GB – Teneriffa

  • Heute möchte ich einen Brief nach Teneriffa vorstellen, bei dem ich bei der Entschlüsselung der Taxierung nicht weiter komme. Er wurde am 4. November 1828 in Bristol geschrieben und trägt rückseitig einen Ortsstempel von Bristol vom 5. November. Er ist als "Double only" gekennzeichnet und bringt im jetzigen Zustand 10,5 g auf die Waage. Bei der handschriftlichen Taxierung meine ich rechts 5 sh. zu lesen. Könnte es sich bei den beiden Zeichen links daneben um eine prepaid Kennzeichnung handeln? Einen Portovermerk von den Kanarischen Inseln weist der Brief nicht auf.



    Bei Oliver und Tanner "United Kingdom Inland & Overseas Letter Rates" finden sich bis zum Jahr 1828 folgende Angaben:


    1814
    London to Madeira, Canary Is - 1/3½d


    1820
    London to The Azores & Canaries - 2/1d
    Falmouth to The Azores & Canaries - 1/8d


    1828
    London to Madeira, Azores and Canaries – 2/7d


    Die Entfernung von Bristol nach London beträgt 122 Meilen und würde mit 10d bzw. 1 sh. 8d zu Buche schlagen.



    Würde ich nach dem Tarif von 1828 gehen, läge ich beim Doppelbrief von London nach den Kanaren bereits bei 5/2d, also über den 5 sh.


    Eine weitere Möglichkeit wäre, wenn der Brief per Schiff von Bristol aus das Land verlassen hat. Welche Gebühr wäre in einem solchen Fall anzusetzen?


    Bin für jeden Hinweis dankbar.
    Beste Grüße,
    André

  • Hallo traumsand,


    meines Erachtens setzt sich die Gebühr wie folgt zusammen:


    5sh. = 2 x (1sh./8d. + 11d. - 1d.)


    1sh./8d. = einfacher Brief nach Teneriffa
    11d. = Tarif von 1812: 170 bis 230 Meilen (Entfernung von Bristol nach Falmouth)
    1d. = "packet letter reduction" bei Briefen über Falmouth


    Ab Falmouth bis 1843. Danach ab Southampton.


    Viele Grüße,
    nitram


  • Meine jüngste Neuerwerbung. Ein Brief vom 8. Juni 1854 von London per Postschiff (Brazil Packet / 8. Juni 1854) nach Teneriffa.


    Laut Oliver & Tanner betrug das Franko für einen einfachen Brief ab 1847 1s10d:
    "Canary Islands via Falmouth – 1/10d per ½oz"


    Der Empfänger zahlte ab dem 29.6.1853 10 reales pro 1/4 Unze für einen Brief aus Großbritannien. Ab dem 1. Mai 1855 reduzierte sich das Porto auf 4 reales (Quelle: Handbuch der spanischen Philatelie – Teil 2, Oswald Schier, Seite 292)



    Der Brief weist 4 kleine, etwa 9 mm lange in einer Linie angeordnete Schlitze auf, die auf eine Desinfektion in Teneriffa hindeuten. Interessant für mich in diesem Zusammenhang, da ich einen privat beförderten Brief aus dem Jahr 1856 habe, der von Cordoba nach Barcelona geschickt wurde und auch zwei 9 mm lange Schlitze aufweist. Für Spanien selbst konnte ich solche Desinfektionsschlitze bisher nicht nachweisen. Belege aus dem Lazarett San Simon konnten zwar auch klein sein (11 mm), waren jedoch nicht in einer Linie angeordnet.


    Ob die Reinigung des Briefes mit der 3. Cholera Pandemie (1852–1860) im Zusammenhang steht – 1854 grassierte sie auch in London, ist für mich bisher unklar, da mir entsprechende Anordnungen von den Kanarischen Inseln nicht bekannt sind. Laut dem Buch "Mediterranean quarantines, 1750-1914: Space, identity and power" gab seit der Gelbfieber-Epidemie 1811 den Wunsch nach einem Foul-Bill-Lazaret für die Kanaren.


    Hat jemand in seiner Sammlung evtl. weitere Belege mit diesen in einer Linie angeordneten Desinfektionsschlitzen? Mir scheint, das für das Durchstechen ein spezielles Gerät benutzt wurde, da die Abstände zwischen den Schlitzen recht einheitlich um die 19 mm beträgt.