MiNr. 2 - 3 Kr. blau - Druck und Plattierung

  • Hallo kilke,


    vielen Dank für Deine Einschätzung und Stellungnahme.
    Du schreibst m.E. völlig richtig "Wie ist es praktisch möglich, dass durch die Bearbeitung einer Platte aus den runden Ecken, spitze Ecken werden". Eben - gar nicht. Ich bin der Meinung, dass die Stöckel der 2IIc sehr wohl neu angefertigt wurden, aber eben von der selben Matrize, die bereits zum Prägen der 2IIa- und 2IIb-Stöckel herhalten musste. Mit dem Effekt, dass man aufgrund des Verschleisses dieser Matrize mit der Qualität vieler derartig hergestellter 2IIc-Stöckel nicht zufrieden war, und dieselben einer Nachprägung unterzog, wobei ausserdem sowohl die Matrize wie auch einzelne Stöckel individuell bearbeitet worden sein dürften. Ein Abschleifen der 2IIb-Stöckel (im µm-Bereich!) halte ich für technisch aufwendig und nicht sinnvoll, wenn man noch über die Arbeitsmatrize verfügte bzw. eine neue über den Urstöckel hätte herstellen können, wie es für die 2IIIa im Jahr 1856 dann ja auch geschehen ist.
    Der Vergleich der Marke meines Oggersheim-Briefes vom 5. Feb. 1855 mit der Deines Briefes aus Illertissen (1. Feb. 1853) ist in der Tat interessant - die Marken sind fast identisch im Hinblick auf die als charakteristisch angesprochenen Details. Lediglich die linke obere Ecke ist bei Deiner Marke rund, während bei mir alle 4 etwas in die Ecke hineinlaufen. Ich stimme zu, dass die Ecken nicht wirklich - für 2IIc typisch? - spitz sind, mit der Konsequenz, die Marke dann aufgrund der Verwendung im Feb. 1855 als 2-jährigen Liegenbleiber einzuschätzen, da man in diesem Fall einen 2IIb-Frühdruck annehmen muss.
    Siehst Du das auch so?
    Folgt man der Annahme, das nicht ganz spitze Ecken, also solche die schräg in die Ecken hineinlaufend angefeilt wurden, noch zu 2IIb gehören, dann hätte man bei dem hier gezeigten Brief von Günzburg nach Freising vom 19. Juni 1855 wohl eine Plattenmischfrankatur: links 2IIb, rechts 2IIc (mit der angesprochenen Doppelraute links unten).
    Der zweite Brief (von Bamberg nach Maineck vom 31. Jan 1855) ist auch nicht leicht zu plattieren: die Ecken sind schon ziemlich spitz, zumindest ist keine Rundfeilung oder Abschrägung zu sehen. Also 2IIc schon im Jan. 1855? Das Druckbild wirkt jedoch schon verwaschen und unklar, nicht so, wie man es von einem Frühdruck von neuem Stöckelmaterial erwartet hätte...

  • Hallo mikrokern,


    Deine Theorie, dass mit der selben Matrize die Stöckel der Platten 2a-2c geprägt wurden, hört sich gut an. Die Stöckel der Platte 2c wurden nicht mehr abgerundet.


    Durch Nachprägung, Überarbeitung kam es zu der Doppelraute, zur verstümmelten 3", zu ungleichmässigen Randlinien etc. Ein einfache Lösung, die mir zusagt.


    Die Marke mit MR "251" von Oggersheim ist ein früher Druck der Platte 2b. Da simme ich mit Dir überein.


    Ich möchte einen 12-er Block der Platte 2c (grösste bekannte Einheit dieser Platte) zeigen. Im 20.Sem-Auktionskatalog ist dieser Block abgebildet. Geprüft ist der Block natürlich als Platte 3 (altbekannte Platteneinteilung). Eine Marke ist mit Doppelraute. Es fällt auf, dass zum Rand hin der Druck besser wird, die Ecken sind spitz und die Farbe ist dunkler, intensiver und gleichmässiger. Auf die Randmarken wurde der stärkste Druck ausgeübt. Die im Rahmen eingespannten Stöckel sassen zur Mitte hin nicht mehr so fest im Rahmen, und lagen deshalb minimal tiefer. Es kam zu ungleichen Drucken. Ein Stöckel mit spitzen Ecken aus der Plattenmitte, konnte ein Druckbild mit abgeschrägten Ecken zeigen. Auch waren die geprägten Stöckel uneben, was sich auch auf das Druckbild auswirken konnte.


    Zu Deinen letzten vorgestellten Marken: Die Marke mit MR "20" von Bamberg würde ich der späten, abgenutzten Platte 2b zuteilen.


    Beide Marken auf Brief von "116" Günzburg sind Marken der Platte 2c. Die äussere Rahmenlinie ist in den Ecken ausgeschlagen. Das ist bei frühen Drucken der Platte 2b und 2c der Fall (durch die Nachprägung). Bei späteren Drucken kam man durch Abnutzung in eine tiefere Druckebene, und die vorher ausgeschlagenen Rahmenlinien sind wieder gleichmässig.


    Gruss kilke

  • Hallo kilke,


    vielen Dank für den Beitrag und die scans der Einheit!
    Wenn Du die Marke mit dem Oggersheimer gMR251 für eine frühe 2IIb, jedoch die linke Marke des Günzburg-Briefs (gMR 116) als 2IIc ansiehst, muss ich fragen, worauf genau diese Zuordnung basiert, wenn man mal die Kenntnis über das Verwendungsjahr (laut Briefinhalt) aussen vor lässt.
    Beide Exemplare weisen leicht angerundete, schräge (gefeilte) Ecken auf, die in ihrer "Rundheit" sicher nicht 2IIb-typisch, aber auch nicht 2IIc-spitz sind.
    Mit einer Aussage wie "nur wirklich spitze Ecken charakterisieren 2IIc, alles angefeilte ist noch 2IIb" könnte ich mich anfreunden, aber offenbar verwendest Du noch weitere Kriterien - welche?
    Wie soll eine Nachprägung die äusseren Einfassumgslinien so ausschlagen, dass sie rundgefeilt wirken wie bei der linken Marke des Günzburg-Briefes, die ansonsten ein perfektes, gleichmässiges Druckbild aufweist? Das Phänomen würde dann eher auf die rechte Marke zutreffen, bei der linke untere Ecke schräg/dünn wirkt, als ob sie einer Abquetschung (Nachprägung?) unterworfen worden wäre.
    Mir scheint die Abgrenzung von 2IIb- gegen 2IIc-Exemplaren mit Ecken, die irgendwo zwischen "wirklich rund" (2IIb) und "wirklich spitz" (2IIc) liegen, sehr schwierig und vielleicht auch willkürlich.
    Deine Aussagen zum gezeigten 12er-Block implizieren das Auftreten spitzeckiger Exemplare am Rand, und eher abgerundeter in der Bogenmitte, wobei die Abrundung nicht einer manuellen Abfeilung, sondern dem verminderten Druck geschuldet ist, richtig? Damit dort aber die Ecke nicht mehr voll mitdruckt, müsste ein solches Stöckel ausschliesslich an den (nicht voll druckenden) Ecken minimal höher liegen, da sonst auch andere Teile des Markenbildes einen Druckausfall bzw. Druckminderung aufweisen würden (so zu sehen im Bereich rechts oben bei der linken Marke der mittleren Reihe des 12er-Blocks). Ausserdem dürften die Stöckel auch leicht verkantet eingespannt gewesen sein, was als Konsequenz ein einseitig schwächeres Druckbild einer Markenseite zeigen müsste. Dass gerade und nur die äussersten Spitzen der Ecken von der erhöhten Position des Stöckels in der Platte betroffen sein sollen, kann ich so nicht nachvollziehen.
    Wobei ich auch keine bessere Erklärung für die zur Bogenmitte hin "rundeckigeren" Druckbilder habe, wenn man den 12er-Block anschaut...
    Muss daheim mal nachsehen, ob ich Eck-angerundete Marken vom Bogenrand finde.
    Und wie ist der Brief vom Bahnh. Bamberg vom 31.Jan. 1855 zu erklären mit den für 2IIb untypisch spitzen Ecken? Abgenutztes Stöcke - ok, aber die Ecken sind sehr untypisch für 2IIb, oder??

    Beste Grüsse vom
    µkern

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  • Hallo mikrokern,


    die Marke mit "251" Oggersheim ordne ich der Platte 2b zu, weil die Rahmenlinien nicht ausgeschlagen sind, und weil die Marke in der linken oberen Quadratecke dieses typisch poröse Druckbild der frühen Platte 2b hat. Bei der Marke mit MR "116" Günzburg ist dieses poröse Druckbild links oben nicht zu sehen. Die Marke hat ausgeschlagene Rahmenlinien, welche sooo bei der 2b nicht vorkommen. Ich kann auf dem scan den Farbton schlecht erkennen, aber die Marke müsste einen dunkleres Blau zeigen als die "251".


    Ausgeschlagene Rahmenlinien entstehen durch Nachprägung. Die Rahmenlinien sind nicht zu verwechseln mit den äusseren Randlinien. Die Rahmenlinien sind weis geblieben, hier wurde der Prägestempel eingedrückt. Hat nichts mit spitzen oder runden Ecken zu tun.


    Leider ist auf dem scan des 12-er Blocks, das zum Rand hin bessere und dunklere Druckbild nicht zu erkennen. Unbedingt den 20.Sem-Auktionskatalog besorgen. Ich schicke gerne auch eine gute Farbkopie. Das Randmarken immer dem stärksten Druck ausgesetzt sind, und das dies Auswirkung auf das Druckbild hat, ist bei Doberer "Philatelie für Kenner" nachzulesen. Mehr steht bei de Hesselle "Der schwarze Einser". Auf Seite 51 steht bei "Die Andrucke" folgendes: "Das Wichtigste, was uns die Andrucke lehren, ist der Umstand, dass Teile des Markenbildes bereits verhältnismässig scharfen Druck zeigen, während andere Teile des Markenbildes überhaupt noch nicht mitgedruckt sind......Aus diesen im Druck so ungleichen Andrucken (an einzelnen Stellen bereits viel, an anderen überhaupt noch keine Farbe) ziehen wir die wichtige Lehre, dass die Klischees Unebenheiten in sich bergen; der Fachmann sagt: das Klischee ist nicht plan. Alle Stellen, welche bei den Andrucken und später bei den Originalen im Druck da keine Farben haben, wo eigendlich Farbe sein soll, liegen bei den Druckstöckeln um ein Minimales tiefer als die Oberfläche. Sie kommen deshalb erst dann zum Vorschein, wenn ein grösserer Druck ausgeübt wird, so dass das Klischee tiefer in das Papier eindringen kann und nunmehr auch dort Farbe hinkommt, wo im Klischee leichte Vertiefungen vorhanden sind. Papierunebenheiten spielen selbstverständlich auch eine Rolle."


    Es nehmen also viele verschiedenartige Einwirkungen Einfluss auf das Markenbild.


    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

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  • Hallo kilke (und alle),


    muss leider wieder weiter "theoretisieren", da mich für den Druck und die Plattierung der MiNr 2 sehr begeistern kann, und ich in kilke gerade einen interessierten Diskussionspartner gefunden habe, den ich nicht so leicht loslasse... ;)
    Mit "äussere Rahmenlinien" meinst Du also die äusseren weissen Linien, die den blauen Einfassungslinien am nächsten liegen, richtig?
    Wenn ich jetzt mal meine beide Diskussionsobjekte, die Marke mit dem gMR 251 (Oggersheim), wo die Plattierungs-Tendenz zu einer frühen 2IIb geht, und die mit dem gMR 116 (Günzburg) vergleiche, so fällt es mir schwer, bei letzterer "ausgeschlagenen Rahmenlinien" zu erkennen.
    Was soll an den Rahmenlinien "ausgeschlagen" sein? Beschreibt "ausgeschlagen" die leichte Verdickung rechts unten? Das gibts doch bei 2IIb genauso. Du schreibst ja selbst "Die äussere Rahmenlinie ist in den Ecken ausgeschlagen. Das ist bei frühen Drucken der 2b und 2c der Fall...". Beim Oggersheim-Brief gehtst Du ja auch von einer 2IIb-Frühauflage aus, oder?
    Ich wäre natürlich sehr froh, wenn diese "verbreiterten Rahmenlinien" (gefällt mir besser als "ausgeschlagen", weil intuitiver) - zusammen mit der Spitzigkeit der Ecken - ein gutes Kriterium für die Unterscheidung der Problemfälle 2IIb vs 2IIc darstellen würde.
    Und last not least: Du schreibst "Bei späteren Drucken kam man durch Abnutzung in eine tiefere Druckebene, und die vorher ausgeschlagenen Rahmenlinien sind wieder gleichmässig". Bedeutet das, dass eine angenommene zunehmende Verquetschung der druckenden (blauen) Stöckelteile, also auch äussere Einfassungslinien, als Ursache für die Verschmälerung der weissen Rahmenlinien herhalten soll? Wodurch die "ausgeschlagenen" (verbreiterten) wieder "normal dick" werden? Aber dann sollten ja auch ursprünglich weniger breit ausgeprägte weisse Rahmenlinien im Laufe der Druckzeit immer schmäler werden. Kann man das so belegen?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,


    verbreiterte Rahmenlinien kommen bei den Frühauflagen der 2b und 2c vor. Sie sind entstanden durch die Nachprägung. Der Prägestempel wurde in die Rahmenlinien eingedrückt, die Rahmenlinien waren anschliessend verbreitert. So stelle ich mir das vor. Bei späteren Drucken sind die Rahmenlinien wieder schmäler (durch die Abnutzung der Stöckel). Die Vertiefungen des Stöckels wurden nicht senkrecht, sondern dem Stichel des Stechers folgend, schräg abgestochen (Vogel, Michel Handbuch Seite 6). Schau mal auf zurück auf Seite 2. Es sind 4 Marken mit gleichem Plattenfehler abgebildet (also gleicher Stöckel). Die Rahmenlinie beim frühen Druck "142" ist verbreitert.


    Wir diskutieren über 3% der Marken, die nicht so einfach einer bestimmten Platte zuzuordnen sind. Es ist am besten, wenn "Problemmarken" mit Marken verglichen werden, die schon sicher einer Platte zugeteilt sind (Plattenmerkmale, das Fluidum, Farbgebung...) Die Marken liegen mir nicht vor. Die Abbildungen zeigen, dass die "116" ausgeschlagene Rahmenlinien hat (rechts oben und rechts unten), die ich sooooo bei der Pl.2b noch nicht gesehen habe. Es ist eine Frühauflage. Der typische poröse Druck bei der frühen 2b(immer in der linken oberen Ecke) ist nicht zu sehen. Die Marke müsste ein dunkleres Blau zeigen. Wegen dieser 3 Merkmale ordne ich die "116" der Platte 2c zu. Die "251" ist eine Marke von der Platte 2b. Natürlich ohne Garantie.


    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

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  • Vielen Dank, lieber kilke,
    interessante Gesichtspunkte, und schon in sich stimmig...
    Das mit der verbreiterten weissen Rahmenlinie hatte ich bislang noch nicht mit frühen Auflagen von 2IIb bzw. 2IIc korreliert. Auch die Hypothese, dass bei zunehmender Abnutzung der Platten (Stöckel) die vormals verbreiterten weissen Linien wieder etwas schmäler werden, hat was.
    Und gerade Deine Aussage, dass wir hier "nur" über ca. 3% der schwer plattierbaren Exemplare sprechen, kann ich absolut bestätigen. Für die allermeisten ist die Einteilung 2IIa/b/c relativ einfach.
    Sollen wir mal mit 2IIIa weitermachen? Zeige heute abend mal frühe 2IIIa aus 1856.

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,


    es sind momentan philatelistische Festtage für mich, und das darf ruhig noch ein bischen andauern.


    Was ich noch gerne sehen würde, sind Belege der Platte 3 (Sem) aus 1854 (lt. Sem Platte 3 ab Okt.1854). Laut Vogel Platte 2c ab April 1855.


    Ist die frühe Platte 3 (Sem) mit der frühen Platte 2c (Vogel) identisch??


    Den frühesten mir bekannten Beleg mit einer Marke von der Platte 2c ist Dein gezeigter Brief aus Kaiserslautern vom 22.3.1855.


    Wer zeigt einen Brief aus 1854 mit einer Marke von der Platte 3 (Sem)?


    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo kilke,
    jaaaaaaa genau - super, dass Du DAS auch mal ansprichst, wollte ich auch schon mal diskutieren:
    Mir ist kein Beleg mit 2IIc aus 1854 bekannt! Ich bin der Meinung, dass die Sem'sche Platte 3 "unsere" (d.h. Vogel's) 2IIc umfasst, aber auch abgenutzte Exemplare der 2IIIa aus 1857/58. Er stützt sich dabei lediglich auf die spitzen Ecken (die ich für 2IIc eben erst ab Frühjahr 1855 belegen kann) und ein abgenutzt erscheinendes Druckbild. Daher werden bei Sem die Frühdrucke der 2IIIa aus 1856 m.E. fälschlicherweise als 2IV klassifiziert, doch dazu später mehr)
    Mir ist also keine Platte 3 nach Sem (auch keine Vogel'sche 2IIc) aus 1854 bekannt. Ich sehe das so, dass "frühe Pl. 3 nach Sem " = "frühe 2IIc (Vogel)".

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo,


    und nach dem Nachmittags-posting gleich noch etwas zum Plattierungsthema - nämlich die 2IIIa, wie schon angedroht...
    Zeige hier einen meiner Lieblingsbelege aus der MiNr 2-Serie: Brief aus München nach Oberammergau vom 25. Sep. 1856.
    Wie man an der völlig detaillierten, exakten Zeichnung auch der kleinsten Ornamentdetails sieht, kann das "neue" Druckbild nicht mehr von einer aufs neue überarbeiteten Matrize und nachgeprägten Stöckeln stammen. Nach der Abnutzung der alten Matrize über die Jahre hinweg, die zum Druck von 2IIa, 2IIb und 2IIc zwischen 1850 und 1856 verwendet worden war, hat man sich nun entschlossen, eine neue Arbeitsmatrize vom Urstöckel zu nehmen und davon die Druckstöckel zu prägen. Man sieht das gut an der jetzt wieder intakten kleinen 3 im linken oberen Wertkästchen, sowie an der deutlich ausgeprägten Raute unter der linken unteren 3.
    Ein früherer Beleg für 2IIIa ist mir nicht bekannt. Die exakte Zeichnung der Marke hat Sem wohl dazu bewogen, diese Frühdrucke der 2IIIa mit der 2IV, die erst viel später erschien (Okt. 1858 laut Vogel), in einen Topf zu werfen, sodass er sogar "Mai 1856" als Erscheinungsdatum für 2IV angibt. Wer kann Briefe mit 2IIIa (bzw. Sem 2IV) vor dem Sept. 1856 zeigen?
    Das hat auch dazu geführt, dass die "Platte 4" mit MR-Stempeln der 1. Verteilung gesucht ist. Viele solche Belege dürfte es nicht geben, da Briefe mit der 2IIIa vor dem 20. Nov. 1856 nicht auf Bäumen wachsen...

  • Hallo an alle Markenfreunde,


    die 2IIIa soll jetzt vorgestellt werden.


    Ich zeige einen kleinen Brief aus "18" Augsburg vom 31.August 1856 mit einer Marke von der Platte 3a.


    Die früheste bekannte Verwendung einer Marke von der Platte 3a (ist identisch mit der altbekannten Platte 4) ist nachgewiesen auf einen Brief aus "236" Neustadt nach Candel


    vom 28.August 1856 (mit Fotobefund Schmitt). Der Brief ist abgebildet im Rundbrief 48 auf Seite 2746 der Arbeitsgemeinschaft Bayern klassisch.


    Laut Sem-Katalog war die Verwendungszeit der Platte 4 ca.Mai 1856/1860. Hier widersprechen sich die Prüfer für die Kreuzerausgaben.


    Gibe es Briefe vom Mai,Juni oder Juli 1856 mit Marken von der Platte 2IIIa (Sem 2IV)?


    Gruss kilke

  • Hallo kilke,


    ich glaube nicht an eine Verwendung der 4. Platte nach Sem vor Juli/August 1856. Briefe während der 1. Verteilung sind schon selten und bei der geringen Durchdringung ab Herbst 1856 bin ich mir sicher, dass nur wenige Bezirksämter mit den neuen Bögen beliefert worden sind.


    Toller Brief übrigens - klasse!


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo,


    weil's gerade aktuell ist:
    hier gibts einen "Dreierblock" auf Postvereinsbrief von Regensburg nach Linz vom April 1853. Es handelt sich um einen frühen Druck der 2IIb mit allen entsprechenden Details. Wenn die oberen Marken nicht einen so brutalen Bug hätten, wäre ich wohl dabei...
    http://cgi.ebay.de/1853-Bayern…marke&hash=item3f07331734

  • Hallo,


    und nochmals 2 frühe 2IIIa-Briefe:
    einmal auf Brief aus Augsburg ins mehr als 12 Meilen entfernte Mittenwald vom 8. Okt. 1856, wobei der Schnitt der Marken leider suboptimal ist, und eine dazu noch vom Bug durch den Brief getroffen ist X(
    Für die Plattierungsdokumentation dennoch brauchbar, da er immerhin noch aus der I. Verteilung stammt. Und die Anordnung der Marken ist auch recht kreativ...
    Der zweite Brief aus München nach Augsburg vom 19. Okt. 1856 (ebenfalls noch I. Verteilung) zeigt eine Marke, die m.E. schon nicht mehr einer ganz frühen Auflage zuzurechnen ist, da die Farbe bereits dunkler/übersättigter geraten und leicht verlaufen ist (typisch für die Auflagen von 1857), und auch das Druckbild nicht mehr alle Details der Ornamente so klar zeigt, wie das bei Frühdrucken der Fall war.
    Später kommen dann noch "späte" 2IIIa-Belege, die die Abnutzung der Stöckel dieser Platte belegen.

  • Hallo an alle Markenfreunde,


    beim Prägen der Klischees für die Platte 3a wurde bei einem Klischee die Mitte nicht getroffen. Das Druckbild der Marke ist nach rechts oben versetzt.


    Diese auffälligen Markendruck zeige ich auf einen Brief aus "479" Schweinfurt vom 25.4.1857 und auf 3 Einzelmarken.


    Gruss kilke

  • Hallo kilke,


    in der Tat ein sehr interessantes und von mir bislang nur auf 2IIIa beobachtetes Phänomen.
    Kann dazu einen Brief (aus München nach Erding vom 16. Mai 1857) und eine Einzelmarke zeigen. Beide stammen aus der linken unteren Bogenecke, während Deine Exemplare belegen, dass es entweder mehrere Stöckel mit dem Phänomen der "breiten linken und unteren Einfassungslinie" gegeben haben muss, oder dass das Stöckel im Laufe der Zeit in der Platte gewandert ist (Umpositionierung nach Auseinandernehmen und Reinigung).


    Bei dieser Gelegenheit noch eine Diskussionsanfrage meinerseits zur beobachteten Doppelraute links unten v.a. bei 2IIc:
    Wie kann es sein, dass diese Verdoppelungserscheinung nur links unten beobachtet wird, wo doch eine um Millimeterbruchteile versetzte Prägematrize bei der Klischeenachprägung verschiedener Druckstöckel ähnliche Verdoppelungserscheinungen auch in den anderen Ecken erwarten lassen müsste? Ist doch seltsam, dass dies immer nur links unten zu sehen ist. Und müsste bei einem derartigen "Versatz" von Matrize und Stöckel konsequenterweise nicht auch in der diametral entgegengesetzten Ecke ein Verdoppelungseffekt auftreten, einfach weil die Druckbilder etwas versetzt sind??

  • Hallo mikrokern,


    schön das wir uns "den Ball" zuspielen. Wie schon gesagt, es sind philatelistische Festtage.


    Das Stöckel ist sehr wahrscheinlich gewandert. Ich kenne eine Katalogabbildung mit verschobenen Druckbild auf Brief aus der Umtauschzeit.


    Die Marke ist nicht aus der Bogenecke. Der Stöckel ist wahrscheinlich bei einem späteren Druck in die Bogenecke gewandert.


    Zur Doppelraute links unten ist bei Herrn Sem (Typentafeln) folgendes zu lesen: "Diese Abart lässt sich ausschliesslich im linken unteren Quadrat nachweisen.


    Diese Verdoppelungs-Erscheinungen gehen zum Teil auch auf die benachbarten Einfassungslinien über. Es handelt sich hier um eine Doppelprägung,


    entstanden durch eine Nachprägung des abgenützten Klischees, wobei in der linken unteren Ecke ein geringer Spielraum vorhanden war."


    Gruss kilke

    Wer um Einzelmarken einen Bogen macht hat sich verlaufen.

  • Hallo kilke,


    ja, ich geniesse das genauso, endlich jemand, der mit ähnlichem Enthusiasmus an der MiNr 2 "herumforscht"... :thumbup:
    Das Sem-Zitat ist mir natürlich bekannt, befriedigt aber nicht. Wie soll ich mir das technisch vorstellen, dass lediglich in der linken unteren Ecke "ein geringer Spielraum vorhanden" ist? Dann müssten entweder die Prägematrize oder das Klischee dort anders dimensioniert sein ?(
    Da aber das Druckstöckel aus der Matrize "erzeugt" wurde, kann doch nicht eine Ecke an Fläche zu- oder abnehmen? Ich würde allenfalls eine minimale Verschiebung von Matrize und Klischee bei der Nachprägung für plausibel halten, mit der Folge, dass eben auch auf der anderen Seite/Ecke eine Doppelprägung entstehen müsste.
    Hast Du da eine bessere Erklärung?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo zusammen!


    Heute auch ganz frisch bekommen (größerer Scan geht nicht) - 2 Exemplare der Nr. 2 - 1 x mit Doppelraute + 1 x Druckzufälligkeit neben O von Franco.


    Schöne Grüße


    Bayern-Nerv Volker

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    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)


    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?