Baden nach Bayern 1806-71

  • Liebe Freunde,


    aus der Reihe: Was ist denn hier passiert, zeige ich ein simples Kuvert aus Baden (Constanz) mit 3x vom 16.11.1868 nach Ludwigshafen. Der Gebührenreform vom 1.1.1868 war es zu verdanken, dass nun alle Briefe in die Vertragsstaaten und im Inland Badens nur noch 3x kosteten, wenn sie maximal einlöthig waren.


    Die Aufgabepost sandte den Brief in das nahe, aber eher unbedeutendere Ludwigshafen am Bodensee, wo er am selben Tag ankam. Aber ein Friedrich Kohlund war dort nicht anzutreffen oder gar bekannt, denn man nahm das Kuvert kurzerhand und notierte "am Rhein". Ui, jetzt kam Bayern und damit die Pfalz ins Spiel, denn bedeutender war damals schon Ludwigshafen am Rhein.


    Jedenfalls schlug der Brief am 18.11. in LU / Pfalz ein, konnte jedoch auch dort nicht zugestellt werden. Siegelseitig lesen wir: Hier unbekannt. Ludwigshafen den 18/11 68. Dies bestätigte das Königliche Polizeicommissariat Ludwigshafen. Vor 1868 waren offenbar die Postbehörden genug hinsichtlich der Ermittlung von Empfängern, ab 1.1.1868 wurden auch die lokalen Polizeibehörden involviert.


    Ludwigshafen sandte den Brief "Retour". Die badische Bahnpost übernahm ihn auf der Strecke Heidelberg - Mannheim - Carlsruhe am selben Tag und brachte ihn am 19.11. nach Constanz zurück, wo er dem Absender ausgehändigt wurde.


    Viel Lärm um Nichts, könnte man jetzt sagen - aber sind es nicht genau diese Briefe, die menscheln und uns ob ihrer kleinen Postgeschichte zu erfreuen mögen?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • ...ja da legds di nieder 8o


    ...vor allem einen Pfälzer !


    Vielen Dank für`s zeigen + erläutern dieses Schmankerl`s + Gruß !


    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Guten Tag zusammen,
    zur Portoersparnis: aus Frankreich (Strasbourg), in Baden (Kehl) aufgegeben nach Bayern (Obrigheim/Pfalz). Die Beschreibung ergibt sich aus dem Albumblatt. Solche Briefe nach Baden gibt es häufiger, ins rechtsrheinische Bayern soll es sie geben (bitte zeigen!), in das pfälzische Bayern dürften sie sehr selten sein. Wer einen hat, darf ihn gerne hier zeigen und/oder mir auch gerne anbieten, sofern er ihn nicht brauchen sollte ;) .
    Beste Grüße

  • Lieber HOS,


    ein kleines Schmankerl - ich werde wenn es Zeit gibt auch einen in die Pfalz zeigen (nach dem rechtsrheinischen Bayern gibt es Dutzende, aber auch da sind so schöne rar gesät.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Verehrte Freunde,


    vor kurzem kam der erste Baden-Brief in meine Heimatsammlung, kein sehr ansehnliches Exemplar, mit eher unsauberen Stempeln aus Mannheim und einer Verfärbung, die leider ein wenig auf die Marke übergreift, sowie als weiterem Manko einer fehlenden Seitenklappe. Ich hätte ihn sicher nicht gekauft, wenn ich damit nicht eine Fehlleitung belegen könnte.


    Statt im niederbayerischen Ering bei Passau, wie in der Adresse richtig vermerkt, traf der Brief am 4.12.1854 nämlich irrtümlich im oberbayerischen Erding ein. Von dort wurde er dann nach Simbach am Inn weitergeleitet, wo er drei Tage später einlief (Ering bekam erst 1861 eine Expedition.)



    Wo geschlampt wurde, kann ich leider nicht sagen, denn es fehlt, wie bereits gesagt, eine Seitenklappe, auf der vermutlich weitere Stempel abgeschlagen waren.
    Es handelt sich nicht um eine Nachsendung, denn der Adressat Stuhlberger war wirklich in Ering beheimatet (wie das "Adreßbuch der Kaufleute, Fabrikanten und Gewerbsleute von Bayern" aus dem Jahr 1858 belegt).


    Kann man den Weg, den der Brief genommen hat, wenigstens ungefähr skizzieren?
    Mannheim kartierte wohl eher nicht direkt nach Erding, ich vermute den Fehler eher auf bayerischer Seite. Liege ich damit richtig?


    Viele Grüße aus Erding (what a difference a single letter makes)!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Erdinger


    Ein interessanter Brief. Glückwünsche :)


    Wie der Laufweg sein sollte wage ich nicht zu sagen. Eine Vermutung ist die Kartierung Mannheim-München wo der Brief den ganzen Weg mit dem Bahn gelaufen ist. So ich vermute dann dass der Fehler in München gemacht war.


    Eine Frage habe ich - wie war der Laufweg weiter? Über Dorfen und Mühldorf?


    Eine zweite Frage - kennst du der eigentliche Laufweg von München nach Ering? Ich vermute dass der Brief so wie so über Simbach laufen sollte. Und dann ist Erding nicht so weit weg von der Hauptweg.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Lieber Nils,


    um die Frage beantworten zu können, müsste ich erst die Postkurse der damaligen Zeit genau studieren.
    Ich vermute, der Brief wäre regulär von München über Hohenlinden/Haag/Ampfing und von da über Mühldorf nach Simbach gelangt.
    Bedingt durch die Fehlleitung könnte er nun über Dorfen und Ampfing gelaufen sein - 3 Tage Laufzeit an normalen Wochentagen scheint ziemlich lang.


    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!


    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Lieber Erdinger,


    erst jetzt gesehen - dein Brief lief mit der badischen Bahnpost über Heidelberg und Pforzheim nach Stuttgart, mit der württembergischen Bahnpost nach Ulm und mit der bayerischen Bahnpost von Neu-Ulm über Augsburg und München nach Großhesselohe, ehe er der Postkutsche anvertraut wurde.


    Der Vermerk "p(er) Passau" wurde erst nachträglich angebracht und nicht von der Hand des Absenders; ich vermute, dass dies in Mannheim bei der Aufgabe geschah, wo man ja die Weichen für den späteren Transport zu stellen hatte.


    Eine Kartierung Mannheim - Erding kann man schon daher ausschließen, weil das Postaufkommen zwischen diesen beiden Orten im ganzen Jahr wohl maximal im zweistelligen Bereich anzusiedeln gewesen wäre und das war viel zu wenig, als dass man hierfür einen Paketschluss eingerichtet hätte.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    Briefe mit Poste restante - Vermerken sind sehr selten, was diese beiden Postgebiete angeht. Hier einer aus Mannheim aus dem Jahr 1867, also kurze Zeit vor dem Ende des einst kostenpflichtigen Sonderdienstes (hier noch 4x, siehe oben). Ganz rechts oben ist mit sepiafarbener Tinte die Nummer vermerkt, unter der er alphabetisch im Restantebuch Münchens eingetragen worden war.


    Wenn mir jetzt noch ein verständiger Badener sagen kann, um welches Kuvert es sich dabei handelt, bin ich rund herum glücklich mit dem Stück.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Ralph!

    Wenn mir jetzt noch ein verständiger Badener sagen kann, um welches Kuvert es sich dabei handelt, bin ich rund herum glücklich mit dem Stück.


    Das kannst Du auch sein! Das Wichtigste zu dieser Seltenheit hast Du gesagt: in meiner Sammlung findet sich ein einziger Poste-restante-Brief – und der ist dann trotzdem noch zugestellt worden :( ….


    Was Dir fehlt, ist eine Michel-Nummer:


    Ganz sicher kann ich es anhand des Scans nicht sagen (aber auch mit dem Beleg in der Hand hätte ich vermutlich ein Problem, zwischen U 11 und U 14 zu unterscheiden), aber anhand der Verwendung im Jahr 1867 ist es sehr wahrscheinlich das Couvert U 14, das 1866 an die Schalter kam und erstmalig in Baden, nämlich von der Druckerei Max Eberle in Karlsruhe, gedruckt wurde, nachdem die preußische Staatsdruckerei (die bis dahin den Druckauftrag für die badischen Ganzsachen besaß) nach einigem Hin und Her wegen der Kriegsereignisse die Prägestempel zurückgegeben hatte.


    Liebe Grüße von balf_de

  • Lieber balf_de,


    dann notiere ich mal U 14, voraus gesetzt diese ist günstiger, als die konkurrierende U 11.


    Wenn du nur einen poste restante Brief hast, dann deckt sich das mit meinen Erfahrungen.


    Danke für deine Hilfe und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    kann mir evtl. jemand die "Betriebsanleitung" für die nachstehende Drucksache (ohne Inhalt) geben ? ;( Aufgegeben von Isidor Weizmann & Co / Mannheim an das - heute noch außerordentlich erfolgreiche - Weingut Zumstein in Bad Dürkheim. Leider ist das Stück ohne Inhalt. Andererseites kann man froh drum sein eine Datierung erhalten zu haben. Ich vermute, dass markenseitig des Belegs noch ein Drucksachenkopf war, den man leider abgetrennt hat. Etwas merkwürdig kommt mir aber auch die Faltung und die Positionierung der Absenderbeschriftung vor. Wurde letztere evtl. erst nach dem Empfang notiert ?


    + Gruß


    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,


    deine DS wurde auf ein Viertel ihrer natürlichen Größe gefaltet und so aufgegeben. Da war nicht mehr dabei, bis auf den Inhalt, der der doppelten Größe des jetzigen Bogens entsprochen haben dürfte.


    Der Empfänger hat wohl den Absendernamen notiert - das war dann später schneller zu finden, als wenn man jede DS hätte einzeln aufklappen müssen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    die Mi-Nr. 10 auf dem nachstehenden Beleg hatte wohl eine etwas wässerige Farbe beim Drucken. Die weißen Rahmenlinien sind deswegen z.T. auch verengt oder ganz verschwunden, wie bspw. am Innenrahmen unten links. Eine PF ist das m.E. nicht, sollte es jemand anders sehen, lasse ich mich natürlich gerne korrigieren.


    Bei dem Absender, die chemische Fabrick Wohlgelegen, handelt es sich um eine von dem Mannheimer Industriellen Paul Franz Giulini im Jahre 1823 gegründeten Schwefelsäurefabrik die ab 1837 auch die Erzeugung von Soda nach dem Le Blanc-Verfahren aufnahm.


    Paul Franz Giulini und sein Bruder Johann Baptist waren 1822 Mannheimer Bürger geworden. Sie riefen 1842 auch in Nürnberg eine chemische Fabrik zur Erzeugung von Schwefelsäure, Alaun und Vitriol ins Leben, deren Leitung durch Johann Baptist Giulini erfolgte.


    1849 wurde das Werk dem Sohn von Paul Franz Giulini, dem Chemiker Dr. Lorenz Cäsar Anton Giulini sowie an Carl Clemm-Lennig und Carl Fries verkauft. Durch Fusion wurde das Werk Wohlgelegen 1854 in den Verein chemischer Fabriken in Mannheim überführt.


    Das Unternehmen errang in der erstarkenden chemischen Großindustrie Mannheims eine führende und bedeutende Rolle und besteht heute noch als Zweigwerk der Kali-Chemie AG Hannover.


    Giulini ist seit der Gründerzeit auch im linksrheinischen Ludwigshafen zu einer nicht mehr weg zu denkenden Größe geraten, dazu mehr aber einmal an anderer Stelle.


    Schönen Gruß


    vom Pälzer

  • Liebe Freunde,


    in diesem Forum ist es das Privileg des lieben balf_de, Belege aus Heidelberg zu zeigen und diese Vorgabe ist durchaus konsensfähig.


    Aber eine Ausnahme darf sich ein alter Postgeschichtler doch mal erlauben und diese möchte ich hier präsentieren.


    Am 6.11.1869 schrieb man einen weniger attraktiven Brief im schönen Heidelberg an die Firma Georg Feiger Söhne in Würzburg. Die mit ihm versehene 3x Marke der letzten Ausgabe Badens wies den Brief als einfachen Gewichts aus. Artig stempelte man den Brief und die Marke in Heidelberg - aber dann muss etwas schief gegangen sein, denn vorn und hinten sehen wir den Ringnummernstempel 63 abgeschlagen, der nun nicht wirklich zu Würzburg oder Bayern gehörte.


    Tatsächlich war der 63er der Postexpedition in Hüfingen zugeteilt worden - aber Hüfingen lag nicht auf dem Weg von Heidelberg nach Würzburg, sondern kurz vor der Schweizergrenze in Richtung Konstanz. Üblich wäre es hier m. E. gewesen, den Ortsstempel auf der Siegelseite abzuschlagen und den Brief dann wieder Richtung Bayern zu kartieren. 2 Abschläge von absolut aussagearmen Ringnummernstempeln kenne ich bei derartigen Briefen nicht.


    Die überragende Schnelligkeit der damaligen Post beweist der Eingangsstempel einen Tag später in Würzburg, so dass man über das Datum gar keine Verspätung erkennen konnte. Ob der Empfänger in Würzburg aber schon Literatur darüber besaß, welcher Postexpedition in Baden die Nr. 63 zugeordnet worden war?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Lieber bayern klassisch,


    leider ist mir dieser Beitrag irgendwie durch die Lappen gegangen, sonst hätte ich sicher schon früher hier Stellung genommen - obwohl ich ja eigentlich nicht gerne der Bote schlechter Nachrichten bin ...


    Denn ich glaube nicht, dass der Nummernstempel aus Hüfingen "koscher" ist. Jedenfalls wäre es eine völlig neue Erkenntnis, wenn man in Hüfingen im Jahr 1869 noch den Nummernstempel im Einsatz gehabt hätte. Nach meiner Kenntnis kommt nur der Stempel 175 (Baden-Bahnhof) auch auf der letzten Ausgabe - MiNr. 23-25 vor.


    Wie Du weißt, bin ich alles nur kein "Hüfingen-Experte", aber den echten Stempel kann ich aus meiner "Nummer-18-Sammlung" zeigen. Ich denke, der Stempel auf Deinem Brief nach Würzburg ist - warum auch immer - gefälscht.


    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Hallo zusammen,


    einen kleinen Zugang zu meiner Heidelberger Post nach Bayern kann ich vermelden:


    am 15. Januar 1853 ging der kleine Brief nach Miltenberg am Main. 3 x Porto besagt, dass die Entfernung weniger als 10 Meilen betrug. Damit gehört Miltenberg sicher zu den ganz wenigen bayrischen Postorten (abgesehen von der Rheinpfalz), die von Heidelberg aus im ersten Entfernungsrayon liegen. Jedenfalls war es nur knapp darunter.


    Also: mein einziger 3-Kreuzer-Brief aus der DÖPV-Zeit ins bayrische "Stammland".


    Viele Grüße
    Alfred (balf_de)

  • Lieber balf_de,


    vielen Dank für deine Antwort und das Vergleichsmaterial zu #75 und 76 - da magst du Recht haben. Ich bringe das gute Stück mal mit nach KA zum ARGE - Treffen, dann kannst du es live begutachten.


    Mit deinem 3x Brief ins rechtsrheinische Bayern hast du Recht - viele wird es nicht geben und unter den wenigen wird auch kaum einer so gut aussehen, wie dein Schätzchen. Auch "kleine" Briefe können viel Freude machen ... jedenfalls uns beiden. :P:)


    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    beide Korrespondenten werden es bei dem nachstehenden Briefchen - mit Mi-Nr. 18 - aus Ettlingen ein bischen hastig gehabt haben, der Absender bei der Adressierung, die Empfängerin bei der Eröffnung. Was durch deren recht grobe Umsetzung ziemlich deutlich wird, ist die hellbläulich-lackartige Innenbeschichtung des Minibriefformats, was für das Jahr 1865 ja schon recht fortschrittlich ausschaun tut.


    + Gruß


    vom Pälzer

  • ... immerhin war dieser Brief an die Bäckerstochter schon der 33., den ihr Verehrer an sie geschrieben hat - somit bezahlt 99 Kreuzer (nicht Luftballons!). Ob sie später geheiratet haben?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.