Schleswig-Holstein - Frankreich

  • Hallo allerseits,


    Briefe aus Schleswig-Holstein nach Frankreich sind relativ selten. Umso mehr freue ich mich, einen zeigen zu können.


    Dieser Brief wurde vorbildlich mit dem Rayon-Stempel "T.T.R.4." gestempelt und vermutlich noch nach dem Postvertrag von Thurn&Taxis und Frankreich von 1818 behandelt.


    Jedoch erscheint mir das Porto mit 48 Decimes ziemlich hoch.
    Nach meinem Verständnis bezahlte der Empfänger in Frankreich 10 Decimes für den Auslandsanteil eines einfachen Briefes ab Hamburg bis Givet (obwohl Thurn & Taxis diesen nicht erhalten hat, sondern nach Gewicht abgespeist wurde); zusätzlich 9 Decimes innerhalb Frankreichs bis Bordeaux, d.h. insgesamt 19 Decimes. Also müsste es hier eine 2,5 fache Gewichtsprogression geben: 19 x 2,5 = 48 !?


    Nach welchem französischen Tarif (und Gewichtsstaffelung) wurde das ausländische und inländische Porto berechnet?


    Der „Tintenfleck“ links oben (unter dem TTR4-Stempel) könnte eine Paraphe sein, die auf ein höheres Gewicht hindeutet. Aber zu entziffern ist das nicht!?


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,


    oben links lese ich 15g - womit man in Frankreich, wie ich hier lernen durfte, die untere Gewichtung anzeigte (also 15 - 20g). Daher das hohe Porto.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo nordlicht,


    der Vertrag von 1818 bildete noch die Grundlage.
    10 Dec. französisches Inlandsporto (nach dem Tarif von 1828 ) + 9 Dec. Fremdporto.
    Diese 19 Dec. galten für Briefe bis 7,5 Gramm, ab 15 galt das 2,5-fache also 48 Dec.
    Frankreich erstattete an T&T für Briefe aus dem 4. Rayon 22 Kreuzer je 30 Gramm.


    Gruß
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo,


    vielen Dank und merci für die Hilfe.


    Zu meinem Brief ist nun alles verstanden.
    Spannend ist jetzt noch die Frage, die schon unter dem Preußen-Thema "Die Verrechnungsstempel des Vertrags von 1858" gestellt ist, warum Thurn & Taxis die Zuständigkeit für Briefe aus Dänemark nach Frankreich ab 1866 an Preußen abgab, aber die Zuständigkeit für Briefe aus Schleswig-Holstein nach Frankreich behielt ...


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo,


    dieser Brief stammt aus Altona (Holstein/Dänemark) und lief 1820 nicht auf dem üblichen Weg nach Frankreich, sondern über die Niederlande.
    Das belegen die niederländischen Stempel "ALMELO" und "L.P.B.4.R." (Lettres des Pays-Bas du 4.Rayon).


    Das einfache Porto von Almelo bis Valenciennes müsste 8 Decimes und weiter bis Lyon 9 Decimes betragen haben. Da der Brief "8" Gramm wog, wurde das 1,5-fache Porto berechnet, d.h. 26 Decimes.


    Rätselhaft an diesem Brief ist, warum er diesen Weg genommen hat, wie er in die Niederlande gekommen ist bzw. zu welchem Preis. Denn das Gesamtporto beinhaltet nur den niederländischen und französischen Anteil. (auch die Rückseite des Briefes enthält dazu keine Hinweise und der Brief ist kein Einzelfall)


    Über weitere Informationen aus dem Forum würde ich mich freuen.


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,

    .

    eine Verständnisfrage: Woran erkennt man eigentlich, dass der Brief in Altona aufgegeben worden ist ? Sagen dazu rückseitig evtl. noch Durchgangsstempel o.ä. etwas aus ?

    .

    Viele Grüße

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Moin Pälzer,


    rückseitig gibt es keinerlei Stempel und zu dieser Zeit hatten auch nur vereinzelte Städte in Schleswig-Holstein sowie Dänemark einen Stempel.
    Daher kann man die Aufgabe nur aus dem rückseitig notierten Absendeort und dem Fehlen eines Aufgabestempels aus Hamburg ableiten.
    (aber es gibt auch Briefe aus anderen Städten, z.B. Hamburg oder Lübeck, die hinsichtlich der Taxierung genau so aussehen, d.h. es muss eine "überregionale" Regelung für diese Briefe über die Niederlande gegeben haben)


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Hallo nordlicht,
    .


    ist bei den anderen vergleichbareb Briefen auch Almelo immer wieder dabei ? Könnte das evtl. so eine Art forwarder-Geschichte gewesen sein ?
    .


    Viele Grüße
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    Einmal editiert, zuletzt von Pälzer ()