Bayern - Laufzettel

  • Hallo,


    auf der Innenseite dieses Laufzettels schreibt Postmeister Kolb aus Kempten, dass am 4. März ein Brief an Nikolaus Tartello in Geneve über Lindau abgesendet wurde. Die Adresse dieses Briefes war falsch überschrieben und soll statt Geneve Genua heißen. Man ersucht daher diesen Brief gefälligst an unterzeichnete Postverwaltung retour zu senden.
    Der Lindauer Postmeister Freiherr von Frei bestätigte, dass der Brief am 4. März mit der reitenden Post nach Schaffhausen ging.
    Schaffhausen bestätigte, dass der Brief am 6. März nach Bern gesandt wurde.
    Bern bestätigte, dass der Brief per Courier am 7. März nach Geneve abging.
    Mich würde nun interessieren, was der auf dem Laufzettel stehende französische Text bedeutet.


    Grüße von liball

  • Hallo Karl,
    NB: von Kolb – Kempten hatte nur Postverwaltung, damit eigentlich nur einem Postverwalter.
    Franz Josef Benedikt Kolb der seit Juli 1808 in Adel gehoben würde/Edler von Kolb, erhielte aber in November 1808 auch Titel Postmeister.
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Hallo Liball,


    der Text lautet wie folgt:


    Reclamation d’une Lettre Chargée adressée à Nicolas Tartello à Geneve, qui [a] eté déstinée à la même adresse mais pour Gênes et qui veuillez nous retourner pour la rendre à l’Expediteur.


    Der Schreiber war wohl eher kein Muttersprachler, der hätte die Akzente richtig gesetzt.


    Rückforderung eines eingeschriebenen Briefes, adressiert an Nicolas Tartello in Genf, der an die gleiche Adresse geschickt wurde, aber nach Genua, und den Sie uns zurücksenden wollen, damit er an den Aufgeber zurückgegeben werden kann.


    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liball,


    Eine nachträglich aufgefallene Fehladressierung - was es alles so gab :)
    Glückwunsch!


    Gruß
    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hallo Adriana,


    nach meinen bescheidenen Unterlagen über die "Staatspost" waren in Kempten und in Lindau im Bodensee bereits seit 1808 k.b. Postämter und somit keine Postverwaltungen.
    Postverwaltungen im Schwabenland waren Kaufbeuren ab 1812, Neuburg a.D. ab 1808 und etwas später ab 1835 Mindelheim.
    Habe ich da etwas übersehen?

    Grüße aus Frankfurt
    Heribert

  • Guten Abend Heribert,
    eine schöne Frage
    Aus Post Akten:
    1.3.1808 unterstand Postamt Lindau die Postverwaltung Kempten mit festangestelltem Personal.
    6.7.1808 war Kempten Postverwaltung des OPAmt Augsburg...
    15.11.1808 haben seine Majestät dem K. Postverwalter in Kempten, von Kolb, den Titel als Postmeister allergnädigst verliehen..usw.
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen Laufzettel der reitenden Post von Castell nach Kitzingen und retour. Die Entfernung zwischen Castell und Kitzingen beträgt 16 km (!). Wie wir aus dem voll erhaltenen Inhalt erkennen können, bezog man sich am 8.1.1865 in Castell auf ein rekommandirtes Schreiben an Poststallmeister Then in Kitzingen vom 6.1.1865.


    Nicht nur, dass ich überhaupt keinen Laufzettel auf vergleichbar kurzer Strecke kenne - auch eine Zwischenzeit von Absender des qualifizierten Poststücks zur Absendung eines Laufzettels von nur 2 Tagen dürfte absolut einmalig sein.


    Jedenfalls wurde der Laufzettel als Post - Sache (P.S. hier nicht Partei - Sache!) unter Recommadation kostenlos versand, war also ein Dienst - Laufzettel. Postexpeditor Holzinger muss also am 8.1. etwas vorgelegen haben, was darauf hin deutete, dass das Einschreiben von vor 2 Tagen dort wohl nicht angekommen zu sein schien.


    Die Antwort über 2 Seiten liest sich wie folgt:


    "Praes: 9. Januar 65 No 39 (Manualnummer vorne oben links von Kitzingen, die Abgangsmanualnummer von 92 stammte von Castell und wurde gestrichen).
    Der am 6. Dießem dort
    abgegangene Briefbeutel,
    in welchem sich obenbezeichneter
    Brief befand, wurde vom
    Conducteur am 7. dieß früh
    nicht abgegeben, sondern
    überfuhr die hiesige Station,
    wo er solchen dann in Würzburg
    zur Abgabe brachte.
    Erst nachmittags 4 Uhr langte
    dieser von dort hier an, wo


    verte


    leider aber der darin be-
    findliche recommandirte Brief
    nicht mehr dem eigentlichen
    Zwecke entsprach.
    Die unterfertigte K. Post-
    Expedition hat daer nicht
    Schuld an der verspäteten
    Bestellung dieses Briefes.
    Laut Briefträger - Bescheinig-
    ungsbuch (Schalter) wurde dieser
    dem Herrn Adressaten gegen
    Empfangsbestätigung alsbald
    zugestellt.


    Kitzingen am 9. Januar 1865
    Königl. Postexpedition
    gez. Unterschrift".


    Unter der Unterschrift des Castellschen Postexpeditors Holzinger steht vor noch:


    "Fraglichen Brief habe ich am 8. januar 1865 richtig erhalten. Kitzingen, 9. Jan. 1865
    Then, Königlicher Poststallmeister".


    P.S. Bei der Mini - Sammlung "Laufzettel" bin ich jetzt schon beim 2. Rahmen ... nur noch 1,8 Rahmen und ich kann ausstellen ...

  • Hallo Ralph,
    gefehlt mir..
    Sag mal wie viele Sammlungen hast du denn? :rolleyes:
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • ... die mit bayerischer Relevanz 32 - die andere zähle ich nicht ...


    Schön, wenn dir so etwas gut gefällt. Vlt. mache ich einen Topp - Rahmen aus den besten Laufzetteln und versuche mich 2018 im 1 - Rahmen - Wettbewerb in Sifi? Das mit dem Aufziehen hätte ich, obwohl einiges im A3 - Format auszuführen sein würde, an einem betriebsarmen Wochenende geschafft.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph,
    bis 2018 ist noch lange Zeit..vielleicht zeigst du hin und wieder hier auch was? Außerdem wenn ich vor deinem Rahmen stehen werde erlaubt mir keiner was rauszuholen und sich näher ansehen.. :D
    Spaß, mach es gutes gelingen!


    32 ++ - das kommentiere ich lieber nicht :rolleyes:
    LG A

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • ... danke für deine kommentatorische Zurückhaltung - das Wochenende ist gerettet. :D:D


    Ja, du hast Recht mit dem Zeigen - aber die sind in mehreren Sammlungen verstreut, daher ist es nicht so einfach mit Album auf, Scans machen, Album zu.


    Die meisten sind innen auch größer als A4 - auch ein Problem für mich dann. Hätte ich dunnemals nicht so viele Farbpatronen für meine Multifunktionsgerät gekauft, hätte ich dieses längst verschenkt und mir ein A3 - Multifunktionsgerät gekauft - dann wäre das alles kein Problem. Aber so ...


    Wenn du vor DEM Rahmen stehst, wiest du etwas länger stehen bleiben, auch wenn kein Laufzettel an Zumstein geht. Glaubs mir. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • ... ich habe soeben mein Erscheinen in Sindelfingen für den 1-Rahmen-Wettbewerb 2017 und 2018 abgesagt ... :D:D:D

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Prima - den nehme ich als Leibwache mit und zahle ihm den doppelten Stundenlohn. :P

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    dieses Laufschreiben ist mir ins Haus geflattert.


    Man war auf der Suche nach einem am 7.5.1917 in Landshut aufgegeben Paket nach Neunkirchen bei Saargemünd.
    Dort vrmerkte man am 29.5.17 "Weiter nach Neunkirchen Saar z. Erledigung fragl. Paket hat hier nicht vorgelegen"
    Vom P.A. Neunkirchen Saar ist nur der Eingangsvermerk vorhanden.


    Gruß
    bayernjäger

  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen Laufzettel (LZ), von dem ich nicht geglaubt hätte, ihn jemals sehen zu dürfen, geschweige denn zu besitzen, doch das Laufzettel - Wunder geschah ...


    Eine Fahrpostsendung von Augsburg an einen in bayerischen Diensten stehenden Militär in Frankreich war dort scheinbar nicht angekommen (was Wunder!), so dass der Absender in Augsburg zu seinem Oberpostamte lief, um Beschwerde zu führen. Diese nahm sich der Sache an und sandte ein Schreiben mit der Manualnummer 1 an ein "K. bayer. Feldpostamt in Frankreich ibi ubi" unter Chargé. "Ibi ubi" bedeutete hier kein französischer Ort, sondern war lateinisch für "wo immer das sein sollte", weil man ja in Augsburg nicht wissen konnte, wo das passende Feldpostamt lag.


    Historie: Mit dem böhmischen Heer des österreichischen Feldmarschalls von Schwarzenberg marschierten bayerische Truppen unter General von Wrede ab Januar 1814 nach Frankreich, nachdem Napoleons Armeen geschlagen worden waren. Die Feldpost war auf 2 Feldpostdetachements aufgeteilt worden, weil die Grenzlinie zu lang für eines gewesen wäre. Zwischen Basel und Epinal mussten daher Feldpostrelais installiert werden. Erst nach dem Frieden vom 30.5.1814 zog sich das Feldpostamt aus Frankreich zurück, verblieb jedoch weiterhin mobil, weil der Lage angemessen.


    Weiter mit unserem Stück: Irgendwann lief es per Feldpost nach Augsburg zurück, wo man den Inhalt an die K. Postwagensexpedition Obergünzburg (Schwaben) unter der Nr. 210 eingetragen hatte und unten links notierte man noch "Laufzettel Nro. 255". Wo die anderen 254 Laufzettel heute sind, weiß der liebe Gott (wenn er ein Bayernsammler ist, wovon ich mal ausgehe).


    Nett auch der Verschluss des Oberpostamts Augsburg, der hier als Siegeloblate genutzt wurde und schon an sich äußerst selten zu finden ist - auf einem Laufzettel, noch dazu per Feldpost und nach Frankreich, kenne ich keinen weiteren.

  • Liebe Freunde,


    unter dem 3.5.1815 fragte das Oberpostamt Würzburg, Abteilung Hauptbriefpostexpedition, beim K. B. Grenzpostamt Hof an, ob ein Einschreiben nach Leipzig denn auch richtig angekommen wäre. Da Hof ein multiples Postamt war, das für Bayern, Preußen und Sachsen gleichzeitig arbeitete, sandte man die Anfrage, die ein Laufzettel war, nach Leipzig weiter, wo sie bearbeitet wurde und das Untersuchungsergebnis, heute leider nicht mehr vorhanden, dem Postamt in Hof mitgeteilt wurde.


    Hof faltete den Laufzettel um und adressierte ihn neu mit: "Laufzettel Nr. 67 retour An die königl. Oberpostamts - Brief - Expedition Würzburg" und vermerkte "KDS" = Königliche Dienst - Sache, um zu zeigen, dass hier keine Kosten angefallen waren, weil es sich um Leistungen für einen Dienstlaufzettel handelte. Desweiteren versah man in Hof am 27.5.1815 noch den LZ mit seinem grünen Chargé - Stempel, so dass ein ganz nettes Briefchen aus ihm wurde.


    Dergleichen Belege blieben nur wenige erhalten und wir müssen dankbar sein, ein paar wenige besitzen zu dürfen.

  • Liebe Freunde,


    ein kurzer Abriss des Geschehenen, ehe man in Weiden einen Laufzettel bei der Fahrpost aufgabe:


    Am 23.12.1825 sandte man einen Brief 4 Loth schwer mit 5 Gulden und30 Kreuzern an eine Zeitung in München. Selbstverständlich erwartete man die Zusendung einer entsprechenden Quittung und alles wäre gut gewesen. War es aber nicht, denn eine Quittung, oder irgend etwas anderes, das belegt hätte, dass die 5 1/2 Gulden gut in der Hauptstadt angekommen wären, vermisste man schmerzlich.


    Daher ging man am 22.2.1826 zu seiner Post und verlangte einen Laufzettel abzufertigen, um zu klären, wo das Geld hingekommen sei. Dafür legte man den Original - Postschein bei (Risiko!!), formulierte seinen Antrag und ließ das Ganze nach Amberg abgehen. Amberg erhielt den LZ, las alles gut durch und quittierte den Erhalt der Sendung und die richtige Weiterleitung nach München. Dann lief er in die Hauptstadt, wo der Empfänger, die ortsansässige Zeitung, den Erhalt des Gelden rein quittierte. Sodann lief er wieder schnurstracks der Aufgabepost in Weiden zu, die ihn, noch immer mit dem Postschein (!!) aushändigte.


    Das Zusammenbleiben von Postschein und Laufzettel ist eigentlich nur dann möglich gewesen, wenn die Sendung beraubt, gestohlen, verloren oder unterschlagen wurde. Das war hier nicht der Fall. Ich habe ca. 70 - 80 Laufzettel von Bayern gelesen und studiert - einen wie den hier kannte ich zuvor noch nicht, denn jetzt hatte der Postkunde sowohl den Postschein, wie auch den Laufzettel in der Hand und das durfte natürlich nicht sein, weil nach der Postvorschrift die Aushändigung des Laufzettels nur gegen den Postschein erfolgen durfte. Wieder eine Contravention und diesmal keine kleine ...