Postkurs über und Auslage von Duderstadt

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    zu Beginn des 19. Jahrhunderts findet man auf preußischen Briefenin Richtung Württemberg verschiedentlich die Stempelkombination B und A.v.D.
    Die meines Wissens gängige Interpretation besagt, dass beide Stempel in Duderstadt, Übergabe preußische Post an Thurn&Taxis, geführt wurden. B beschreibt dabei die Zuleitung über den Berliner Kurs und A.v.D. "Auslage von Duderstadt".


    Der folgende Brief wurde am 15. Juli 1814 in Petersburg, Russland, geschrieben. Er wurde aber nicht der russischen Post übergeben, sondern gelangte unter Einschluss oder auf ähnliche Weise nach Preußen. Hier wurde er mit Adresse Tübingen in Württemberg aufgegeben.



    Zu den Taxen:
    Bruchstrich 7 / 2 (ausgestrichen) könnten gute Groschen sein, die in Summe in die 36 Kreuzer rechts oben reduziert wurden (9 x 4 = 36).
    Mittig eine durchstrichene 4, unter der "36" könnte eine weitere 4 stehen.
    Die rechts unten stehen 40 (Kreuzer) ergibt als Summe aus 36 und 4. Bleibt die zweite 4 übrig ...
    Allerdings erscheint mir bei dieser Interpretation der Portoanteil für Taxis (Duderstadt-Tübingen > 50 Meilen) deutlich zu niedrig.


    Hat jemand Ideen zur Taxierung?


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael


    ein interessanter Brief!
    Unter der "36" lese ich eher eine "9" - was auch dann zur Summe 7 + 2 paßt. Wenn dies, wie Du schon schriebst, in 36 Kreuzer reduziert wurde, ergeben dann auch die weiteren 4 Kreuzer die Gesamtsumme von 40 Kreuzer.


    Mit freundlichem Sammlergruss


    Ulf

  • Lieber Michael,


    von links nach rechts: 7 2 4 36 9 40.


    7 GGr. plus 2 GGr = die notierten 9 GGr.. Diese in 36x reduziert und 4x für Württemberg bei der Leitung über FFM = 40x.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Lieber Michael,


    leider bin ich überfragt - vlt. kann der liebe VorphilaBayern hier helfen bzw. liball.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Michael,


    die 4 Kr. sind meines Erachtens lediglich das württembergische Inlandsporto, da zu dieser Zeit Württemberg nicht unter taxisscher Verwaltung stand, sondern seine eigene Landespost hatte.
    7/2 könnten auch von Taxis angeschrieben worden sein. Dann wären es Batzen, 7 für Preußen und 2 für Taxis bis an die württembergische Grenze.
    Ob der Stempel "B" in Duderstadt abgeschlagen wurde, da habe ich meine Zweifel.
    Ich habe einen Brief aus Berlin vom 15.10.1814 angehängt, der nur der "B"-Stempel aufweist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Brief über Duderstadt gelaufen ist.


    Grüsse von liball

  • Ich bin eher auf der Linie von liball. Die 4 1/2 mit roter TINTE in der Mitte sind wohl das preussische Franko bis zur Grenze. Die Bruchrechnung erfolgt durch Taxis in Batzen, wobei die 2 wohl das Grenzporto bzgl. Duderstadt darstellen (Postvertrag TT - Preussen 1803) die 7 batzen bis zur wttbg Grenze sind sehr hoch, und stellen wohl eine Strafzahlung dar (wegen Verstaatlichung der wttbg. Post) Die Umsetzung 7/2 Batzen = 36 kr rhein dürfte stimmen + 4 kr für Wttbg. Die Zustellgebühr fehlt.
    Was ich bemerkenswert finde ist das Datum Juli 1813, weil Preussen noch stark territorial eingeschränkt war und ich bisher davon ausging, dass erst nach 1814 der alte Vertragszustand mit Taxis wieder hergestellt war, der die Verwendung des A.v.D. zulässt. Stammt der Brief nicht vielleicht aus 1815? und darf man vielleicht die Datumszeile innen sehen?
    Liebe Gruesse Achim.


    NB der A.v.D. kommt im ersten Vertragsjahr 1803 auch in rot vor.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen,


    VorphilaBayern
    danke für den Link.


    liball

    Zitat

    Ich habe einen Brief aus Berlin vom 15.10.1814 angehängt, der nur der "B"-Stempel aufweist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dieser Brief über Duderstadt gelaufen ist.

    Ich kenne die preußischen Postkurse 1814 nicht. Aber vielleicht ist es nicht abwegig, dass nach den Umbrüchen der napoleonischen Ära zunächst versucht wurde, den Zustand von "davor" wieder herzustellen. Laut meiner "Nachweisung der Postkurse ..." von 1789 liefen Briefe aus Berlin nach Würzburg über Duderstadt.


    johelbig

    Zitat

    darf man vielleicht die Datumszeile innen sehen?

    aber sicher:

    Entschuldigung für den Tipfehler (habe ich oben korrigiert), aber Juli 1814 ist vielleicht trotzdem ein frühes Datum.

    Zitat

    Die 4 1/2 mit roter TINTE in der Mitte sind wohl das preussische Franko bis zur Grenze. Die Bruchrechnung erfolgt durch Taxis in Batzen, wobei die 2 wohl das Grenzporto bzgl. Duderstadt darstellen

    Dann würde sich die "Auslage von Duderstadt" also nur auf das Grenzporto beziehen?


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    hier ein Brief von 1786 aus Regensburg fr(anc)o D(u)d(er)stadt nach Riga.



    Stempel v.REGENSBURG (Taxis-Post)
    Freigemacht mit 16 Kreuzern bis Duderstadt, Übergabe an Preußen, das 45 1/2 pr.Gr. (rs.) von Russland forderte. Hierhin enthalten war das Immersatter Grenzporto von 1 1/2 pr.Gr., das zu jener Zeit nur bei Briefen nach Kurland, Livland und Estland anfiel.


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,


    sollten es nicht 16x bis Duderstadt sein?

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Ich stehe wohl auf der Leitung: Michael schreibt: "Freigemacht mit 16 Kreuzern bis Duderstadt"
    BK schreibt: "sollten es nicht 16x bis Duderstadt sein?"
    Darauf Michael: "Du hast recht, rückseitig sind 16 Kreuzer notiert."


    Ich kann keinen Unterschied zwischen den Aussagen erkennen. Klar ist doch, dass rückseitig 16 stehen und die sind das franko bis Duderstadt und das war es dann.
    Vorne sehe ich übrigens keine 6 Die Abkürzung "6." gehört zum Namen "Herrn 6. M.Huhn."
    Gruss H.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    es ist jetzt im Nachhinein wohl etwas verwirrend - ich werde zukünftig Korrekturen im Ausgangspost nicht mehr vornehmen.

    Zitat

    Vorne sehe ich übrigens keine 6 Die Abkürzung "6." gehört zum Namen "Herrn 6. M.Huhn."

    Das fragliche Zeichen scheint mir aber mit einem anderen Duktus geschrieben zu sein wie der restliche Name.
    Welcher Buchstabe sollte es denn sein, wenn es keine 6 ist?


    Gruß
    Michael

  • Entschuldigung,
    ich habe natürlich den Brief nicht in Händen gehabt, aber ich dachte, der Punkt nach der "6" legt eine Namensabkürzung nahe, genauso wie das folgende "M."
    Gruss H

  • Hallo,


    ich kann hier einen weiteren Brief mit dem Stempel "A.v.D." in rot zeigen. Dieser ist in der mir vorliegenden Registratur (vgl. J. Helbig: Beiträge zur europäischen Transitpost - Registratur S. 140) noch nicht enthalten:


    Brief von Duderstadt nach Büdingen vom 1.10.1804:


    Bei der Beschäftigung mit diesem Stempel kamen bei mir folgende Fragen auf:

    • Wenn ich die Ausführungen von Joachim Helbig in dem Artikel "Auslage von Duderstadt" in dem bereits oben erwähnten Buch "Beiträge zur europäischen Transitpost" richtig verstehe, wurde dieser Stempel in Eisenach (Thurn und Taxis) abgeschlagen. Im Eingangsbeitrag zu diesem Thread schreibt Michael noch (so wie z.B. auch bei van der Linden vermerkt), dass der Einsatzort wohl Duderstadt gewesen sei.
      -> hat jemand gesicherte Kenntnisse?
    • Wenn man die Abschläge in rot und schwarz vergleicht, könnte man meinen, dass es sich um zwei verschiedene Stempelgeräte handelt:


      Das "D" im schwarzen Stempelabschlag fällt in allen mir bekannten Beispielen "nach rechts" weg (beim roten Stempel ist der Winkel dagegen "aufrecht")
      -> Was ist Eure Meinung hierzu?

    Gruß,

    Björn

  • Hallo,


    m. E. derselbe Stempel, nur schwarz in verschlissenerer Ausführung.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Wenn man die Abschläge in rot und schwarz vergleicht, könnte man meinen, dass es sich um zwei verschiedene Stempelgeräte handelt:
      Das "D" im schwarzen Stempelabschlag fällt in allen mir bekannten Beispielen "nach rechts" weg (beim roten Stempel ist der Winkel dagegen "aufrecht")

    Hallo Björn,


    ich bin ganz deiner Meinung, der rote fällt sogar etwas nach links. Die Serifen sind für mich außerdem verschieden.

    Ein netter Brief der in das halbe gehört, in der der A.v.D.-Stempel in rot abgeschlagen wurde.

    Warum nimmst nicht mit Joachom Helbig direkt Kontakt auf?


    viele Grüße

    Dieter

  • Hallo,


    ich habe heute morgen mit Joachim Helbig zu dem Thema telefoniert und auch angekündigt, dass ich hier einen Brief (der er noch nicht auf seiner Liste hat) einstellen werde. Das mit den Stempeln ist mir allerdings erst im Nachgang aufgefallen.


    Er geht davon aus, dass der Stempel auf Taxis-Seite gebraucht wurde (was ich gut nachvollziehen kann). Erst sagte mir auch, dass in dem Vertrag von 1803 zwischen Preussen und Taxis explizit der Stempel erwähnt wird. Hat jemand "Zugang" zu diesem Vertrag (im "Postverträge-Projekt" kann ich ihn nicht finden)?


    Gruß,

    Björn