Flugpost über Dampfer Bremen

  • Hallo bayernjäger,


    Ich bin natürlich kein Experte auf dem Gebiet, aber ich kann doch soviel sagen, als dass der Brief von Köln aus mit einem Flugboot,vermutlich von Dornier (DO-X?) dem Dampfer, der wohl 1 - 2 tage vorher in Cherbourg abgelegt hatte, nachgeflogen wurde. Auf diese Weise wurde die Laufzeit deutlich verkürzt. Möglich wäre auch, dass er dann zwecks weiterer Laufzeitverkürzung vielleicht 1000 km vor New York von Bord der Bremen mit einem Katapultflugzeug wieder vorausgeschickt wurde. Einen diesbezüglichen Stempel sehe ich zwar nicht. Bei einer laufzeit von nur 6 Tagen von Schweinfurt bis New York könnte das aber sehr gut sein.


    Das ist alles nur recht vage, aber das Prozedere und den Grund für die Bezeichnung Luftpost kannst Du daraus ableiten. Ich denke aber sicher, dass sich das alles bestens ergoogeln lässt.


    Viele Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • hallo bayernjäger,


    zur Vorkriegs-Flugpost über den Nordatlantik gibt es das Buch von Graue "German North Atlantic Catapult Airmail Flights 1929-1935",
    2.Auflage 2013. Dieser Spezialkatalog der Nordatlantik-Katapultflüge 1929-1935 listet alle Flüge mit Beförderungsstempel und detaillierten Bewertungen auf (ca. 50 Euro)


    Falls Dich die Flugpost über den Atlantik nur am Rande interessiert, behandelt der kleinformatige Bildband von Jörg-M. Hormann "Flugbuch Atlantik - Deutsche Katapultflüge 1927-1939" die historischen und technischen/flugtechnischen Aspekte dieses Themas in sehr anschaulicher und kurzweiliger Form. Auch in diesem Band werden alle stattgefundenen/havarierten/abgebrochene Flüge erfasst, jedoch ohne philatelistischen Bezug.


    schöne Ostern wünscht
    stampmix


    PS: der 175 seitige Bildband von Hormann ist zur Zeit beim online Buchversand unseres Vertrauens frei Haus für 7,34 Euro zu beziehen und jeden cent wert

  • hallo bayernjäger,


    dein unter #1 gezeigter Beleg mit Angabe "Mit D.Bremen ab Cherbourg" ist am 29.8.36 als Eilboten-Einschreiben-Luftpost-Brief der 2.Gewichtsstufe (26gr.) in Schweinfurt aufgegeben worden und erhielt dabei den Leitvermerk "Mit Luftpost ab Köln zum Dampfer "Bremen"." . Er wurde dann zum Flugplatz Köln befördert und dort mit dem Nachbringeflug zum Dampfer Bremen nach Cherbourg befördert. (Mit den Nachbringeflügen wurde die Post den schon am Vortag in Bremerhaven ausgelaufenen Dampfern zum Hafen Cherbourg nachgeflogen und dort an Bord gebracht.) Im Seepostamt der Bremen wurde der Luftpostbestätigungsstempel "MIT LUFTPOST ZUM D.BREMEN BEFÖRDERT" abgeschlagen. Wenn das Porto für eine weitere Luftpostbeförderung ab New York nicht frankiert war, wurde der Luftpostzettel (wie auf deinem Beleg zu sehen) zusätzlich annuliert . Der Brief wurde mit dem Dampfer Bremen bis New York befördert, da die Schleuderflüge, die die Post nach New York vorausflogen, ab 1936 nicht mehr durchgeführt wurden. Die rückseitigen Stempel von Brooklyn 4.Sep.1936 und Sheepshead Bay Station 5.Sep.1936 sind die Amerikanischen Bearbeitungsstempel für Einschreibebriefe.


    Das Porto berechnet sich mit: Auslandsdoppelbrief (40RPf) + Einschreiben (30RPf) + Eilbote (50RPf) + Nachbringeflug (2*15RPf) . Macht zusammen 150RPf, was auch mit der MeF DR-607 frankiert ist.


    beste Grüsse
    stampmix

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  • hallo zusammen,


    hier zeige ich einen der vielen Sammlerbelege, die zum 1. deutschen Katapultflug am 22.7.1929 anlässlich der Jungfernfahrt des Dampfers Bremen aufgegeben wurden.


    Allerdings wäre daraus beinahe nichts geworden. Bei den Vorbereitungen zum Katapultflug stellte man fest, daß der für den Katapultstart notwendige Dampfdruck nicht bereitstand. Eine Fehlersuche ergab eine gelöste Verbindung der Druckleitung im Maschinenraum der Bremen. Im Anschluß untersagte Direktor Glässel vom NDL einen Katapultstart, da die Bremen um das prestigeträchtige "Blaue Band" fuhr und man dieses wegen einer Panne beim Vorausflug nicht gefährden wolle. Nach hitziger Diskussion einigte man sich darauf, dass der Katapultflug erst 60sm vor New York stattfinden werde und man dem Flugzeug im Notfall nicht helfen werde. So startete das Flugzeug, die HE-12 New York (D1717), um erst 13:05 Uhr und wasserte schon 37 Minuten später im Hafen von New York, gut 3 Stunden vor Ankunft der Bremen. Bei diesem Flug wurden ca.11.000 Poststücke befördert, die alle eine Registriernummer tragen.


    Der Brief ist im deutschen Seepostamt der Bremen aufgegeben worden und zeigt den roten Sonderstempel und den schwarzen Flugbestätigungsstempel. Die portogerechte Frankatur von 25 RPf. für Auslandsbrief und 50 RPf. für den Vorausflug ist sowohl durch den Sonderstempel, als auch den Maschinenstempel des Seepostamtes entwertet worden.




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  • Hallo stampmix,
    historisch interessant und schön anzuschauen!
    Da dies absolut nicht meine Baustelle ist: wie hoch wird ein derartiger Brief gehandelt?

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • mikrokern,


    es freut mich, wenn ich Dein Interesse geweckt habe. Jetzt könnte ich über den Marktpreis philosophieren, aber die kurze Antwort lautet: 20€-80€. Er hängt vom Erhaltungszustand, Präsentation, Frankatur und natürlich vom individuellen Interesse und der Handelsplattform ab. Beim Erstflug wurden ca. 11.000 Belege befördert, von denen der Großteil erhalten sein dürfte. An diesem Beleg hat mich die optische Wirkung, die Frankatur mit den Luftpostmarken, sowie der gleichzeitige Abschlag des Sonder- und Maschinenstempels angesprochen.


    beste Grüsse
    stampmix


  • hallo zusammen,


    hier zeige ich einen weiteren Sammlerbeleg, der weitgereist wieder seinen Absender erreichte.


    Aufgegeben am 28.4.1930 beim deutschen Seepostamt des Dampfers Bremen und mit dem Hammer- und dem Maschinenstempel entwertet, wurde er am 29.4.1930 mit dem 1. Katapultflug des Jahres 650km weit nach New York vorausgeflogen. Für den Rückpassage über den Atlantik wurde er am 28.6.1930 beim amerikanischen Seepostamt der Bremen aufgegeben und am 2.7.1930 690km weit nach Southampton vorausgeflogen. Der Brief zeigt beide Flugpostbestätigungsstempel und hat eine Datum-Fehleinstellung beim deutschen Hammerstempel (28.4.29).




    mit bestem Gruss
    Michael




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  • hallo zusammen,


    der Norddeutsche Lloyd warb eine kurze Zeit lang mit seinem Absenderfreistempler für die Jungfernreise des Lloyd-Schnelldampfer BREMEN am 16.Juli 1929



    mit bestem Gruß

    Michael