Italien - Deutsches Reich

  • Hier eine Ganzsache von Caserta nach Hamburg. Der Abgang in CASERTA wurde am 23.8.1902 7S (7 Uhr abends) mit einem Kreisstempel im Rostviereck dokumentiert.
    Der Empfänger war ein in Philatelisten-Kreisen durchaus bekannter Mann: Wilhelm Sellschopp. Adressiert war die Karte eines Kavallerie-Leutnants mit der Bitte um Zusendung eines Katalogs nach Rostock ohne Angabe einer genauen Adresse. In Rostock kam sie am 26.8.1902 an und wurde am gleichen Tag ausweislich eines mit blauer Tinte angebrachten Vermerks nach Hamburg weitergeleitet, wieder ohne Adresse. Noch am gleichen Tag ergänzte ein anderer Postler mit einem lila Stift die genaue Adresse und am nächsten Tag (27.8.02) wurde im Postamt HAMBURG 1 die Ankunft oder Ausgabe der Karte mit einem Stempel vermerkt. Solch eine Bearbeitung mit zuerst nur Angabe eines neuen Zielortes und dann der Notierung der genauen Adresse habe ich so noch nicht gesehen.
    Warum diese Karte zuerst nach Rostock geschickt wurde, konnte man im Hause Sellschopp nicht beantworten. Herr Burmeister persönlich antwortete mir bereits 1 Tag später auf meine Email und vermutete, daß die Karte nach Rostock gerichtet war, weil Herr Sellschopp aus der Gegend stammte. Da auch er keine schlüssige Erklärung hatte, können wir also weiter rätseln.


    Dieter

  • Hier eine Karte vom 3.12.1896, die zeigt wie schnell damals transportiert wurde. In Genua am 3.12. geschrieben und (vermutlich) 7 S (abends) abgestempelt. Am nächsten Abend um 10-12N wurde die Ankunft in Rotterdam gestempelt. Das sind Luftlinie immerhin 900 km, ein paar Berge im Hinterland Genuas und die Alpen lagen auch dazwischen. Da kann man nur sagen: Respekt.

  • Hallo zusammen,


    heute zeige ich eine - wie ich finde - recht interessante Postkarte der Fratelli (Gebrüder) Herion in Venedig nach Leipzig. Abgestempelt in Venedig am 2.11.1897 um 9 Uhr abends (9 S) war die Karte bereits am Morgen des 4.11.1897 in Leipzip-Plagwitz. Da die Firma einen großen Ankunftsstempel (recht ungwöhnlich) benutzte wissen wir, daß die Karte bereits um 8.05 Uhr V zugestellt wurde. Ich frage mich, warum der Bestell-Stempel auf 4.11 4-6 V. lautet.

    Der Text der PK besagt, daß man von Stuttgart aus per Postanweisung bezahlt und bittet um Eingangsbestätigung.

    Was mag es wohl gewesen sein, daß eine venezianische Firma einer deutschen Fabrik für Holzbearbeitungsmaschinen Geld zukommen ließ? Und das von Stuttgart aus.

    Allerdings hatte Venedig zu der Zeit noch ca. 140.000 Einwohner und damit waren fast alle Berufe in der Stadt vertreten, die man sich vorstellen kann.


    Dieter

  • Hallo,


    das sind nach Anderson Kreisstempel im Rostviereck, auf italienisch tondo-riquadrati. In Italien wurde diese Form ab ca. 1890 nach und nach eingeführt. Ab Mitte der 1890er Jahre war es der Standard und erst ab Mitte der 1910er Jahre wurden verstärkt Kreisstempel mit Segment oben und unten beschafft. Die vorliegende Stempelform wurde vereinzelt bis Anfang der 1920er benutzt.

    Auch in anderen Postgebieten gab es Stempel dieser Form. Vermehrt sind sie mir in überseeischen Besitzungen der Briten und Niederländer aufgefallen.

    In Italien waren über die Jahre viele Tausend dieser Stempel im Einsatz. Das Standardwerk dazu ist der IL NUOVO GAGGERO mit 290 Seiten.


    viele Grüße

    Dieter

  • Liebe Sammlerfreunde,


    nachdem hier längere Zeit nichts Neues zu sehen war, zeige ich heute einen interessanten Einschreibbrief, der am 28. Februar 1877 in Bologna aufgegeben wurde und nach Lichtenstein in Sachsen lief.

    Es handelt sich um einen Brief der 2. Gew.-St. (15 - 30 g, Gewichtsangabe links oben "G 18"). Frankiert wurde er mit 3 Marken zu 30 Cent.. Italien gehörte zu den Gründungsmitgliedern das Allgemeinen Postvereins, machte aber von der in Art. 3 des Vertrages vorgesehenen Übrgangsregelung für ein erhöhtes Vereinsporto (30 Cent. statt der festgelegten 25 Cent. für den einfachen Brief bzw. die Einschreibgebühr) Gebrauch. Die Marken wurden mit dem Punkt-Nummern-Stempel "5" enwertet. Außerdem befindet sich als Aufgabestempel der Zweikreisstempel des Einschreib-Schalters des Postamts Bologna auf der Anschriftseite.

    Der Brief ist durch den handschriftlichen Vermerk "Raccomandato" und den entsprechenden Rahmenstempel eindeutig als Einschreibbrief charakterisiert, unter der Gewichtsangabe befindet sich zugehörige Nummer.

    Er wurde im geschlossenen Transit durch Österreich befördert. Vom deutschen Austauschpostamt, der Bahnpost Hof - Leipzig, wurde zusätzlich ein Einschreiben-Klebezettel (noch ohne das später obligatorische große "R") angebracht.

    Auf der Siegelseite befinden sich ein sehr undeutlicher Stempel des Bahnhofspostamts von Bologna, 5 Siegel und mit Blaustift der Vermerk, dass der Brief ordnungsgemäß frankiert und eingeschrieben ist.


    Mir den besten Grüßen

    Jürgen

  • Liebe Sammlerfreunde,

    aus gleicher Korrespondenz kann ich noch einen weiteren Brief zeigen, ebenfalls mit dem besonderen Einschreibzettel der deutschen Bahnpost. Es ist allerdings ein Brief der 1. Gew-Stufe, daher nur mit zwei Marken zu 30 Cent. frankiert. Aufgegeben wurde er in Bologna am 20.11.1877.

    In der Zwischenzeit waren in Italien neue Stempeltypen eingeführt worden: Balken-Nummern-Stempel zur Entwertung und große Kreisstempel als Ort-Aufgabestempel.

    Bemerkenswert finde ich auf der Siegelseite den Ankunftsstempel, einen weiter verwendeten sächsischen Achteck-Stempel mit der Ortsangabe "LICHTENSTEIN / CALLNBERG" vom 22.11.1877. Offensichtlich hatten die beiden damals noch selbstständigen Städte Lichtenstein und Callnberg ein gemeinsames Postamt.





    Freundliche Grüße

    Jürgen

  • ebenfalls mit dem besonderen Einschreibzettel der deutschen Bahnpost

    Hallo Jürgen,


    auf dem von unserem guten maunzerle trefflichst organisierten letzten ARGE-Treff in Straubing hat Sammlerfreund und Autor Roland Holzmayr einen grandiosen Vortrag über ins DR instradierende Recos gehalten, die zeitweilig zur unmissverständlichen Kenntlichmachung - so wie hier - mit gesonderten Reco-Zetteln zu versehen waren. Ich habe die von ihm - mit sicherlich nicht gerade mit geringem Aufwand - recherchierten bzw. herangezogenen Regelungen noch lange nicht erfasst, aber eines verstanden: Häufig ist diesbezüglich anders und jeder, der solche Belege vorzeigen kann darf sich ob dessen glücklich schätzen.


    Viele Grüße

    Tim :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Jürgen,


    ich denke nein, das Thema war noch erkennbar in der Aufbauphase. Wenn er die Tage auf dem ARGE-Treff dabei sein sollte, wovon ich ausgehe, dann werde ich mal nachfragen, ob / wann ein Beitrag kommt und gebe dann laut.


    Viele Grüße

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Liebe Freunde,

    heute stelle ich einen meiner Lieblingsbelege vor. Es ist nur ein einfacher Aulandsbrief vom 20 März 1887 aus Turin nach Berlin, frankiert mit einer gewöhnlichen 25 Cent.-Marke. Aber die Adresse, in italienisch geschrieben, lautet in meiner Übersetzung:


    "An Seine Exzellenz / den ruhmreichen Fürsten von Bismark / Großkanzler des Deutschen Kaiserreichs / Berlin"


    Am oberen Rand des Briefes befindet sich ein Registrationsvermerk "Sp. B. 626" sowie mit Blaustift ein großes "M".

    Auf der Siegelseite sind zwei Stempel zu sehen: der Ankunftsstempel des "KABINETS P.A. BERLIN" vom 22.03.1887 und ein schweizerischer Bahnpoststempel "AMBULANT / NR. 41" vom 20.03.1887.

    Leider fehlt eine Angabe des Absenders, und natürlich auch der Inhalt.

    Können die Freunde aus der Schweiz sagen, auf welcher Strecke diese Bahnpost verkehrte?




    Beste Grüße

    Jürgen

  • Hallo Jürgen,


    ein sehr schöner Brief an Bismarck. Ich habe schon diverse Briefe an ihn gesehen, aber einen aus Italien noch nicht und so schön sauber auch eher selten.

    Das Sp. B. könnte eine Register-Nummer der an den Kanzler gerichteten Schreiben sein, möglicherweise für besondere Korrespondenzen. Man müßte dazu mal Briefe an ihn aus der gleichen Zeit sehen.


    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo Jürgen,


    das ist natürlich ein waschechter Kracher, im Jahr 1887, als der Kanzler am 18. Juli den Rückversicherungsvertrag mit Rußland unter Dach und Fach gebracht hatte.


    Er hatte in Italien einen großen "Fan", das war der am 29. Juli 1887 zum Premierminister und Außenminister ernannte Innenminister im Depretis-Kabinett Francesco Crispi (1818-1901), der seinem Lebenslauf zu Folge auch schon einiges in Turin zu tun hatte, dort auch zeitweise gelebt hat:


    Preparing for War, 1887–1888
    Abstract. Many conservatives certainly harboured worries about Francesco Crispi's democratic leanings and the possibility that his impulsiveness might embroil I
    academic.oup.com

    Francesco Crispi


    Das wäre schon ein Ding, wenn der Brief aus seinem Hause stammt. Was ich auch immer wieder hammermäßig finde, ist der Berliner Kabinetts-Postamtsstempel, allein der ist schon der Hingugger überhaupt. Vielen Dank für`s zeigen, das ganz große Kino !


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

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  • Ich habe folgendes bei Stutz Band 1, S. 251 gefunden:


    Beamtenbahnpost 41: Chiasso - Basel.


    Bahnpost-Unterwegssortierung aus Eingang von Mailand. Zug 2


    BP Stempel 41G 1882


    Bespiel ist von 1889. Stimmt wohl für 1887 auch.

  • Hallo in die Runde,

    nachfolgenden Beleg möchte ich zeigen mit einer netten Besonderheit:

    10 Cmi. König Umberto I. Sonderganzsache zum 25. Jahrestag der Befreiung Roms.
    Versandt von Nervi am 3. Dezember 1895 und adressiert nach Dresden-Striesen (Ankunft 5. Dezember)

    Die Karte trägt bildseitig einen hektographierten Aufkleber:

    "Trägt auf der Vorderseite Abbildungen,
    ist deshalb gegen die Postkarten...(?).. (kann ich leider nicht ganz entziffern)
    unzulässig und in einer Bahnpost Hof-
    Leipzig mit der Nachtaxe für einen
    ungenügend frankierten Brief belegt."


    Wurden diese Ganzsachen auch in anderen Länder reklamiert?

    Beste Grüße
    Postgeschichte-Kemser