Was gehört in eine postgeschichtliche Spezialsammlung?

  • Liebe Freunde,


    aus gegebenem Anlass stelle ich diese Frage, weil ich mich entschlossen habe, eine Spezialsammlung Bayern - Österreich 1819-1875 (nur bilaterale Belege) aufzubauen.


    Es wäre schön, wenn hier viele Meldungen, Meinungen und Vorschläge aufgezeigt würden.


    Als "Dank" dafür wird diese Sammlung, wenn sie fertig gestellt sein wird, hier unter der entsprechenden Rubrik gezeigt werden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Bayern Klassisch


    ein wenig mußte ich über die Titelüberschrift schmunzeln. (Es fragt ausgerechnet der PO-Experte schlechthin...)
    Man sollte Fragen eigentlich nicht mit Gegenfragen beantworten, jedoch wüßte ich schon gern, wie speziell soll die Sammlung werden?


    Jedoch möchte ich einige Gedanken beitragen.
    Ich gehe zeitlich davon aus, dass die Postverträge hier die zeitliche Gliederung darstellen. Du wirst es nicht gern hören, aber neben der Briefpost gehört die Fahrpost auch dazu.


    'Ich könnte mir vorstellen, jeweils 2 Belege so zusammen zu tragen, wo Sendungsart sowohl hin als auch her identisch ist. Trotzdem könnte die Behandlung am Ausgangsort / Ziel unterschiedlich sein. Denkbar wäre auch zu zeigen, wo konnte was aufgegeben werden (Bahnhof, Zug, Postamt, Postablage usw.) Wie sah es in Bayern, wie in Österreich aus.


    Welchen Einfluß hat die Eisenbahn?


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    vielen Dank für die Blumen, aber meine Anfrage war schon ernst gemeint, weil man manchmal sich in eine Richtung bewegt, die die richtige sein kann, aber nicht sein muss.


    Die neue Spezialsammlung wird nur Briefpostbelege enthalten, weil es sonst ausufern würde und die Übersichtlichkeit dann nicht mehr gewahrt werden könnte.


    Meine Intention war das zeigen von "krummen Hunden" in den jeweiligen Vertragsperioden, dazu Sonderfälle wie Nachsendungen, Unterfrankaturen, Überfrankaturen, unbestellbare Briefe, Postbetrug, besonders schwere Briefe, Musterbriefe, Reco- und Expreßbriefe, fehlende Vertragsstempel, "falsche" Dienstbriefe usw..


    Auf die Idee mit den Zügen/Bahnposten bin ich noch gar nicht gestossen, weil ich von der Ö - Bahnpost so etwas null Ahnung habe (muss sich aber noch ändern, versprochen). Daher schon mal vielen Dank für diesen Hinweis.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Bayern Klassisch


    ich ahnte, dass Du keine Fahrpostbelege aufnehmen möchtest. :D


    Bei "Muster ohne Wert" denke ich an die, welche eventuell zollamtlich behandelt wurden.


    Mich würde mal interessieren, ob es Unterlagen für Bayern gibt, welche die Postkurse mit Abgangs- und Ankunftszeiten von und nach Bayern existieren. Zumindestens sind die sogenannten "Berliner Kalender" für Preussen hier eine extrem wichtige Hilfe. Leider sind da nur die Kurse enthalten, welche in Verbindung mit Preussen stehen.


    Später wird die Eisenbahn das wichtigste Transportmittel und hier helfen Fahrpläne weiter. Jedoch dauerte es auch eine Weile bis zumindestens in Deutschland alle wichtigen Städte und Knotenpunkte so erreicht wurden. Jedenfalls ist dann die Ermittlung des Kurses nicht immer einfach und manchmal braucht man auch einfach Glück dazu. Vielfach verkürzten sich die Laufzeiten.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Magdeburger,


    ich habe alle Unterlagen zu Bayern bis 1875, Brief- und Fahrpost, aber bei jedem Brief (ich habe ca. 100, die in diese Sammlung passen könnten) die exakten Zeiten und Übernahmen wo und wann zu beschreiben, wird eher nicht der Sinn sein können, zumal das extrem zeitaufwändig wäre und auch für jede normale Sammlung gemacht werden könnte, da brauchte es keine Spezialsammlung. Darüber hinaus wüsste ich nicht, wie die österr. Bahnpost diese Sendungen weiter sandte, weil mir darüber keinerlei Unterlagen bekannt sind und ich sie daher folglich auch nicht habe. Die Bahnpost in Österreich scheint mir wenig mit Primär- und Sekundärliteratur belegt zu sein, aber wie gesagt, da bin ich "Outsider".

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Ralph,
    Eine solche Sammlung soll, meiner Meinung nach , auf der Studie der Postwege, Tarife sowie der Grenzübergangsstempel gebaut sein. Das ist eine klassische Weise, die Sachen zu sehen, aber ich habe besserer nicht.
    Ich kenne nicht dieses Thema, aber 1819-1875 scheint mir eine wenig breite Periode für eine einzige Vorstellung.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,


    vielen Dank für deine Meinung - es soll ja eine Spezialsammlung werden, keine "normale" postgeschichtliche Sammlung. Daher habe ich einen recht weiten Zeithorizont gewählt, damit ich einiges an Material zeigen kann und nicht nur eine 1 Rahmen - Sammlung beschicke.


    Aber Laufwege denke ich mal an, ob man da etwas besonderes zeigen kann, es wird von mir sicher gezeigt werden, danke dafür.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Bayern - Österreich ist ein lohnendes Vorhaben. Zweifellos.
    Zwar ist formal der Postvertrag von 1819 der erste Vertrag, weil der von 1808 ja eigentlich ein Transitvertrag ist, aber so ganz nachvollziehen kann ich nicht, warum die Zeit zwischen 1805 und 1819 ausgeklammert wird.
    Da würden dann allerdings auch die Probleme Vorderösterreich, Tirol und Vorarlberg hineinfallen mit ihren Umleitungen und kleinteiligen und hochprozentigen Feinheiten. Aber irgendwie scheint mir, kommt man nicht darum herum, zu zeigen, wie es vor 1819 lief, weil sonst die Frage von Kontinuität und Wandel nicht erfasst wird. Das scheint mir nämlich ein wesentlicher Aspekt bilateraler Postverhältnisse. Ich habe zunehmend Zweifel an der traditionellen Darstellung, weil sie zwar viele interessante und diskussionswürdige Briefe liefert, aber eben viele EInzelheiten und kein zusamenhängendes Konzept.
    mit andern Worten, eine solche Sammlung sollte meines Erachtens unter einer oder mehrerer Fragestellungen stehen.
    Nur zwei Beispiele: die Postverhältnisse zwischen Bayern und Österreich schliessen direkt an die ganz anders strukturierten Verhältnisse zwischen Reichspost und Österreich an. Wo und wie zeigen sich die Probleme dieses Systembruchs auf den Briefen und in den Speditionsbedingungen.
    Oder Warum sucht sich Österreich ausgerechnet Bayern aus, um sein neues System der Gemeinschaftsverträge und eines einheitlichen Postgebietes über die nationalen Grenzen hinweg, zu etablieren. Und wie lässt sich an dem fertigen Produkt seine Leistungsfähigkeit darstellen.
    Du siehst schon, das ganze läuft darauf hinaus, dass die Briefe als Argumente grösserer postalischer Zusammenhänge genutzt werden.


    Sehr weit bin ich mit diesen Überlegungen noch nicht, aber nur mal so hier als Andeutung.
    Was die Bahnpost angeht, kann man an die bayerischen Bahnpostämter auf österreichischem Boden (ebenso wie die Forstämter) denken.

  • Lieber Achim,


    dein Argument für die Zeit vor 1819 ist mein Argument für die Zeit nach 1819. Diese hochinteressante Zeitspanne wäre es allemal wert, eine eigene Spezialsammlung zu werden. Ich habe aber bewußt in den letzten Jahren auf den Erwerb solcher Stücke verzichtet, weil ich weiß, dass es hier 3 ganz liebe Sammler gibt (du bist einer davon), die sich diesem Gebiet verschreiben haben und denen wollte ich nicht in die Suppe spucken. Von daher habe ich 1819 absichtlich gewählt, weil ihr da andere Präferenzen gesetzt habt und ich mich auch gerne später austoben kann.


    Die Behörden auf gegenseitigem Territorium sind eine spannende Sache und ich habe leider nur ganz wenig Material hierüber. Das ist natürlich ein Aspekt, den man nicht untergewichten sollte.


    Selbstverständlich denke ich auch in den weiteren Dimensionen des PV von 1842 und kann auch das ein oder andere dazu sagen bzw. zeigen.


    Vielen Dank für deine Beschäftigung mit dem Thema und für weitere Anregungen bin ich dir sehr dankbar.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch


    Zuerst - deine Frage ist falsch formuliert. Da ich deine Antworten hier gelesen habe, geht es nicht darum was es in eine postgeschichtliche Spezialsammlung hinhört, weil du schon die Abgrenzung Briefpost gemacht hast. Fahrpost gehört ja in jeder "postgeschichtlicher Spezialsammlung". Na ja - die sprachliche Feinheiten :)


    Sonst denke ich dass man die zwei Postbehörden gleich stellen muss. Österreich ist genau so wichtig wie Bayern und jeden bayernlästige Ansichten muss man verlassen. Wird wohl schwierig, solltest aber ein Ziel sein, finde ich.


    Die Grenzbeziehungen muss sehr interessant sein, und hier gibt es viele interessante Belege. Man kann ja nur zB Bahnhof Passau nennen. Oder auch die über die Grenze geschmuggelte Briefe, wo man ein Muster zeigen kann und wie es über die Zeit sich geändert hat.


    Bahnpost ist auch sehr interessant - eine kleine Übersicht gibt es hier, aber hier braucht man etwas Zeit alles zu klären. http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Eisenbahn_in_Österreich


    Leitwege!!



    Vielleicht kann man auch etwas zu "Nicht-Verhältnisse" zeigen?


    Viele Grüsse
    Nils

    Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist in der Praxis grösser als in der Theorie.

  • Hallo Nils,


    Fahrpost BY - Ö ist sinnlos, zu wenige Belege, oft problematisch, optisch kein Genuss. Vlt. als 1 Rahmen Modell, aber für mehr nicht geeignet.


    Deine angesprochenen Themenkreise kann ich alle sehr gut belegen. Danke für den Link zur Bahnpost - schon gespeichert und werde ich bald verinnerlichen.


    Leitwege habe ich mir Bodenbach heraus gesucht, weil das der Hammer ist, im Vergleich zu den anderen, die eher Standard waren.


    Danke für deine Intentionen!

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.