Muster ohne Wert (MoW)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Ob Muster ohne Wert ein Postvermerk ist, oder nicht, muss anderen entscheiden. Ich meine aber dass MOW eine postalische Bedeutung haben kann, und dass es somit hier reinpasst. Es muss aber nicht so sein. Wie wir wissen hat die postalische Behandlung von Musterbriefe sich geändert. Entscheidend ist auch ob der Muster "Anhängend" oder "Innliegend" ist. Bei Briefe mit Vermerk "Innliegend MOW" war es mehr für die Zollbeamten als für der Postbeamter. Wie ich es verstanden habe, musste ein Muster für der Postbeamter sichtbar sein, um eine postalische Behandlung zu bekommen - dass heisst um eine günstigere Beförderung zu erreichen.


    Es hat sich aber durch die Zeit sich geändert und war auch von Land zu Land unterschiedlich. Meine Hoffnung hier ist dass ich mehr nachher wissen will als vorher ;) :)


    Ich fange hier an und hoffe an viele Beitrage von euch.


    Dieser Brief ist von Nürnberg 14.9.1793 abgeschickt und in Steyr 18.9. angekommen. Der Absender hat 6 Kreuzer bezahlt und sollte lauf Vermerk bis Linz reichen. Der Empfänger musste stolze 16 Kreuzer CM bezahlen.


    Ein älteren Brief mit diesem Vermerk habe ich nicht. Weiss jemand ob es bei diese Briefe eine günstigeren Beförderung eingeräumt waren. Ob der Muster innliegend oder anhängend war ist nicht notiert geworden.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    ein seltener Brief und schön obendrein.


    Von den Tarifen des 18. Jahrhunderts habe ich keine Ahnung, aber ich sehe, dass Österreich zuerst eine 8 unter der späteren 16 notiert hat. Ob dies etwas mit dem Muster zu tun hatte?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch, der später etwas nachlegen wird ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch


    Danke für die Antwort :)


    Diese Mix von Taxen ist wohl eher wegen fehlende Stempel, und nicht wegen der Muster. Ich nehme an dass der Brief zuerst als innenösterreichisch taxiert war. Aber man hat es später gemerkt und die 8 Kreuzer CM mit 16 geändert. Weil es nicht deutlich geworden ist, ist das Portogebühr unten wiederholt geworden.
    16 Kreuzer CM entspricht die Taxen für Auslandsbriefe nach Taxpatent von 1.11.1789 und ist somit richtig.


    Ein fehlende Stempel hat Wirkungen.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    Nürnberg hatte einen eigenen Paketschluß mit Linz - daher war es klar, woher der Brief kam, auch wenn er keinen Aufgabestempel trug.


    Briefe, die franko Linz gestellt wurden, waren immer Auslandsbriefe, weil der Absatzpunkt Linz für innerösterreichische Briefe nicht in Frage kam.


    Leider weiß ich nicht, ob MoW - Briefe die halbe Taxe von normalen Briefen kosteten. Die Taxierung legt es nahe, aber es kann auch nur ein Zufall sein.


    Sicher weiß hier ein großer Kenner der PO des 18. Jahrhunderts viel mehr darüber und wird dir alle notwendigen Informationen geben.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Ralph


    Dann erklärt ein fehlende Stempel die geänderte Taxierung nicht. Es heisst aber nicht dass der Brief nicht irrtümlich taxiert geworden ist. Entweder weil der Postbeamter einfach ein Fehler gemacht hat, oder dass es mit der Muster zu tun hatte.


    Sollte ich früher gemacht haben - ich habe eben im Text reingeschaut - Muster war innliegend.


    Hoffentlich wissen noch anderen hier wie es damals taxiert war :)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Forumsfreunde,


    zu den zahlreichen Beiträgen und Belegen zum Thema muster ohne Wert will ich einen Ratinger Brief nebst Inhalt beifügen. Der Brief ging am 24. September 1797 von Raingen über Düsseldorf, Frankfurt a. M. nach Langensalza in Thüringen. Der Briefinhalt befaßte sich mit einem Stoffmuster.


    Der Brief gin mit dem Boten der Firma Brügelmann, so heißt der Absender nach Düsseldorf. Dort wurde er auf dem Thurn und Taxischen Briefpostamt aufgegeben, Taxiert mit 3 Stübern, Porto von Düsseldorf auf der Postlinie durch den Westerwald nach Frankfurt war bezahlt. Von Frankfurt weiter nach Langensalza.



    Viele Grüße von Blau444

  • Hallo Blau444,


    sehr schöner, früher Teilfrankobrief mit Muster. Könntest du etwas größere Scans machen? Bis 600kb sind hier problemlos möglich, dann sieht man auch genauer, was dort geschrieben steht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Blau444,


    danke für den etwas besseren Scan - ich lese, dass man ein Muster einliegend Nr. 42 dem Empfänger zusandte, welches dieser examinieren sollte.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Bayern klassisch, vielen Dank für die Erklärung. Der J. G. Brügelmann, erbaute in Ratingen die erste mechanische Baumwollspinnerei 1784 auf dem europäischen Kontinent. Etwas Werkspionage in England bei dem richtigen Erfinder der sogenannten water frame, Mr. Arkwright hat ihm sehr geholfen.


    Das Unternehmen bestand bis Mitte des 20. Jahrhunderts. Heute ist es ein Industriemuseum des Landschaftsverbandes Rheinland.


    Was lesen Sie, lieber Bayern klassisch, als Porto?


    Soweit ich das Ganze beurteilen kann ergibt sich folgendes. Nach hier vorliegenden städtischen Magistratsprotokollen, ließ Brügelmann durch einen eigenen boten den Brief, wie auch seine gesamtge Post, nach Düsseldorf bringen. Dort befand sich das Thurn und Taxis'sche Briefpostamt. Von dort ging es über die Westerwaldlinie nach Frankfurt. Bis dahin war auch das Porto bezahlt. Von Frankfurt nach Langensalza mussten dann 3 Stüber bezahlt werden.


    Ist meine Auslegung richtig?


    Soweit der Posttransport nach Düsseldorf von mir beschrieben ist, ist der Postweg durch Originalprotokollnotizen allgemein belegt.


    Viele Grüße von Blau444

  • Lieber Blau444,


    ich sammle nur ab 1806, bin also nicht bei so frühen Briefen, noch dazu ohne bayerische Relevanz, wenig kompetent.


    Zu Frankfurt kann ich nur sagen, dass man dort nie in Stuivern gerechnet hat und die Rötel vorn 3 Batzen = 12 Kreuzer darstellen sollte, da 3 Kreuzer zu wenig gewesen wären.


    Vlt. können unsere Preußen oder Generalsammler hier sich zu Laufwegen und Taxen auslassen. Sieht die Siegelseite nackt aus, oder gibt es hier auch Nachweise für Gebühren?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Lieber Bayern klassisch, vielen Dank für die information. 3 Batzen als Porto finde ich schon sehr teuer. Stimmt das?


    Im Übrigen ist die Siegelseite leer, ohne jeden Hinweis.


    Viele Grüße von Blau444

  • Lieber Blau444,


    Frankfurt am Main - Langensalza waren/sind 180 km - da sind 12 Kreuzer doch im grünen Bereich. ;)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,


    bei der preußischen Post stellten sich die Bedingungen für den Versand von Warenproben anders dar, als von Nils im Posting #1 für die bayerische Popst beschrieben.
    Im preußischen Tax-Regulativ von 1824 wird dazu ausgeführt

    Für Waaren-Proben in Briefen, oder den Briefen angehängt, in so fern sie als solche kenntlich sind, und der Brief ohne die Proben nicht über 3/4 Loth wiegt, wird zur Erleichterung des Verkehrs bis zu 1 1/2 Loth schwer, nur das einfache Brief-Porto erlegt.
    ...


    In Preußen hatte die Angabe Inliegend / Anhängend Muster ohne Wert also immer postalische Bedeutung (Einschränkung: bis zu 16 Loth Gewicht, dann wurde es eine Sache der Fahrpost).



    Der hier gezeigte Brief mit der Absender-Angabe Einliegend Tuch-Muster ohne Werth stammt aus dem Jahre 1847, wurde in Burtscheid von dem Tuchhändler Faulhaber & Böhme geschrieben und im benachbarten Aachen zur Post gegeben.


    Grundlage für die Taxberechnung ist der Tarif vom 18.8.1844
    Die Entfernung Aachen - Mülheim a.d. Ruhr beträgt 12 Meilen
    Damit kam das Briefporto für einen bis zu 3/4 Loth schweren Brief bei 10-15 Meilen Entfernung auf 2 Sgr.
    Ein Brief von 2 Loth Gewicht hätte das 2,5-fache des normalen Briefportos gekostet : 2 Sgr. x 2,5 = 5 Sgr.
    Die hier verschickte Warenprobe kostete nur das 1,25-fache des Briefportos : 2 Sgr. x 1,25 = 2 1/2 Sgr.


    Viele Grüße
    Michael

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Michael


    Interessanter Beitrag :)


    Weil Rechnung nich meine Starke ist, musst du erklären wie du zu 2,5 Fach und 1,25 Fach kommst

    Ein Brief von 2 Loth Gewicht hätte das 2,5-fache des normalen Briefportos gekostet : 2 Sgr. x 2,5 = 5 Sgr.
    Die hier verschickte Warenprobe kostete nur das 1,25-fache des Briefportos : 2 Sgr. x 1,25 = 2 1/2 Sgr.

    Wie waren dann die Gewichtsstufen eingeteilt?


    Viele Grüsse
    Nils

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Nils,


    die Gewichtsprogression bei Briefen sah folgendermaßen aus:
    bis 3/4 Loth 1-faches Porto
    bis 1 Loth 1,5-faches Porto
    bis 1 1/2 Loth 2-faches Porto
    bis 2 Loth 2,5-faches Porto
    usw.


    die Gewichtsprogression bei Warensendungen war hingegen:
    bis 1 1/2 Loth 1-faches (Brief-)Porto
    bis 2 Loth 1,25-faches Porto
    bis 2 1/2 Loth 1,5-faches Porto
    usw.


    Die Entfernungsstufen waren folgendermaßen aufgeteilt (für einen einfachen Brief):
    <= 5 Meilen 1 Sgr.
    5-10 Meilen 1 1/2 Sgr.
    10-15 Meilen 2 Sgr.
    usw.


    Ein einfacher Brief über 12 Meilen (wie bei meinem Beleg) kostete 2 Sgr.
    Ein 2 Loth schwerer Brief kostete 2 Sgr. x 2,5 = 5 Sgr.
    Eine Warensendung der 1. Gewichtsstufe bis 1 1/2 Loth und gleicher Strecke kostete 2 Sgr.
    Eine Warensendung bis 2 Loth kostete 2 Sgr. x 1,25 = 2 1/2 Sgr.


    Diese Rechnung gilt für die Portotaxe von 1844.


    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber VorphilaBayern,


    ein früher Musterbrief - gab es damals schon Portomoderationen für dergleichen Poststücke?


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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