Schweden - Altdeutschland

  • Hallo zusammen,
    "Schweden - Baden" wollte ich zuerst diesen Thread überschreiben, aber ich denke, dass wir auch mit diesem weiter gefassten Titel nicht Gefahr laufen, dass wir von der großen Anzahl an Belegen erschlagen werden …
    Auf Umwegen erreichte der Brief aus der Universitätsstadt Upsala, wo er am 1. Juli 1858 aufgeliefert wurde, meine Heimatstadt Heidelberg 9 Tage später, nachdem er vom Herrn Professor Larson aus Schweden im Postamt von Bad Homburg nicht abgeholt wurde. Offensichtlich hatte er dort seine Nachsendeadresse hinterlassen.
    Vorderseitig ist neben dem Stempel aus Upsala auch ein preußischer Durchgangsstempel "aus Schweden per Stralsund" abgeschlagen, siegelseitig sind Transitstempel aus Hamburg, Frankfurt und Homburg (?) zu erkennen; es folgt der Heidelberger Ankunftstempel, der doppelt abgeschlagen wurde.
    Auch Taxvermerke sind erkennbar: 27 Kreuzer kostete laut Rainer Bracks Auslandshandbuch seit 1851 ein einfacher Brief aus Baden nach Schweden (siehe Anlage). Auch auf meinem Brief aus Upsala sind zunächst 27 Kreuzer taxiert. Dazu habe ich jetzt eine einfache Frage: gelten die Tarife für die badische Post ins Ausland auch umgekehrt für Portobriefe aus den jeweiligen Ländern?
    Zu den 27 Kreuzern wurden weitere 6 Kreuzer addiert - galt das für die Weiterbeförderung aus Homburg nach Heidelberg durch die Taxis-Post? Wenn ja, war das gerechtfertigt?
    Einen letzten Taxvermerk sieht man siegelseitig: mit der blauen "9" ist wohl der Portoanteil in Kreuzern für den Postverein gemeint (der an Preussen abzuliefern war).

    Viele Grüße
    balf_de)

  • Hallo balf_de,

    Dazu habe ich jetzt eine einfache Frage: gelten die Tarife für die badische Post ins Ausland auch umgekehrt für Portobriefe aus den jeweiligen Ländern?


    Im Zangerle steht, dass ab 1.7.1852 bei der Beförderung im Sommer über Stralsund durch Preußen 27x für frankierte oder unfrankierte Briefe angefallen sind. 9x PV, 9x preußisch-schwedische Seetaxe, und 9x schwedische Inlandstaxe. Auf deinem Portobrief sind 27x vermerkt, du siehst also, es galt auch für den umgekehrten Weg.


    Einen letzten Taxvermerk sieht man siegelseitig: mit der blauen "9" ist wohl der Portoanteil in Kreuzern für den Postverein gemeint (der an Preussen abzuliefern war).


    ...diesen Vermerk deute ich eher als den schwedischen Anteil von 9x.

    Viele Grüsse
    Christian

  • Lieber balf_de,

    solch ein Brief ist für jeden Thread hier gut und eine Wohltat für die Augen. :P:P

    Links oben sehen wir 2 1/2 Sgr., die für Schweden verauslagt wurden. Über die Ostsee kostete es nochmals 2 1/2 Sgr., denn dein Brief lief im Juli = Hochsommer über die Ostsee. Nur in den Wintermonaten fror die Ostsee gerne mal zu, so dass dann die Landroute über Dänemark zu nehmen gewesen wäre.

    Er kam also mit 5 Sgr. belastet in Stralsund an. Diese 5 Sgr. waren als ausländisches Porto paritätisch zu reduzieren, also nicht, wie man es im Postverein gerechnet hätte, 5 mal 3 Kr. = 15 Kr., sondern 5 mal 3,5 = 17,5 = gerundet 18 Kr.. Dazu kamen für Preußen, Stralsund wurde ja Aufgabepost im Postverein, 9 Kr., so dass sich die 27 Kr. erklären (nach den süddeutschen Gebieten war ja immer von der Aufgabepost = Stralsund in der Währung der Abgabepost = Bad Homburg = Kreuzer zu taxieren. Die 9 Kr. siegelseitig hast du völlig richtig erkannt und erklärt, Chapeau!

    Da er poste restante in Bad Homburg als Zielpost zu gestellen war, hätte er 3 Monate lang nach Eingang dort ausgesteckt werden müssen, in der Hoffnung, dass er für 27 Kr. abgeholt würde. Der siegelseitige Distributionstempel war obsolet, denn poste restante gestellte Briefe durften ja nicht dem Briefträger zur Bestellung übergeben werden.

    Weil er aber nicht 3 Monate lang im schönen Bad Homburg lag, sondern innerhalb weniger Tage in Heidelberg einschlug, muss von der Hand des Empfängers in Bad Homburg ein Schreiben vorgelegen haben, oder nach dorthin von Heidelberg gelangt sein, wonach ihm alle Post, auch die poste restante gestellten Poststücke, nach Heidelberg nachzuschicken waren.

    Eigentlich hätte man "Auf Verlangen nach Heidelberg" seitens der Bad Homburger Post notieren müssen, aber der Brief war eh schon frontseitig etwas schriftüberladen, so dass man sich dies schenkte.

    Weil er aber poste restante in Bad Homburg gestellt worden war, galt er posttechnisch als ausgeliefert - und zwar der Post dort! Damit war eine Weiterleitung auf Wunsch des Adressaten immer eine neue Aufgabe, die natürlich Gebühren nach sich zog - hier über 10 bis 20 Meilen ein zweites Porto von 6 Kr..

    Da er immer noch unter poste restante in Heidelberg ankam, wäre zu prüfen, ob man nur 33 Kr. an Postporto für ihn zu zahlen hatte, oder ob die Heidelberger Post für ihre Dienstleistung noch etwas Geld intern von ihm verlangen durfte. Wenn ja, weißt du, wie hoch diese Kosten für poste restante waren?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo roteratte

    Es ist eine "allgemeine Bekanntmachung" vom Landshövding ( https://de.wikipedia.org/wiki/Landshövding ) an den Pfarrer in Grimmebo für den Gottesdienst 1. Juni 1788. Der Landhövding war in Halmstad Schloss ansässig. Genau wo Grimmebo ist habe ich noch nicht herausgefunden.
    Den Text muss ich leider später durchlesen.

    Ob dieser Bekanntmachung mit Post gelaufen war weiss ich nicht. Es war aber eilig da er express zu zu stellen war.

    Viele Grüsse
    Nils