• liebe Sammlerkolleginnen und Kollegen,
    ich habe hier zwei Briefe aus Berlin, die beide einen Nebenstempel tragen, einmal in schwarz, einmal in grün:


    BOTENMEISTEREI
    D.K. KREISG BERLIN
    Flindt


    Die Briefe sind einmal bei der Stadtpostexpedition XI und einmal bei der Stadtpostexpedition VIII abgestempelt worden. Beide Briefe stammen aus 1860. Wem sind solche Stempel bekannt? Wer kann Näheres dazu sagen?
    viele Grüße
    preussen_fan
    Erwin W.

  • hallo Ulf,
    danke für die Antwort. Ich hatte diesen Stempel nicht als Beamtenstempel eingestuft, da von einer Botenmeisterei die Rede ist und außerdem zwei unterschiedliche Postämter beteiligt sind. Ich habe aber nochmals nachgesehen, es handelt sich bei beiden Briefen tatsächlich um den gleichen Absender, das Königliche Kreisgericht. Außerdem habe ich bei Feuser nachgeschlagen und bei den Beamtenstempeln tatsächlich eine Hinweis auf Botenmeister gefunden.
    Anscheinen war im Kreisgericht eine Abteilung, die Botenmeisterei, dafür zuständig, die Post zu erledigen und den Franchisestempel aufzusetzen.
    viele Grüße
    Erwin W.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    ein portofreier Brief aus Posen nach Kankel, polnisch Kakolewie, bei Lissa, polnisch Leszno von 1867.


    Preußisch wurde die Gegend erstmalig nach der 2. Polnischen Teilung 1793. Mit dem Frieden von Tilsit 1807 wurden die Orte dem Herzogtum Warschau zugeschlagen und damit wieder polnisch, um dann nach der napoleonischen Zeit bei dem Wiener Kongress 1815 wiederum preußisch zu werden.


    Dieser Hintergrund macht die Besonderheiten dieses Briefes plausibel:

    Die Portofreiheit begründet sich auf der Franchise Allgemeine Kirchen-Sache, bestätigt durch den Beamtenstempel Brzeski und das rückseitige Dienstsiegel des Erzbistums Posen. Selten zu sehen ist ein doppelsprachiger Franchise-Stempel, nämlich in deutsch und polnisch.

    Ebenso ist die komplette Adresse wie auch der Inhalt in Polnisch verfasst.

    Dies zeigt, dass auch 50 Jahre nach der Eingliederung in Preußen in diesen Gegenden das Polnische noch immer verbreitet war. (Ist jetzt in diesem Forum nicht nötig, aber könnte mal ein Denkanstoss an diejenigen sein, die Preußen als Synonym für ein reines Deutschtum ansehen)


    Rückseitig findet man 1/2 Sgr. Bestellgeld notiert, woran man ersehen kann, dass Portofreiheit diese Post-Dienstleistung nicht beinhaltete.
    Aufgabe und Zustellung erfolgten am selben Tag.



    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    deutsch-polnische Geschichte pur - dazu sehr schön und sicher nicht allzu teuer. Was will man mehr? O.K., eine Contravention wäre wohl die Kirsche auf der Torte, aber es geht sicher auch so ... :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Lieber Ralph,


    finde den Brief auch schön erhalten und gestempelt, zumal der verwendete Beamtenstempel in den alten Veröffentlichungen von Münzberg nicht enthalten ist. Und zum Preis: wenn das Porto den größeren Anteil am Gesamtbetrag hat ...

    Der Beleg ist ein Zeitdokument, das einen geschichtlichen Aspekt jenseits wichtiger Ereignisse oder großer Namen aufzeigt und damit in einen Abschnitt meiner Preußen-Sammlung passt, die wohl nie irgendwo gezeigt wird. :)


    Gruß

    Michael

  • Lieber Michael,


    manchmal beschleicht mit das Gefühl, dass die interessantesten Sammlungen gerade die sind, die niemals gezeigt werden werden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo liebe Freunde,


    ich denke, dieser Brief vom 28.02.1854 von Danzig nach Graudenz passt in dieses Thema.


    Schöne Grüße

    Bayern-Nerv Volker

    Nimm dir im Leben ruhig die Zeit zum Sammeln und genieße einen guten Wein, denn die gesammelte Zeit nimmt dir irgendwann das Leben und dann wird man um dich weinen. (V.R.)


    Bayernfarbenvielfaltverrückt - warum nicht?

  • Hallo, anbei einen Behördenbrief mit einen Namensstempel (ich lese Niclas:) . Sollte dieser Stempel die Portofreiheit rechtfertigen?




    Viele Grüße

    Enrico

  • Hallo Enrico,


    nicht rechtfertigen - das ging nur über den rein staatlichen Inhalt, sondern bestätigen mit seiner "Unterschrift" = Stempel ("Beamtenstempel").


    Ich habe einen Preussenbrief mit dem Stempel des Beamten "Nürnberg". Rate mal, warum ich den gekauft hat, obwohl er nicht nach Bayern lief? :D :D

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Enrico,


    der Beamtenstempel Niclas ist bekannt. Im Ergänzungsband der 1. Auflage von Feuser, Deutsche Vorphilatelie ist er auf Seite 246 zu finden. Von den 15 Seiten dort blieb in der 2000er Auflage leider nur 1 Seite übrig. Also ein Grund, die alte Auflage nicht so einfach abzugeben.


    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo zusammen,


    wenn sich jemand für dieses Thema interessiert, sei auf diese Abhandlung verwiesen:


    Preussische Beamtenstempel

    nach Vorlagen von R. Ritter, Kamen, und Texten von H. Jehke, Bielefeld, bearbeitet von W. Münzberg

    Heft 41 Postgeschichte und Altbriefkunde, 1976


    Zwar schon etwas älter, aber mit 29 Seiten noch immer eine Grundlage.


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

  • Hat dann ja nichts mit den bayr. Briefträgerstempeln zu tun, oder?

    Nein, die hatten mit den Briefträgerstempeln in Bayern überhaupt nichts zu tun. Die Liste der Portofreiheiten in Preußen und der Berechtigten ist ungeheuer lang. Vor ein paar Wochen gab es einen Hinweis auf ein Buch, das dieses Thema behandelt. Ich meine, es hat über 270 Seiten.

    Zu Zeiten des NDP wurde dieser Dschungel stark beschnitten, was vermutlich zu einem ordentlichen zusätzlichen Umsatz führte.


    Dieter

  • Eine Anmerkung dazu:

    Die Anzahl der Portofreiheiten war bei Preußen extrem groß. Es gab aber nur für einen sehr kleinen Bereich der Portofreiheiten die sogenannten Beamtenstempel. Grundlage dazu bildete das Regulativ wegen Reservierung und Verrechnung des Porto's in Rechtsangelegenheiten vom 1.10.1837, in Kraft ab dem 1.1.1838. Im Jahr 1852 gab es eine weitere Verfügung zu dem Thema.

    Es handelte sich um Stempel preußischer Justiz-Beamter und daher findet man diese Stempel auch nur auf Briefen aus den entsprechenden Ämtern.

    wahrscheinlich ist die Suche nach dem Heft mit einem etwas größeren Zeitaufwand verbunden. ;)

    Nicht, wenn man das DASV-Archiv-Digital hat (siehe hier).


    Viele Grüße

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte