Briefe mit Postzustellungsurkunde

  • Frisch aus dem Urlaub heimgekehrt habe ich mich sogleich wieder der Philatelie zugewandt. Auf einem Tauschtag habe ich einen Brief mit Postzutsellungsurkunde herausgefischt, der mich sofort elektrisiert hat. In 25 Jahren habe ich sowas noch nicht gesehen. Der Beleg weist gleich 3 Besonderheiten auf.
    Die Erste ist der Rücksendungsgrund. Das habe ich so noch nie gesehen. Verstorben, unbekannt, abgereist oder mehrere Namensgleiche Empfänger sind oft zu sehen, aber verheiratet ist mir noch nie über den Weg gelaufen.
    Wer sieht die anderen zwei Besonderheiten?

    Der Beleg ist übrigens mit Inhalt, den ich für zeitgeschichtlich
    hochinteressant halte. Dieser wird bei der Auflösung nachgeliefert.

  • Hallo wuerttemberger,

    offenbar hatte man Probleme mit der Identität der Empfängerin - nicht übel.

    Was mich wundert als Laie: An wen zurück? Ich kann gar nicht erkennen, woran man den Absender festmachen konnte, oder habe ich etwas übersehen?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo wuerttemberger,

    offenbar hatte man Probleme mit der Identität der Empfängerin - nicht übel.

    Was mich wundert als Laie: An wen zurück? Ich kann gar nicht erkennen, woran man den Absender festmachen konnte, oder habe ich etwas übersehen?


    Richtig erkannt. Es steht kein Absender auf dem Brief, obwohl das laut Postordnung §25 Abs. III zwingend vorgeschrieben war. Jedoch war dem Brief eine PZU beigefügt, die der Absender hoffentlich richtig ausgefüllt hatte. Das war die kleinere der verbliebenen Besonderheiten.

    Gruß

    wuerttemberger

  • Hallo wuerttemberger,

    die Mehrzahl der erhaltenen Briefe mit Zustellungsurkunde stammt von Ämtern und vor allem von Gerichtsvollziehern.
    Könnte das ein Brief privaten Ursprungs sein?

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Erdinger

    Richtig, das ist ein Brief mit PZU von einem privater Absender und nur äußerst selten einmal zu sehen. Eine Veröffentlichung der Arge Krone-Adler sprach davon, dass aus deren Zeit nur 2 Stück bekannt seien. Die privaten Absender bevorzugten bei einer nachzuweisenden Sendung Einschreiben mit Rückschein. Vermutlich war ihnen ein Brief mit PZU zu kompliziert. Den Inhalt möchte ich euch auch noch zeigen.

  • wuerttemberger,

    dachte ich mir’s doch. Als ich dieses Stück auf der Messe in München aus einer Kiste zog, verspürte ich auch einen leichten elektrischen Schlag. War zwar nicht billig, aber mit der Optik und der Besonerheit sein Geld allemal wert.

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Wieder ein Brief mit PZU den ich in dieser Form noch nicht - bewußt - gesehen habe. In Preussen war das Avers-Verfahren seit 1892(?) für die Behörden eine große Erleichterung. Die Reichspost bekam eine pauschale Summe pro Jahr und die Behörden hatten im Gegenzug nur den Aversvermerk auf den Sendungen anzubringen.
    Im Jahre 1903 sollte aber erst mal wieder gezählt werden, ob die Pauschsumme überhaupt noch dem Postaufkommen entspricht. Es mußten also Zähldienstmarken auf den Sendungen angebracht werden. Dies geschah auch auf diesem Brief mit PZU innerhalb von Gleiwitz. Vorsichtshalber lieferte der Gerichtsschreiber gleich zwei Schreibweisen des Vornamens von Rentier Rappaport ab, aber das verfing, nicht denn nur Rentier Rappaport mit ganz anderem Vornamen war in Gleiwitz ansässig. Also lief der Brief wieder zurück. Von den virtuell gezahlten 25 Pfennig wurden nun 20 Pfennig wieder erstattet. Wurden die auf dem virtuellen Konto wieder zurückgebucht oder flossen echte 20 Pfennig. Wer kennt sich in den Tiefen des Ablösungsverfahrens aus?

    Gruß

    wuerttemberger

  • Hallo wuerttemberger,
    der Aversionalvertrag 21 mit Preußen trat am 1.4.1894 in Kraft, es wurde eine jährliche Summe von 6 Millionen Mark festgelegt ( 1900 schon 8,8 Millionen Mark).
    In der Verordnung zu den Zähldienstmarken 1903 gab es einen extra Absatz zu nicht zugestellten mit Zähldienstmarken frankierten Briefen mit Zustellurkunde.
    Leider habe ich diesen nirgendwo bisher gefunden, aber im Buch über Postgebührenablösung ( Band 171 Postempelgilde) wird er erwähnt.
    Ich denke es war so:
    Die Reichspost stellte den teilnehmenden Behörden über das Finanzministerium Preußens die Zähldienstmarken zur Verfügung. Am Jahresende 1903 wurde der Verbrauch
    abgerechnet, er ergab die Pauschale für 1904. Bei deinem Brief wurde die Marke entwertet und die 25 Pfennige wären in die Abrechnung eingeflossen. Durch die nicht ausgeführte Zustellung wurde aber nur 5 Pf. für Ortsbrieftarif " verbraucht", Preußen konnte sich von den 20 Pf. Zustellgebühr entlasten. Neben einer Rückrechnung der nicht verbrauchten Marken Ende 1903 gab es eine Entlastungsliste für zwar frankierte aber nicht "verbrauchte" Postgebühren.
    Ortsbriefe waren nicht im Vertrag 21 eingebunden, es bedurfte einer Absprache mit der Reichspost zu jeder Dienstelle um diese mit aufzunehmen.
    Beste Grüße Bernd

  • Hallo,
    bei nicht zustellbaren Briefen mit Zustellurkunde war die Rücksendung des Briefes Portofrei, dem Absender wurde die Zustellgebühr ( 20 Pf.) und die Gebühr für die Rücksendung der Urkunde ( 10 Pf. im Fernverkehr) von der Reichspost erstattet.
    Beste Grüße Bernd

  • Liebe Sammlerkollegen

    ab wann war bei PZU im Dt. Reich die vereinfachte Zustellung also ohne Abschrift für den Empfänger möglich ?

    Zum erstenmal finde ich diesen Begriff in der Postordnung vom 20.3.1900 bei http://www.philhaha.de. In den älteren Postordnungen ist immer nur die Rede von der gewöhnlichen Zustellung mit Abschrift für den Empfänger.

    Stutzig machte mich dann allerdings ein Eintrag im allwissenden Wikipedia (www.wikipedia/wiki.org/zustellungsurkunde)

    "Die Form der Zustellung hat mehrfach gewechselt. Seit 1900 kann der Absender sich künftig wieder in privaten Angelegenheiten der vereinfachten Zustellung bedienen."

    Weiß jemand Näheres ?

    Danke

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
    ist länger schnell !

  • Die vereinfachte Zustellung müsste schon ab 1879 möglich gewesen sein.

    Das waren die blauen Urkunden.

    Die vereinfachte Zustellung hat mit dem Absender direkt nichts zu tun.

  • Hallo Württemberger

    vielen Dank für die schnelle Antwort.

    Ich habe mal bei "philaseiten" eine blaue von 1902 geklaut.

    Das ist eine für die vereinfachte Zustellung.

    Ich versuche noch eine vor 1900 in blau aufzutreiben

    Gruß Klaus

    Wer später bremst,
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