Aufstand in Baden 1848/49

  • Hallo Sammlerfreunde,


    nach langer Abstinenz wieder einmal ein "Lebenszeichen".
    Nachfogenden Brief möchte ich euch nicht vorenthalten, den ich unter obiger Überschrift abgelegt habe, obwohl er ja eigentlich im Nachgang zur Badischen Revolution zu sehen ist.


    Es handelt sich um einen Feldpost-Orts-(!!)-Charge (??)-Brief aus Frankfurt a.M. mit Inhalt vom 31.12.1849, welcher dem Feldpostamt des preussichen 3. Armeekorps zur Beförderung übergeben wurde.
    Empfänger des Briefes ist Dr. W.(ilhelm) Jordan, seinerzeit Abgeordneter in der Nationalversammlung. Auf einen Chargebrief tippe ich aufgrund des Rötelgitters neben dem Stempel.


    Absender des Briefes ist kein Geringerer, als seine Königliche Hoheit Prinz Wilhelm von Preussen, der sogenannte "Kartätschenprinz", späterer König von Preussen bzw. ab 1871 Deutscher Kaiser Wilhelm I.


    Er bedankt sich in seinem Schreiben (leider etwas kurz gehalten, dafür aber mit Goldkante !) bei Dr. Jordan für den "erstatteten Bericht über die nächsten Geld und Organisations Bedürfnisse der Marine". (Dr. Jordan war Marinerat im Reichshandelsministerium und beschäftigte sich mit dem Aufbau der Reichsflotte, siehe Wikipedia)
    Die rückseitig fehlende Oberklappe des Briefumschlages wird wohl durch
    das exzellent erhaltete Wachssiegel "Correspondenz-Siegel ...." mehr als
    wett gemacht.


    Viel Spass beim Betrachten wünscht
    Postgeschichte-Kemser


    PS: Was ich nicht ganz entziffern kann, ist die Bemerkung links unten über "Feldpost"

  • Hallo Schorsch,


    großes Kino! :P:P:P


    Königliche Prinzliche Angelegenheit steht unten links - also portofrei. Einen Postschein gab es wohl nicht, aber er wurde wohl wegen der Prominenz wie ein Chargébrief behandelt (war ja in Bayern ähnlich).

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Liebe Freunde,


    dank PF ging mir dieses Vögelchen ins Netz und ich möchte es euch nicht vorenthalten, ist es doch das 2. von dreien, die ich kenne und die alle aus derselben Korrespondenz stammen.


    Lorenz von Lerchenfeld Aham schrieb am 15.10.1849 in Speyer "Mademoiselle Fanny de Lerchenfeld Aham à Wurzbourg, Dominikanerplatz No. 242, Militairbrief franco" folgendes:


    "Liebe theure Fanny!
    Eben erhalte ich deine leibenZeilen. Mit
    welcher Freude sie mich erfüllen, kann ich
    dir nicht sagen. Ich will eilen, vielleicht
    geht dieser Brief noch mit fort.
    Vor 8 Tagen kann ich jetzt hier nicht weg,
    ausgenommen es wäre dringend nöthig.
    Die Taufe laßt vornehmen.
    Es muß sich ohnehin in dieser Zeit entscheien,
    ob wir länger hier bleiben.
    Der Armeebefehl brachte nichts, bis ganz
    getröstet darüber.
    In größter Eile
    Dein Lorenz
    Küsse Marie innig".


    Natürlich habe ich weder den Absender, noch die Empfängerin und das Kind (Marie?), das wohl im Oktober 1849 in Würzburg geboren wurde, im Netz gefunden.


    Siegelseitig sehen wir ein bayer. Militärsiegel, weswegen der Brief portofrei laufen konnte und den Ankunftsstempel von Würzburg vom 17.10.1849.


    Kleiner Brief mit großem Kino - einfach mal nachlesen, was 1849 so in Baden (Speyer liegt ja am Rhein direkt gegenüber der badischen Seite) so alles los war ...