DAP China

  • Tientsin - Kaiserslautern 04.08.1901


    Verehrte Sammlerfreunde,


    im Juni 1900, als in China der Aufstand der Boxerbewegung gegen den europäischen, us-amerikanischen und japanischen Imperialismus bereits zu zahlreichen Ausschreitungen geführt hatte, sah sich das Deutsche Reich durch die Ermordung seines Gesandten Freiher von Ketteler in Peking schwer brüskiert. Freiwillige aus allen Abteilen des Deutschen Reichsheeres wurden aufgerufen um lt. der "Hunnenrede" Kaiser Wilhelms II. vom 27.07.1900 "das schwere Unrecht, das geschehen ist, zu sühnen". Bereits am 03.07.1900 hatte man in Deutschland das Ostasiatische Expeditionskorps in einer Stärke von ca. 19.000 Mann, 861 Geschützen unter dem Oberbefehl von Generalleutnant Emil von Lessel aus Freiwilligen aufgestellt.


    Auch aus Bayern hatten sich zahlreiche Freiwillige gemeldet, u.a. aus dem in der Festung Germersheim stationierten 17. Infanterieregiment „Orff“. Davon durften 56 Unteroffiziere und Mannschaften und ein Offizier den China-Zug mitmachen. Bei letzterem handelte es sich um den Verfasser der nachstehend abgebildeten Feldpostkarte, Oberleutnant Jakob Danner (1865-1942), welcher am 08.07.1900 wunschgemäß ins Ostasiatischen Expeditionskorps versetzt wurde, wo er sich im Einsatz mehrfach auszeichnete. Seine gegen Ende des Niederschlagung des Boxeraufstandes im August 1901 nach Hause in die Pfalz gerichteten Zeilen wie folgt:



    Meine Lieben ! Im Begriff nach Japan über Amerika heimzureisen mit 3 monatl. Urlaub
    erhalte ich Befehl mich unverzüglich beim 2 Batl. 2. Rgts (?),
    welches in Triest landet einzufinden und dort die 8. Komp. zu übernehmen.
    Ich bin hier (Tientsin 4.8.01) auf der Durchreise nach Peking.
    Ich fahre mit Franz Ferdinand, treffe nach meiner ??? ca. 15. September in Triest ein.
    Alles früher Geschriebene ist dadurch über den Haufen geworfen.
    Ich trete das Kommando gerne an, hoffe auf ein schönes Erlebnis.
    Grüß die ??? Euer aller Jakob



    Nach seiner Rückkehr in die Heimat übernahm Danner unter gleichzeitiger Beförderung zum Hauptmann eine Kompanie im 20. Infanterieregiment "Prinz Franz" und führte diese bis 1907. Nach zahlreichen weiteren Versetzungen nahm er im I. Weltkrieg an verschiedensten Einsätzen sowohl an der West- als auch der Ostfront teil. König Ludwig III. nahm ihn aufgrund seiner Leistungen am 01.12.1916 als Ritter in den Militär-Max-Josef-Orden auf, was mit der Erhebung in den Adelsstand verbunden war (Ritter von Danner).


    Nach dem I. Weltkrieg erfolgte die Übernahme in die Vorübergehende Reichswehr, ab 01.10.1919 wurde er Leiter Stadtkommandantur München und zum 01.07.1921 zum Generalmajor erhoben. Während des Hitlerputsches am 8. und 9. November 1923 in München ergriff Danner frühzeitig und entschlossen Maßnahmen gegen die Akteure. Er schied am 31.07.1925 als Generalleutnat aus dem aktiven Dienst und wurde in den Ruhestand verabschiedet. Danner war später erster Präsident des bayerischen Kriegerbundes sowie zweiter Präsident des Reichskriegerbundes Kyffhäuser.


    + Gruß !


    vom Pälzer


    verwendete Quellen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/…nt_%E2%80%9EOrff%E2%80%9C
    http://wiki-de.genealogy.net/O…ditionskorps_(Kaiserreich)
    http://www.dghu.de/17er/geschichte/historie.html
    https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_von_Danner

  • Hallo Tim,


    was für eine Poka! Hammerteil! Besser geht es wohl kaum, oder?


    Text: "... nach meiner Rechnung ..." und "Grüß die L´hafener u. ???".

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    und ich sitze bald Stunden über ein Wort das von allen in dem Text noch zu den eigentlich gut lesbaren gehört....eije :rolleyes:...Danke !



    Besser geht es wohl kaum, oder?


    ...das sieht für pfälzer Verhältnisse schon so bissi danach aus, ich habe aber mittlerweile gelernt: Bei Bayern is halt nie nix auszuschließen. :thumbup:


    + Gruß !


    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Sammlerfreunde,

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    anbei ein sehr schöner, vollständig mit Inhalt erhaltener Kolonien-Vorläuferbeleg mit DR Mi-Nr. 47d, welcher knapp 1 1/2 Monate auf den Weg von China ins linksrheinische Bayern benötigt hat. In diese Zeit fällt der sich seit etwa Herbst 1899 abzeichnende Boxeraufstand, gegen jenen auch das rückseitig vermerkte Kaiserlich III. Seebataillon eingesetzt war. Es war jedoch schon weitaus früher in China stationiert worden. So hatte Kaiser Wilhelm II. nach Ermordung der beiden deutschen Missionare Nies und Henle in China am 1. November 1897 Befehl zur sofortigen Besetzung der Kiautschou-Bucht erteilt.

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    Dazu hatte u.a. unter dem Kommando von Prinz Heinrich von Preussen, dem jüngeren Bruder des Kaisers und Chef des Ostasiatischen Kreuzergeschwaders, das III. Seebataillon (Cuxhaven) am 16. Dezember 1897 Wilhelmshafen verlassen und traf gegen Ende Januar 1898 als Verstärkung der Landungsabteilung in Kiautschou ein. Die lange sechswöchige Seereise wurde mit Gymnastik, Zielübungen, Exerzieren und Unterricht ausgefüllt. Oftmals kam es jedoch schon bei der Überfahrt zu ersten Verlusten durch Krankheit und Hitze.

    .

    Das Bataillon war auf dem deutschen Kolonial-Stützpunkt Qingdao stationiert, der Haupstadt des seit 6. März 1898 von China für 99 Jahre gepachteten und seit 27. April 1898 unter Schutz gestellten "Deutschen Schutzgebiets von Kiautschou". Von dort aus schreibt - stellenweise etwas unklar und rätselhaft - der der 1. Kompanie des III. Seebataillons angehörige Seesoldat Ludwig Koelsch an seinen Freund Ludwigs Semmler in Pirmasens wie folgt:

    .

    Tsingtau 1. Febr(uar) 1900

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    Lieber Freund,

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    Deinen v(om) 20.12.1899 von der König-Karls-Brücke Stuttgart-Cannstatt, ab Pirmasens ist mir soeben geworden (?) und erwiedere alle darauf befindlichen Grüße. Meine Abreise aus dem deutschen China-Lande ist immerhin noch 1. Jahr und da erinnerst du mich an die an dich versprochenen Wünsche zu erfüllen.

    .

    Wie du aber aus obigem Orth siehst bin ich schon einige Monate in obigem Grenz-Detachement (30 Mann) abkommandirt und kann dir leider hier deine Wünsche nicht erfüllen, denn hier ist es nicht als in Tsingtau, aber so wie ich heute Meldung erhalten habe, soll ich im Monat März von hier abgelößt werden, um in der Comp(agnie) einen anderen Posten verwalten muss, welchen bis jetzt noch ein alter Mann vertritt, sobald dies stattgefunden hat, werden alle deine Wünsche somit es in meinen Kräften steht erfüllt.

    .

    Aber das Weihnachtsgeschenk, wie du schreibst überlaße ich euch, denn ihr werdet es auch mißen, was der Soldat annimmt (alles) und zu jeder Zeit. Du schreibst mir, dass ich dir etwas über das Leben, Sitten und Gebräuche mitheilen soll und ich will dir eine kleine Schilderung ablegen.

    .

    Weiteres wirst Du in nächster Zeit in der Pirm.(asenser) Zeit.(ung) lesen. Das Leben ist hier sehr schmachhaft, was hauptsächlich das Klima anbetrifft, denn dies ist hier sehr ungesundt abwechselnd und möchte ich keinem mehr zureden nach hierher zu gehen und das Leben wegen Krankheit auf das Spiel setzen.

    .

    Diesen Sommer wegen der schlechter Witterung leider 64 Kameraden mit Civil gestorben, was wir dieses Jahr nicht hoffen wollen. Über Dienst und ??? Minasche ??? kann man nicht klagen. Gegenwärtig treibt sich hier eine große Räuberbande herum, welche wir Tag und Nacht feste verfolgen, auch schon viele festgenommen.

    Zum Preisschiessen auf S.(einer) M.(ajestät) Geburtstag habe ich mir auf 200 mtr. den 5. Preis erworben.

    Ohne mehr grüßt Dich nebst dem Vater und Geschwistern dein Freund Ludwig

    .

    Bei den Wünschen des Adressaten wird es sich wohl um philatelistische gehandelt haben. Interessant ist der Verweis auf die heimische Presse, man wusste wohl um das große Interesse daheim an den Geschehnissen während des Boxeraufstandes in China. Das aus vier Kompanien Infanterie, einer berittenen Kompanie Kaulianghusaren und einer Batterie Feldartillerie bestehende III. Seebataillon wurde während dessen von Quindao nach Zhili versetzt und dort in mehrere Kontingente aufgeteilt.

    .

    Unter dem Befehl von Oberleutnant zur See Graf von Soden machten sich 50 Soldaten des III. Seebataillons aus Tsingtau, auf den Weg nach Peking, wo sie am 1. Juni 1900 eintrafen und mithalfen, die dortigen Gesandtschaften zu schützen. Ein weiteres Kontigent war kurzfristig bei der Entsetzung Tientsins in der Provinz Petschili eingestzt, weitere kleinere Etappenkommandos waren an der Bahnlinie Taku-Peking stationiert.

    .

    Gegen Ende des Boxersaufstandes kam es in der Umgebung von Quindao noch zur Niederschlagung von Restkräften der Boxer und - z.T. alles andere als rühmlichen - Strafaktionen gegen aufständische Städte und Dörfer der Region. Später im 1. Weltkrieg wurde das III. Seebataillon zur Verteidigung der Festung Tsingtau eingesetzt, welche am 7. November 1914 kapitulieren musste. Nach der Niederlage der deutschen Truppen gegen die Japaner kamen insgesamt rd. 4.700 Deutsche in japanische Kriegsgefangenschaft.


    Viele Grüße
    .
    vom Pälzer


    verwendete Quellen:
    https://books.google.de/books?…i.%20seebataillon&f=false
    https://books.google.de/books?…20seebataillon%20&f=false
    https://www.google.de/url?sa=t…Vaw3-Awn_rFGJS4w5nz9w8WG7

  • Shanghai - Luxemburg


    Ich habe mehrere Belege aus China nach Luxemburg und hänge mit der Portobestimmung fest. Googgeln will mir diesmal nicht wirklich gelingen. Mit dem Leitweg komme ich auch mangels Information nicht klar. Die gezeigten Belege liefen im Transit über New York. Beide Belege wurden einer Zensur in Trier unterzogen.




    Beleg 1: Frankiert mit 14 cent, Stempel unergründlich, dem Stempel auf der Rückseite nach müsste es der 6 März 1915 sein vielleicht auch einen Tag früher. --> Es war der 3.3.
    Ankunft in NY 3 April und in Luxemburg 23 April



    Beleg 2: Frankiert mit 20 cent, Stempel vom 25.12.15, Transit in NY am 31 Januar, Zensur in Trier am 22. Februar, Ankunft in Luxemburg am 22 Februar.



    Könnt ihr mir einen Tipp geben wo ich passende Infos zu Porto und Leitweg finde? Literatur habe ich in diesem Falle leider keine.

    Phila-Gruß


    Lulu

    Einmal editiert, zuletzt von Zockerpeppi ()

  • Hallo Zockerpeppi,

    .

    sehr interessante Belege ! Wir befinden uns mit dem Jahr 1915 mitten im 1. Weltkrieg, als die USA dazu noch neutral standen. Das ist von zentraler Bedeutung für den angefragten Leitweg. Eines liegt schon mal klar auf der Hand: Deutsche Schiffe konnten wegen der sofort nach Kriegsausbruch eingerichteten britischen Seeblockade von China aus nicht mehr in deutsche Häfen kommen. Aus diesem Grund war Deutschland gezwungen die noch möglichen Handelsbeziehungen mit neutralen Ländern, wie der Schweiz, Niederlande, Dänemark und Norwegen zu nutzen.

    .

    Da die Seeblockade im Ärmelkanal von Dover bis Cap Griz-Nez reichte, waren auch sämtliche Überseehäfen im von den deutschen Truppen recht schnell besetzten Belgien nicht mehr erreichbar. Großbritannien gewährte nur noch neutralen Schiffen wie u.a. von den USA und den Niederlanden die Passage der Seeblockade über einen schmal festgelegten Korridor nahe der britischen Küste. Wer davon abwich, lief allerdings auch als Neutraler Gefahr versenkt zu werden. Wer die Passage nahm, wurde von den Briten aufgebracht und nach Kriegskontrabande kontrolliert, mitgeführte Post von/nach Deutschland oft beschlagnahmt.

    .

    Man wollte dem Feind schaden wo man konnte. Aufgrund der langen Liegezeiten in britischen Häfen schadete man damit aber auch den Neutralen wie den USA und den Niederlanden, deren Regierungen / Geschäftsleute sich darüber bei den Briten heftigst beschwerten. Die Kontrollen wurden jedoch mit zunehmender Dauer des Krieges immer strenger, insbesondere auf Druck Frankreichs. Vorliegend ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass als Transportmittel von New York aus neutrale Schiffe der USA oder der Niederlanden eingesetzt worden sind.

    .

    Für das von den Deutschen 1914 besetzte Luxemburg war dann von den Niederlanden aus der deutschen Auslandsüberwachungsstelle Trier zuzuleiten. Interessant auch die dortige Zensur-Behandlung: Den Kohlehändlerbrief hat man offensichtlich nicht geöffnet, nur Durchgang gestempelt, den zweiten, von einem für die Kontrolleure nicht (unbedingt) bekannten Absender hat man linkerseits eröffnet, den Inhalt überprüft und mit einer Zensurbanderole wieder verschlossen.

    .

    Bezüglich der Tarife gehe ich davon aus, dass hier entsprechend wie beim Verkehr nach Deutschland zu verfahren war. Der zuerst gezeigt Beleg vom 03.03.1915 oder 03.04.1915 lag noch in der Gebührenperiode 01.07.1908 - 09.09.1915, wo der Brief bis 20 gr noch 4 Cents kostete, das Einschreiben noch weitere 10 Cents. Der zweite Beleg lag dann in der Gebührenperiode 09.09.1915 bis zur Auflösung der DAP China zum 16.03.1917 mit 10 Cents für den Brief bis 20 gr und 10 Cents für das Einschreiben.


    Viele Grüße
    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • lieber Pälzer,


    vielen Dank für diese ausführliche Anwort. Mir ist erst nachträglich aufgefallen das die Belege an die US Postal Agency in Shanghai übergeben wurden. Hier zwei weitere Belege:



    Karte 1 : 2.1.12 Hankow - Shanghai, zu der Zeit verweilte Ruppert noch bzw wieder in China




    Karte 2 : 26.2.13 Shanghai - Luxemburg, mit Nachgebühr. Ruppert ist wieder in Luxemburg



    Das Ganze gäbe eine tolle Sophy-Story ab. Ich warte noch auf ein Buch mit mehr Details über Ruppert und seine Tätigkeit in China.



    Quelle Wiki

    Phila-Gruß


    Lulu

  • Hallo Zockerpeppi,
    .

    Mir ist erst nachträglich aufgefallen das die Belege an die US Postal Agency in Shanghai übergeben wurden.

    ä

    Auch dieser Weg, nämlich der von China in die USA war aufgrund der Geschehnisse während des 1. WK im Pazifik vorgezeichnet: Die japanische Regierung entschied sich, den Alliierten im Krieg beizustehen. Am 15. August 1914 stellte Japan dem deutschen Kaiser ein Ultimatum, wonach alle deutschen Kriegsschiffe aus chinesischen und japanischen Gewässern abzuziehen und Tsingtau an die Japaner zu übergeben sei. Tags darauf wurde bereits die Einnahme des deutschen Seehandelsstützzpunktes Tsingtau mit japanischen Infanterietruppen vorbereitet.


    Nach Ablauf des Ultimatums am 23. August erklärte Japan dem Deutschen Reich den Krieg, und bereits ab dem 27. August begann die Blockade Tsingtaus von See her. 50.000 Japaner umzingelten das von etwas über 3.000 deutschen Marinesoldaten verteidigte deutsche Schutzgebiet in Fernost. Mit eigenen deutschen Schiffen oder über die französische oder britische Auslandspost in China konnte von dort aus dann natürlich nichts mehr herausbefördert werden, wohl aber noch über die us-amerikanische Postagentur in China und mit Schiffen der - noch - neutralen USA.

    .

    Diese erklärten dem deutschen Kaiserreich erst zum 6. April 1917 den Krieg, schließlich auch China selbst am 14. August 1917. Deine im Prinzip durch zwei Seeblockaden "geeierten" Belege sind insofern schon mächtig feine Stücke und das auch noch aus zwei unterschiedlichen Gebührenperioden !

    .

    Grüße

    .

    vom Pälzer...der sich die beiden Pokas heute abend dann noch einmal genauer anschaut :thumbup:

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

    2 Mal editiert, zuletzt von Pälzer ()

  • Hallo Sammlerfreunde,


    es ist ja schon "entzückend" was da anbei in einem nicht weniger entzückend daherkommenden Deutsch an Geschäftstüchtigkeit an den Tag gelegt worden ist. Man soll es nicht für möglich halten, aber das war halt das "twittern" nach der vorletzten Jahrhundertwende. Immerhin aber hat man die Pfalz korrekt als die Palz bezeichnet ^^


    Viele Grüße

    vom Pälzer

  • Liebe Sammlerfreunde,


    nach dem die Renovierungsmaßnahmen endlich abgeschlossen sind und das Arbeits- und Philateliezimmer wieder benutzbar ist, melde ich mich mit einem neuen Beleg zu einem meiner Randsammelgebiete zurück: Amerikanische Private Mail in US Diplomatic Pouch.


    Zunächst einige Hintergrundinformationen aus einem Artikel, den ich vor einiger Zeit in der ArGe Ungarn veröffentlicht hatte:

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts handelten die USA mit ca 25 Staaten bilaterale Verträge zur Behandlung diplomatischer Taschen, in denen Dokumente, Post etc transportiert wurde. Ziel war die sichere und zuverlässige Zustellung dieser zwischen den Botschaften der Vereinigten Staaten von Amerika und dem Außenministerium (Departement of State) in Washington D.C. durch Kuriere spedierten Beutel. Sie waren ursprünglich für dienstliche Angelegenheiten gedacht, aber Privatpost wurde ebenfalls relativ schnell akzeptiert.

    Diese Transporte erfolgten also ohne Einbeziehung der jeweiligen ausländischen Postverwaltungen. Eine Frankierung des Briefes mit ungarischen Wertzeichen scheint dementsprechend unnötig. Die Erklärung liegt vermutlich in einer besonderen Interpretation durch die US-Postverwaltung des Artikel 11 Abs 1 der Konvention des Weltpostvereins von 1897: „Die Frankierung der Sendungen kann nur mittelst der im Ursprungslande für die Privatkorrespondenz gültigen Postwertzeichen bewirkt werden.“ Deshalb verlangte sie, dass die in Privatpost trotz der Mitnahme in den „Diplomatic Pouch“ mit Briefmarken des Ursprungslandes frankiert werden müssen. Trotz intensiver Suche in den Verordnungen der US Post findet sich kein entsprechender Hinweis, allerdings versandte das Außenministerium am 9. Januar 1904 eine Note „Circular to Consular Officers” , in der alle Vertretungen im Ausland auf die Frankaturpflicht mit Marken des Absendelandes hingewiesen wurden.



    Bei diesem Brief summieren sich aber einige Ausnahmen:

    • Der angehörige der Amerikanischen Botschaft in Peking verwendete eine Deutsche Marke anstelle einer chinesischen.
    • In der Botschaft ein Kastenstempel der amerikanischen Botschaft abgeschlagen, was nicht notwendig war
    • Bei der Ankunft wurde der Stempel "Received in Mail Room" des State Departments abgeschlagen, der nur sehr selten verwendete wurde.
    • Der Empfänger war ein US Despatch Agent. Diese Übernahmen Verteil-und Transportdienste für die amerikanische Regieren (vor allem Außen- und Verteidigungsministerium). Der bekannteste ist Benjamin Franklin Stevens in London.

    Ich kenne bisher nur diesen Private Mail in US Diplomatic Pouch aus den Deutschen Kolonien. Vielleicht hat ein Leser noch einen anderen Brief...


    Viele Grüße


    Martin


    P.S.: für Ralph bayern klassisch - leider ist nichts auf der Rückseite

    2 Mal editiert, zuletzt von Ungarn-1867 ()