Express bis 1847 in Bayern

  • Hallo Sammlerfreunde,

    seht mal hier:




    Gruß

    bayernjäger

    2 Mal editiert, zuletzt von bayernjäger ()

  • Liebe Freunde,


    einen Dienst-Express-Brief aus Neuötting mit Postaufgabe in Altötting vom 21.9.1836 von der dortigen Kgl. Bezirks-Bau-Inspektion an das Pfarramt Neuhofen bei Pfarrkirchen darf ich zeigen, der als Königliche-Regierungs-Sache mit dem in roter Tinte gehaltenen Vermerk "Äußerst Dringend" versehen wurde. Ausweislich des Präsentationsvermerks erfolgte die Zustellung am 23.9.1836.

    Da Neuhofen heute ca. 170 Einwohner hat, wird es damals nicht viel mehr gehabt haben und daher ohne eigene Post gewesen sein. Es war also ein waschechter Dienst-Expressbrief aufs flache Land und der Bote, vom Postexpeditor der Abgabepost zu dingen, hatte (s)einen Botenlohn zu fordern, auch wenn dieser nicht auf dem Brief vermerkt wurde.

    Lustig ist noch vorne oben links die Franchise "Ex Offo" = Ex Officio = aus dem Büro, den es in Bayern gar nicht geben durfte, weil die Franchise-Vermerke vorgeschrieben waren und "Ex Offo" war eine österreichische Franchise ...

    Im Inneren des Briefes lesen wir den Grund für die eilige Zustellung:


    "Den angebogenen Kostenvoranschlag wolle gefälligst durchgangen und insofern Erinnerungen zu machen, für nöthig erachtet werden selbe beyge (Textverlust) ausserdessen aber nur die Namensunterschrift angefügt, und dieses Etats-Product umgehend wieder hierher rückgesendet werden, da das Etats-Exbonat bey höchster Kreis-Regierung schon vorliegen soll. Mit Hochachtung! Der Kgl. Bezirks-Ingenieur gez. Unterschrift".

    Unten ist noch ein Kostenvermerk angefügt, der über 282 Gulden und 59 Kreuzer ausgefertigt wurde.

    Ein Kostenbescheid für den Expressboten ist nicht erhalten geblieben. Die Entfernung von Pfarrkirchen bis Neuhofen beträgt fußläufig ca. 9,5 km einfach, so dass ich mir einen Botenlohn von etwas unter einem Gulden vorstellen kann.

    Besonders schön ist die Tatsache, dass der Express-Vermerk in roter Tinte ausgeführt wurde, die sonst nicht auf dem Brief innen und außen zu finden ist - die spätere Express-Vorschrift sagte aus, dass Expressbiefe in roter Tinte in den Manualen und Briefkarten einzutragen waren, damit der emfpangenden Post sofort auffallen musste, dass Expressbriefe unterwegs waren.

  • Liebe Freunde,


    Expressbrief des Grafen Guttenberg "An Den Freiherrlich von Guttenbergischen Patrimonial-Richter 1. Classe Herrn Raab Wohlgeboren cito cito in Weisendorf über Nürnberg und Emskirchen der Herr Posthalter wird gebeten den Brief sogleich nach Weisendorf zu senden".

    Die Aufgabepost in Günzburg taxierte ihn mit 6x am 20.1.1834. Der Inhalt, den ich teilweise wiedergebe, erklärt, warum er sofort ausgetragen werden sollte:


    "... künftigen Mondtag den 23. dieses reise ich, wenn nicht ein unvorgesehenes Hinderniß eintritt, von hier ab und werde also am 24. in Weisendorf eintreffen, wollen Sie dieß meinen Leuten sagen, ich komme mit Fanny, meiner Frau Mutter, dem kleinen Frantz, seinem Erzieher, die Meine ...".

    Aus dieser Korrespondenz kennen wir mehrere Expressbriefe, die außen/innen Expressbotenlöhne aufweisen (oft 15 Kreuzer) - hier ist innen und außen aber nichts vermerkt worden - vlt. kamen an dem Tag auch mehrere Expressbriefe gleichzeitig an, oder der Herr Amtsrichter weilte gerade zufällig bei der Briefankunft in Emskirchen? Wir werden es nie erfahren ...