Rote Taxvermerke auf Briefe aus Frankreich

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde


    Wie meine Erfahrung ist, und wie bayern klassisch mehrfach wiederholt hat, haben die Franzosen nie rote Taxvermerke benutzt. Dennoch gibt es einige aus Frankreich stammende Briefe die tatsächlich rote Taxvermerke haben.
    Die Frage ist dann ob diese Briefe in Frankreich taxiert waren. Ich denke dass es so nicht war. Eher dass die Briefe irgendwo in Deutschland nachtaxiert waren. Aber wo?


    Ich zeige hier drei Briefe die alle mit roten Tusche vermerkt sind.
    Rheims-Nürnberg 1805
    Bayonne-Nürnberg 1806
    Asti-Stuttgart Juni 1810


    Wer kann ähnliche Briefe zeigen? Kennt jemand wo die Briefe mit roten Tusche vermerkt waren?


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    schöne Briefe, aber die freie Reichsstadt Nürnberg war noch unter taxischer Oberhoheit, von daher hatte die bayer. Post hier noch nichts vermerkt, weil es sie noch gar nicht gab. Rote Tinte in Bayern führten m. W. nur Augsburg und München (teilweise). Sowohl die Rötel, als auch die rote Tusche stammten von der Reichspost bzw. der Post in Württemberg.


    Wenn es zu Portoadditionen kam, dann war der Endbetrag von der Abgabepost, der Betrag des fremden Portos vom Kartierungsamt angesetzt worden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch und anderen


    Bayerischen Post war im Text nicht erwähnt und ist in diesen Zusammenhang nicht interessant. :)
    Und auch nicht die Rötelvermerke von Abgabepost.


    Interessant wäre es andere Briefe mit ähnliche Vermerke zu sehen, und dann vielleicht herausfinden wo die Briefe taxiert waren. Vielleicht kennen die "Franzosen" hier Tuschvermerke auf französische Briefe?


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    vielleicht hilft die Eingangsbearbeitung nach der "Instruction über den Briefpostdienst für die Großherzoglich Badischen Posten" von 1820 etwas weiter. Könnte mir vorstellen, daß dieses Verfahren, sofern Baden berührt war, vielleicht in leicht abgewandelter Form auch schon vorher vorgeschrieben war.



    Gruß
    Postarchiv

  • Hallo Nils,


    Es handelt sich um die rote Tinte des Auswechslungspostamtes in Kehl für die Briefe die über Strassburg kommen. Sie ist .B. auf allen Briefen zu finden, die aus der Rechberg Korrespondenz vor Jahren in dem ersten Heft europäische Postgeschichte abgebildet wurden. Und ganz typisch kommt sie auf den Briefen aus Italien vor, die nach dem napoleonischen Dekret von 1805 alle über Paris bzw Strassburg geleitet werden mussten. So auch auf deinem Brief von Asti.
    Die rote Tinte kommt bis 1822 vor.
    Liebe Gruesse Achim

  • Lieber Nils,


    Die Situation basierte auf dem Postvertrag Reichspost-F von 1801. Kehl musste bei Portobriefen aus F bzw über F den französischen Portoanteil ausrechnen, um ihn an den BEstimmungsort weiterzurechnen. Die meisten Postanstalten im Reich, mit ausnahme der mit Frankreich in direktem Paketwechsel stehenden Posten, konnten diese Berechnung nicht vornehmen, weil sie weder den Vertragstext noch die Instruktionen für seine Umsetzung kannten. D.h. die Taxe, die Kehl angab konnte auch nicht hinterfragt werden, sondern wurde einfach akeptiert.
    Schau dir die Briefe der erwähnten Rechbergkorrespondenz an, dann wirst du verstehen, wie das funktionierte.
    Mit dem Zerfall derReichsost wurde diese ansich klare und einfache Konstruktion immer schwieriger. Die Vertragskonstruktion von 1801 wurde zwar im Falle Bayern beibehalten aber die interne Abrechnung zwischen Taxis und Bayern geändert. Im Falle Württemberg funktionierte sie in den Jahren 1806-1808 gar nicht, weil in Württemberg kein Verständnis dafür herrschte. Erst mit der Selbständigkeit Badens änderte sich die Schieflage wieder, und es kam zu Vereinbarungen unter den Taxisabtrünnigen hin zu einer Normalisierung. Wie aber der Fall der bayrischen Pfalz zeigt, begannen die Probleme zwischen 1814 und der Neuordnung Europas im Wiener Kongress wieder.