Die Kriege und die politische Entwicklung: "Die Frankfurter Nationalversammlung" 1848

  • Hallo Ralph,


    na das ist auch in sehr guter Qualität rüber- und ich dann bereits am Ende von Seite 3 angekommen. Problem jetzt aber: Die Seite 4 ist die gleiche wie die Seite 3, kannst Du da noch die richtige einpflegen ?


    LG

    Tim

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • Hallo Tim,


    ach herrje, diese Hitze - mache ich morgen, hab da wohl was verwechselt und stelle es dann oben richtig. Danke für den Hinweis. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Tim,


    habe jetzt die (hoffentlich) richtige Seite 4 eingefügt, leider unter den anderen. Ich hoffe trotzdem, dass dir die Transkription gelingen möge.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Ralph,


    vielen Dank den Fehlteilscan, das Schreiben ist schon ein ziemliches Auf und Ab der Themen und Gefühle ! Also dann, das politisch interessante ist hervorgehoben:


    Liebe Mama,


    da es die Gabriele unterlassen hat, mache ich mir das Vergnügen Ihren lieben Brief vom 17ten des Monats zu beantworten. Der Anfang des letzten Schreibens von Ihnen hat einen etwas melancholischen Charakter, was mich überzeugt mich, dass Sie es noch nicht über sich gewinnen konnten, sich in das Unvermeidliche zu fügen. Es tat mir dies nun so sehr leid, als dass ich Sie immer als eine vernünftige und ruhig überlegende Frau gekannt habe, die alles Gute da aufzusuchen wusste, wo sie es fand. Sie glauben, dass man in Ihrem Alter für die Freuden dieser Welt verloren ist, während Sie nicht bedenken, dass man in diesem Alter jene Geistesruhe und jenen Seelenfrieden erlangt, wie es sich der Mensch immer wünscht, aber in einem früheren Alter nicht erlangen kann. Mein eigener Vater bestätigte mir einmal den Ausspruch des berühmten Naturforschers Büffon (Anm.: gemeint ist der französische Botaniker Georges-Louis Leclerc, Comte de Buffon 1707-1788), dass der Mensch erst im vorgerückten Alter, nachdem alle Leidenschaften in ihm verschwunden sind, im Stande ist innig zufrieden zu sein und das Glück der Gegenwart ohne störende Gedanken ungetrübt zu genießen. Der jüngere Mensch vergisst immer die Gegenwart über die Zukunft und die ewige Sternuhr lässt ihn nicht zu sich selbst kommen. –


    Wohl kann ich es mehr als jeder Andere begreifen, dass Ihnen mein Vater jetzt sehr abgeht. Sie haben an ihm einen aufrichtigen Freund verloren, doch es ist dies in keinem Vergleich zu bringen, mit dem was ich mit ihm verloren habe. Immer wenn ich in der fernen Fremde neue Täuschungen, neue Bitterkeiten erlebte, kehrte ich ???ftsvoll zu ihm zurück und schmeckte das süße Glück in ihm einen unvergänglichen Freund, lieben Freund zu finden. Ach` jene schönen Stunden des Miteinanders nach langer Enthaltung werden mir unvergesslich sein. In seinem guten Vaterherzen fand ich immer meinen verlorenen Lebensmuth zurück. Gerade in den letzten Tagen kam auch eine Einigung unserer Ansichten hinzu, die mir so wohl that. Und doch ist es meiner Ansicht nach für ihn nun Wohlthat geworden, dass ihn die Vorsehung noch bei ziemlich kräftigem Alter plötzlich hinweggerafft hat. Es ist ihm dadurch das Glück geworden, nicht jene bitteren und empörenden Erfahrungen zu machen, die ihm im Lämelschen Hause bevorstanden. O er wäre in den Tod betrübt gewesen, wenn er bei Lebzeiten das erfahren hätte, was sich nach seinem Ableben in dieser Beziehung erfuhr. Wenn etwas im Stande wäre, mich zum Menschenverächter und zum Menschenfeind zu machen, so wäre es diese Erfahrung, wie in dieser Welt treu geleitete und kostbare Dienste belohnt werden. So hat er ohne Schmerzen schnell geendet, um nicht später die schmerzlichsten Kränkungen erfahren zu müssen. Darum seien wir nicht Egoisten und beweinen wir nicht seinen Tod unsertwegen. Sein Glück ist ja auch das unsrige. Friede seiner Asche ! –


    Ein Leben vergeht, das andere entsteht. Unsere Kleine gedeiht und nimmt zu wie ein Bäumchen im Garten. Es ist zwar kein robustes, aber doch ein gesund aussehendes freundliches Kind, von angenehmen Äußeren. Bis jetzt war sie immer gesund wie ein Fisch, ein paar Tage ausgenommen, wo sie etwas Abweiche hatte und zwar schon vor 5 bis 6 Wochen, da sie aufmerksam gepflegt wird, so konnten wir es uns nicht gleich erklären, haben dann aber die Ursache gefunden. Die Amme hatte nämlich nach dem Einziehen in das Quartier mit kaltem Wassere Mehreres geschäuert und gewaschen und dadurch die Milch zu sehr abgekühlt. Seitdem wäscht sie immer mit warmen Wasser und es ist Alles gut wie zuvor. Aber selbst während dieses Abweichens, das überwiegend nicht bedeutend war, blieb die Kleine munter wie gewöhnlich, ein Beweis wie kerngesund das Kind ist. Madame Zischky wusste das gleich wieder gut zum machen. Schade, dass diese gnädige Frau nicht das Kind wird immer pflegen können. Die Kleine zeichnet sich durch ihre großen, lebhaften, ich möchte sagen geistvollen Augen aus. Sie weiß damit zu sprechen wie eine alte Kokette. Ihre Augenbraunen treten schon mehr hervor und ihre Augenwimpern sind schon bald so groß wie die meinigen. Dabei hat sie auch etwas von ihrer Großmama gemein, sie liebt nämlich leidenschaftlich das Spiel. Ihr Wägelchen ist immer mit größeren und kleineren Gerätschaften angefüllt und da arbeitet sie so lange bis der ganze Plunder herausgeworfen ist, worauf dann ein triumphierendes Lachen und Wackeln mit den Händen eintritt. Übrigens ist ihre Nähe jetzt sehr gefährlich, denn Kratzen, Beißen und Spucken geht oft in einem Athem bei ihr. Eine besondere Passion hat sie auf die große Nase ihres Papas und ihrer Mama. Seien Sie froh, dass Ihre Nase nicht auch noch in Gefahr ist. Um die meinige zu retten, kaufe ich ihr morgen die bekannte Zahn-Wurzel. –


    Ob die Kleine sich schon auf Sie freut, liebe Mama, das weiß ich nicht, aber jedenfalls wird es ihr angenehm sein, eine Nase mehr zu haben, in die sie beißen kann. Wann dieses Wiedersehen stattfinden wird, kann Ihnen niemand sagen, denn jetzt regiert der Zufall. Aber in Prag werden sie die Wahrheit am Wenigsten erfahren, denn dort belügt und betrügt der eine den anderen nach ächt böhmischen Gebrauch. Zum Glück der Menschheit sieht die Welt nicht so aus, wie gewisse Prager sich sie denken oder Wünschen und es geschehen Dinge auf der Welt, von denen die Prager Staatsweisheit nichts träumen lässt. Betrügen, selbst betrogen, ist der Prager Loos. Die Liebe für Ruhe und Ordnung bei den Tschechen hat ihre Ursache in den Bananenwindungen, die immer von Zeit zu Zeit auf das liebe Prag herabschauen. (Anm.: diese Unmutsäußerungen dürften jenen tschechischen Nationalisten gegolten haben, die den Prager Pfingstaufstand 1848 mitgetragen, nach dessen Niederschlagung durch Österreich dann aber „pharisäerhaft“ verurteilt hatten). Uebrigens muss ich Ihnen doch bemerken, dass jetzt in Deutschland der Austritt Oesterreichs, das überall hindernd in den Weg tritt, von vielen Seiten her gewünscht und dass die oesterreichische Regierung sich jetzt alle Mühe giebt, dieses Ausscheiden aus Deutschland und den Austritt der Abgeordneten aus dem Parlament zu verhindern. In einigen Tagen wird es hier zur Entscheidung kommen, ob der Bruch zwischen Deutschland und Oestereich jetzt schon geschehen soll, das Resultat kann ich jetzt aber, der ich ziemlich in alles eingeweiht bin, nicht voraussagen. Die preußische Parthei gibt sich alle Mühe diesen Bruch so schnell als möglich herbeizuführen. Sie sehen, die Sachen sind so unentschieden wie am ersten Tage. –

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  • Die Fanni Halbhuber ist eine Gans, wenn sie sich meinetwegen geniert, der Gabi zu schreiben. Uebrigens scheint diese Ausrede nichts als ein fauler Fisch zu seyn. Haben sie Nachrichten von Preßburg ? Mich und besonders Gabi interessiert das. Hört man nichts von Sigmund, der der Gabi ans Herz gewachsen zu sein scheint ? Wie geht es den Tazlerischen ? Was macht die Schlafhaube „Exner“ genannt ? Viel Witze hat schon der gute Ferdinand gemacht ! Die Liebe der Prager zu ihrem Ferdinand ist wirklich rührend. - Wenn der Mitterbacher jetzt auch seine Frau auf den Händen trägt, so wird auch einmal die Zeit kommen, wo er sie auf dem Rücken trägt wie sein Kreuz. Was ihm an Anstand fehlt, ersetzt sie durch Herzlosigkeit. Schöne Ehe das !


    Den Frack und Mantel können Sie verkaufen liebe Mama, den Preis hierfür können Sie besser bestimmen als ich. Ihre Rechnungen sind wichtig. Was das Spital betrifft und das Legat (Anm: Vermächtnis) von fl. 100, so erledige ich das erst nach meiner Rückkunft. Verschiedene Gründe bestimmen mich dazu. – Was meine Hemden betrifft, so muss ich Ihnen sagen, dass die Leinwand dabei so spottschlecht ist, dass sie die Näh-Kosten nicht verdient. In der kurzen Zeit sind sie schlechter geworden als meine Baumwoll-Hemden aus Paris, die ich so viel getragen habe. Ist denn das Schild von dem Kreuz meines Vaters abgenommen worden oder ist das nur eine Liderlichkeit des Totengräbers ? Ich zahle gerne Alles was zur Erhaltung des Grabes nothwendig ist. Wenn die Leni wieder einen Traum zu erzählen hat, so geben Sie ihr für meine Rechnung wieder etwas, nur etwas mehr, denn die arme Haut hat viel verloren. Die Gabi ist ganz böse, dass Sie wieder ganz allein sind. Ich denke so wie sie und ersuche Sie, liebe Mama, sich so bald als möglich wieder jemanden zu verschaffen, was Ihnen leicht gelingen wird, sobald Sie es ernstlich wollen. Wir sind ganz neugierig zu erfahren wo Sie die Fezertage (aus dem franzöischen fête > Festtage) verbracht haben. Gabi hat Ihnen bereits die unsrigen schon berichtet und es bleibt mit nur Weniges zu bemerken übrig. Das silberne Besteck, das Emma von ihrem Taufpathen bekommen hat, ist sehr schön. Die blaue Hauskappe, die die Gabi mir gearbeitet hat steht mir wundergut. Sie sehen ich bin gar nicht eitel.


    Das herzogliche Schloß Bieberich mit dem schönen großen Park ist 9 Meilen von Frankfurt entfernt. In 1 ½ Stunden waren wir dort, haben den schönen Rhein winden gesehen, die Glashäuser im Park sind großartig und reich ausgestattet. Sie sind ganz aus Glas gearbeitet von unten bis oben und bilden ein zusammenhängendes Viereck mit vielen Zwischengängen; wir haben uns gar nicht trennen können von diesem künstlichen Sommer. Der Teich im Park war geforen und eine Menge Schlittschuhläufer darauf. Auch das war eine Überraschung für uns die Gabi hat zum erstenmal Frauen Schlittschuh laufen sehen. Der Main und der Rhein sind aber noch nicht zugefroren und das Wetter schon seit Tagen wunderschön. Den Abend des zweiten Fezertages haben wir in der Soiree (Anm.: Abendgesellschaft) meiner politischen Freunde verbracht. Diesmal waren auch die Kinder dabei, weil ein großer Christbaum für die aufgestellt war. Sie können sich denken, was das für ein Tumult war, als es an das Plündern des Christbaumes ging. Das Reitterichs Ehepaar hat wieder zugelangt, als wäre die Welt nichts als ein Langbaden. Zu Inchsland konnten wir seit einiger Zeit nicht gehen, da zwei Kinder dort den Scharlach hatten. Jetzt ist alles wieder glücklich vorüber. Die Tempsky wird täglich hübscher und sieht jünger aus als ihr aschgrauer, zahnloser Sohn in Prag. Was macht denn dieser Held ? Heut sind wir zu Heuhs (ein Schwiegersohn der Tempsky) gebethen, um dort den Sylvesterabend zu feiern. Hoffentlich werden wir uns da besser unterhalten als im vorigen Tage bei den biederen Friedrich mit Punsch und Krampfen. Die Gabi lässt Sie bitten, wenn Sie es nicht schon gethan haben sollten, ihren grauen Muff vom Kirschner zu nehmen. Sie haben den Zettel dazu in der Schatull.


    Freundlichste Grüße an August, Fritz, Emilie und Kinder.

    Schreiben uns recht fleißig, liebe gute Mama.


    Ihr Heinrich


    LG


    Tim

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  • Lieber Erwin,


    fassen wir es mal kurz zusammen:


    Die Seele der Mutter des Verfassers beißt der Tod ihres Gatten, den Verfasser die böhmische Staatsräson, seine Tochter ihn und andere gelegentlich in die Nase.


    LG


    Tim ;)

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  • Lieber Tim,


    excellent gemacht - wow! Offenbar gab es damals im Vielvölkerstaat Österreich interne Probleme mit den Landsleuten, die uns heute gänzlich unbekannt sind. Mal sehen, ob noch mehr Briefe auftauchen, die sich dieses Themas annehmen, er war ja längere Zeit in FFM.


    Nochmals vielen Dank für deine Fleißarbeit, die ich nicht besser hinbekommen hätte. :):):)

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Tim,


    ganz großes Lob für diese Fleißarbeit. :) :thumbup:

    Das ist ein interessanter Einblick in damalige Geschehnisse und in das Leben der Leute.


    Dieter

  • Lieber Andreas,


    das Recht dazu hast du von mir - wenn der Tim dann noch zustimmt ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ...wo sollte man, das warum und wie veröffentlichen ? Ich verstehe das im Moment nicht.


    mea culpa

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  • Lieber Andreas,


    das sehe ich auch so. Für meine Sammlung kann ich nicht sagen, dass es viele Belege mit historisch relevanten Inhalt gibt, fast überall erfreut nur das rein philatelistische daran. Ich habe keinen Überseebrief in dem bspw. von den Strapazen der Atlantiküberquerung, von Erlebnissen aus den Sezessionskriegen oder vom Goldschürfen in Kalifornien berichtet wird. 90% der Belege mit Inhalt umfassen Geschäftskorrespondenz, die übrigen 10% werden von rein familiären Dingen dominiert; Gesundheit, Bekanntschaften, Beziehungs-, Geld-, und Erbsachen. Auch in Ralphs 48er Beleg schwimmt nur ein Nockerl in der Supp` und er hat genau das, wie schon von anderen zuvor bemerkt, mit dem Blick des Kenners ausfindig gemacht. Natürlich kann, wie er es für seinen Teil schon gewährt hat, auch die Transcription zitiert werden, dazu stellen wir solches ja (gerne) hier ein.


    Viele Grüße

    Tim :thumbup:

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  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgende Briefhülle mit Hinweis links oben "Gefangen", sicherlich aus dem Gefängnis in Waldheim in Sachsen. Ich denke, daß das Datum 20. Juni 1849 ist, an das königl. Kriegsgericht des 1. Linien Infanterie Regiments Prinz Albert zu Dresden. Ankunftsstempel vom selben Tag.

    Hat evtl. mit dem "Dresdner Maiaufstand 1849" zu tun. Es waren sicherlich auch Soldaten dabei, die sich dem Aufständischen anschlossen.


    Siehe Link:


    Dresdner Maiaufstand – Wikipedia



    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief: "National Sache zur Deutschen Flotte" aus Vacha nach Eisenach (3/4 Sgr. Porto). Der Brief wird wahrscheinlich vom Abgeordneten Weißenborn aus Vacha sein. Siehe aus dem Internet:



    Zur Deutschen Flotte aus dem Internet:


    Reichsflotte – Wikipedia
    de.wikipedia.org


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • :love: :love: :love:

    Liebe Grüsse vom Ralph



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