Portofreiheit

  • Anbei ein Briefwechsel (Doppelverwendung!) zwischen dem Bürgermeisteramt in Geldern und dem Bürgermeisteramt in Königshoven.


    Jeweils auf der Vorderseite mit einem Militaria-Vermerk.


    Handelt es sich bei Militariabriefen um Dienstbriefe? Dies würde die Portofreiheit erklären?


    Empfänger 1: Bürgermeisteramt Geldern | R2 s (Feuser 1107-6) | 17.01.1850


    Empfänger 2: Bürgermeisteramt Königshoven | Garzweiler L2 s (Feuser 1086-1 - hier fehlt aber der Schrägstrich zwischen Tag und Monat?) | 23.01.1850


    Der Bürgermeister von Geldern erbittet den Bürgermeister zu Königshoven "die nachstehend benannten militärpflichtigen Individuen [...] in die diesjährige Aushebungsliste aufzunehmen".


    Unten eine Bestätigung des Königshoveners Bürgermeisters bzgl. dieser Aufnahme.

  • Hallo Don Stefano,


    da steht unter der Herrschaftlichen Kirchensache: Heckm. Bürgermeister.


    Vlt. hieß er Heckmann oder so, ist vlt. zu ergooglen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Sehr schön erkannt, es handelt sich in der Tat um den Bürgermeister Heckmann aus Neukirchen.


    Ich habe einen weiteren Beleg, ebenfalls von Herrn Heckmann sowie gleichzeitig an ihn (Doppelverwendung).


    Empfänger 1: Herr Pfarrer Wollersheim Hochwürden zu Jüchen (Theodor Wollersheim | ab 1843 Pfarrer in Jüchen, 1865 verstorben)
    Empfänger 2: Herr Bürgermeister Heckmann als Mitglied des Kirchenvorstandes Wohlgeboren


    Gleicher Stempel aus Neukirchen wie bei dem vorherigen Beleg. Ein Jüchener Aufgabestempel ist ebenfalls vorhanden. Beide vom 10.3. o.J. Sowie ein Ausgabestempel vom 11.03. o.J.


    Auch hier stellt sich natürlich die Frage der zeitlichen Eingrenzung.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Stefan,


    sorry, aber weder für den Neukirchen- noch für den Jüchen-Stempel habe ich Verwendungszeiten.
    Da müssten Stempel- bzw. Heimatsammler was zu sagen.


    Köln hat übrigens eine interessante Vielfalt an Ausgabestempeln aufzuweisen!


    Viele Grüße
    Michael

  • Kein Problem, du kannst ja auch nicht auf jede Frage eine Antwort parat haben. Hast du eine Idee an wen ich mich hier wenden könnte?
    Briefhülle 3 lässt sich ja schon mal auf die Jahre 1843 bis 1865 eingrenzen, da in jener Zeit Theodor Wollersheim Pfarrer in Jüchen war.
    Des Weiteren könnte ich vielleicht mal bei der Gemeinde Neukirchen-Vluyn anfragen in welchem Zeitraum Herr Heckmann Bürgermeister in Neukirchen gewesen ist.

    Beste Grüße,
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Stefan,


    das mit der Gemeinde ist schon mal eine gute Möglichkeit.
    Vielleicht meldet sich ja auch mal ein Heimatsammler. In solchen Heimat-/Regionalsammlungen steckt manchnmal erstaunlich viel Detailwissen, ohne dass Dritte eine Ahnung davon haben. Es gibt auch eine Reihe von nicht allgemein bekannten Monographien, so habe ich z.B. eine kleine Abhandlung über Bonn-Beuel von Prof. Büchel und eine über die Postgeschichte des Klever Landes.
    Wenn dich die Geschichte dieser rechtsrheinischen Region längerfristig ingteressiert, lohnt es sich, bei ebay und in Online-Antiquariaten danach Ausschau zu halten. Da gibt es garantiert was. Ist ja eine Gegend mit interessanter Geschichte.


    Viele Grüße
    Michael

  • So, ich habe eine E-Mail an die Gemeinde geschrieben, bin mal gespannt wie hilfsbereit man sich zeigt.
    Schließlich wird sicher nicht im Büro ein Ordner "Bürgermeister der letzten 200 Jahre" stehen. :D
    Die Idee mit der Spezialliteratur ist gut, ich werde meine Augen offen halten.
    Wie du bemerkt hast, stammen fast all meine bisher gezeigten Belege (Kamphausen, Schloss Dyck, Brief nach Belgien, diese Briefhüllen hier) aus dem gleichen Raum.
    Dies liegt an der erworbenen Sammlung, ein sehr schöner Einstieg für mich in die Vorphilatelie und Zeit der Vormarkenzeit wie ich finde. :)

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Die Antwort der Gemeinde ist bereits da:


    "Leider kann ich Ihnen Ihre Frage nicht beantworten.
    In unserer Auflistung der Bürgermeister Neukirchen-Vluyns, die seit 1836 geführt wird, ist kein Bürgermeister mit dem Namen Heckmann aufgeführt."


    Sonderbar.. ?(


    Es scheint sich bei Neukirchen-Vluyn doch um den richtigen Ort zu handeln, da es ca. 55 km von Wickrath entfernt liegt und auf der Briefhülle "Neukirchen b. Wickrath" zu lesen ist.
    Wikipedia: "Von großer Bedeutung für die Entwicklung der Stadt war die Zusammenlegung der Gemeinden Neukirchen und Vluyn."

    /EDIT: Es scheint sich wohl eher um den Grevenbroicher Stadtteil Neukirchen zu handeln oder um das heutige Hochneukirch.
    Beide Gemeinden wurden bereits kontaktiert, ich bin gespannt! :D


    /EDIT: Die Antwort ist da, Hermann Heckmann war von 1858 bis 1866 Bürgermeister von Hochneukirch (bis 1873 hieß es Neukirchen). Somit lassen sich die Briefe zeitlich wunderbar eingrenzen! :thumbup:

    Beste Grüße,
    Stefan

    4 Mal editiert, zuletzt von Don Stefano ()

  • Hallo Stefan,
    zu dem ersten Brief.
    Briefe der Communalbehörden waren nicht portofrei, außer sie betrafen eine Sache, die eine Portofreiheit nach sich zog.
    Das " Militaria" war nur bei Militärsachen anzuwenden und nur dadurch wurde der Brief Portofrei.
    Gruß Bernd

  • Weshalb sind die beiden "Kirchensachen"-Briefe dann portofrei? Sie fallen ja wohl nicht in Polizei-, Militär- und Staats-Steuer-Sachen.

    Beste Grüße,
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Stefan,

    Weshalb sind die beiden "Kirchensachen"-Briefe dann portofrei? Sie fallen ja wohl nicht in Polizei-, Militär- und Staats-Steuer-Sachen.

    es gab in Preußen sehr viele Portobefreiungen. Viele Organisationen, Verbände und Stiftungen erhielten die Portobefreiung, weil ihre Anliegen die staatlichen Interessen unterstützten oder weil sie Moral und Anstand der preußischen Bürger förderten.
    Man könnte auch sagen, was dem preußischen Staat nutzte oder ihn entlastete (z.B. Invalidenverbände) wurde unterstützt.
    In diesem Sinne wurde auch die Kirche portobefreit.


    NB: Die vielen Portobefreiungen haben die preußische Post im Laufe der Jahre Millionen Taler gekostet. Eine Liste aller Portobefreiungen aus dem Jahr 1847 umfasste 254 Seiten! Mit Übergang in die Norddeutsche Post und nachvollgend der deutschen Reichspost zog man daraus die Konsequenzen und schränkte die Vergabe von Portobefreiungen drastisch ein.


    Gruß
    Michael

  • Portofreie Dienstsache von Luckau an das königliche Kreisgericht zu Lübben (16 km Luftlinie).
    R2-Aufgabestempel aus LUCKAU vom 11.12.1858, rückseitig ein Ausgabestempel vom selbigen Tage.
    Der Brief betrifft den Verbleib eines Lieferantenbuches von 1802 bis 1835.
    Auf der zweiten Seite des Briefes ist eine kleine Korrespondenz mit diversen Kurztexten (vom 14.12. / 15.12. / 20.12.) vorhanden.


    Wer kann die Abkürzung unten links auf der Vorderseite lesen? HGDS? Herzogliche Dienstsache eventuell?

  • Hallo Don Stefano,


    ich lese auch HGDS, aber Herzoglich hat man nicht mit HG abgekürzt, sondern mit H. oder Hzg. oder Hzgl.. Von daher kann es auch etwas anderes heißen.


    Vlt. haben unsere Preußen hier eine Zusammenfassung der gebräuchlichsten Abkürzungen von Dienstes - Franchisen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo in die Runde


    ich habe zwar kein Abkürzungsverzeichnis, würde jedoch auf
    H (errschaftliche) G (erichts) D (ienst) S (ache) tippen.


    Mit freundlichem Sammlergruß


    Ulf

  • Absender: königliches Konsistorium der Provinz Pommern
    Empfänger: Herr Superintendent Verweser Pastor Hafemann Hochehrwürden in Grössin bei Schivelbein


    Taxierung: portofrei, "herrschaftliche Geistessache"


    Stempel: R2-Aufgabestempel STETTIN vom 30.03.1858, rückseitig K1-Ausgabestempel vom 31.03. | Stempel des königl. Konsistoriums der Provinz Pommern auf der Rückseite


    Inhalt: "In Angelegenheiten der Umlegung der Parechiene Zizeneff und Reinfeld von der Synode Belgard zum Synodalkreise Schivelbein kommt es noch darauf an zu erfahren, welche Synodal-Einrichtungen in letzterer bestehen, namentlich ob und mit wie hohen Beiträgen und Pensionsraten eine Synodal-Wittwen-Kasse vorhanden, ob ein donum urnae zur Unterstützung der Pfarrwittwen und zu welchem Betrage üblich sei, ob eine Synodalbibliothek oder welche anderen Stiftungen in der Synode Schivelbein existieren, zu welchen die dortigen Geistlichen als beitrittspflichtig und berechtigt erachtet werden, und ob alle Geistliche durch ihren bloßen Eintritt in die Synode Mitglieder dieser Stiftung werden oder ob es dazu besonderer Vereinbarungen bedürfe?
    Euer Hochehrwürden beauftragen wir binnen 3 Wochen hierüber eingehend zu berichten."

    Zweiseitiges Antwortschreiben vorhanden, in welchem sämtliche Fragen detailliert beantwortet werden.

  • Hallo Don Stefano,


    Respekt, dass du in deinem Alter solch alte Briefe transkribieren kannst. Es gibt es etliche ältere Semester, die bei dir in die Schule gehen könnten.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Don Stefano,


    Respekt, dass du in deinem Alter solch alte Briefe transkribieren kannst. Es gibt es etliche ältere Semester, die bei dir in die Schule gehen könnten.

    Vielen Dank für das Lob! :)


    Ich habe mich einige Wochen im Vorfeld meiner ersten Altbriefkäufe mit der Kalligraphie, hierbei insbesondere mit der deutschen Kurrent- und Sütterlinschrift, beschäftigt.
    Besonders all jene Übungstexte, die man nach selbstständigem Transkribieren mit einer Musterlösung vergleichen konnte, haben mir sehr geholfen.
    Schwieriger wurde es dann natürlich, als die ersten echten Briefe vor mir lagen und eine Musterlösung der Transliteration fehlte.. :D
    Doch wie sagt man so schön, Übung macht den Meister. Je nach Handschrift habe ich auch oft noch zu kämpfen, aber in viele alte deutsche Handschriften (des 19. Jahrhunderts) kann ich mich inzwischen doch schon recht gut einlesen.

    Beste Grüße,
    Stefan

  • Hallo Don Stefano,


    deinen Elan würde ich mir für die wünschen, die nach 10 Jahren Altdeutschland noch immer keine Adresse lesen können, vom Briefinhalt ganz zu schweigen. Aber sicher bist du auch ein Talent und das Talent hierfür hat wohl nicht ein jeder.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.