg konnte der Brief zugestellt werden, also auch hier ein 1 Sch. Zustellgebühr.


    Viele Grüße
    DKKW

  • Hallo zusammen,


    ich bin auch noch eine Antwort auf die Frage von nordlicht aus Beitrag 5 schuldig. Warum erhielt Elmshorn im Gegensatz zu vielen anderen Postämtern im Königreich und den Herzogtümern keinen 1 1/2 - Kreis Stempel?
    Wenn man Lösung gefunden hat, dann ist alles ganz simpel (wie so oft ^^ ). Die Anderthalbkreisstempel wurden aufgrund des Postvertrages zwischen Dänemark und Thurn & Taxis im Jahr 1845 eingeführt. Im Circulaire vom 25.2.1845 wird festgelegt, dass alle Auslandsbriefe einen "stedsstempel" tragen mussten. Alle Brief, die ungestempelt beim Übergabepostamt eintrafen, waren anzuhalten, der Aufgabeort festzustellen und handschriftlich zu ergänzen. Thurn & Taxis war es einfach leid, dass nicht eingelöste Portobriefe bei der Rücksendung und Übergabe an das dänische Postamt in Hamburg solche Probleme aufgrund der fehlenden Absenderortsstempelung machten.
    Der Einkreisstempel für das Postamt Elmshorn wurde aber bereits ein Jahr früher, im Jahr 1844 beschafft. Zumindest ist das früheste bekannte Verwendungsdatum aus dem November 1844. Da gabe es noch keine zentrale Order zur Beschaffung von einheitlichen Stempeln und warum einen gerade erst angeschafften Stempel schon wieder ersetzen?


    Ich hoffe, damit ist auch diese Frage geklärt.
    Viele Grüße
    DKKW

    • Offizieller Beitrag

    Hallo DKKW


    Zwei interessante Erklärungen :)


    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Moin,


    dieser Brief aus Pinneberg nach Uetersen wurde bar frankiert - mit 4 1/2 dänischen Rigsbankskilling. Zusätzlich wurden 2 Skilling als Bestellgeld vom Empfänger erhoben.
    Im Jahre 1842 wurde die bis dahin übliche Berechnung der Taxe in Schilling Courant auf die dänische Währung umgestellt.


    Auch Pinneberg erhielt - wie Elmshorn (siehe Beitrag oben) - keinen der nahezu flächendeckend eingeführten 1½-Kreisstempel , sondern behielt den bereits vorher angeschafften Einkreisstempel.


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo Freunde,


    ich habe hier einen Dienstbrief aus Altona vom 20.10.1840 an

    Sr Wohlgeboren

    Herrn ..... Bürgermeister Lueders

    in

    Itzehoe.


    Der Stempel ist der Feuser 82-10, der laut Vorphila-Handbuch erst seit 1848 bekannt ist. Mein Beleg ist jedoch vom Jahr 1840. Können die Spezialisten der norddeutschen Staaten dazu etwas sagen?


    Dieter

  • Hallo Nordlicht,


    Danke für die Richtigstellung. Ein 1200 dpi-Scan zeigt deutlich das Jahr 1849. Ich habe meinen obigen Beitrag korrigiert.


    Dieter

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender 3/4 Loth schwerer Brief aus Ratzeburg (Herzogtum Lauenburg) vom 5. Dezember 1809, über Lübeck (ab 1808 zu Frankreich), nach Rondeshagen (Herzogtum Lauenburg). Mittig oben steht: Auslage 4 Schilling und 2 Schilling Porto. Zur Taxierung und warum der Brief über Lübeck lief, kann ich nichts sagen.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,


    anscheinend hatte Ratzeburg keine direkte Postverbindung nach Rondeshagen. Nur so ist der Lauf über Lübeck erklärbar.


    Liebe Grüße

    Dieter

  • Moin,


    vermutlich erklärt sich der Laufweg durch die französische Besetzungszeit, in der viele heimische Postwege geschlossen wurden. Lübeck hatte aber auch einige Landpostverbindungen zu umliegenden Dörfern, auf denen dieser Brief auch befördert worden sein kann. Eine eigene Poststelle hatte Rondeshagen nicht.
    In jedem Fall ein interessanter Brief. Übrigens gehörte das Herzogtum Lauenburg zu dieser Zeit (abgesehen vom französischen Intermezzo) noch zu Hannover und wurde erst auf dem Wiener Kongress zu einem Tauschobjekt.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu ein Portobrief von der "Gesundheits Commission Lauenburg" aus der Zeit der Cholera Epidemie, vom 10. August 1831 nach Wotersen. Der Empfänger bezahlte 2 Schilling Porto.


    Liebe Grüße,

    Hermann