Dienstmarken

  • Verehrte Freunde,


    ab 18. Januar 1934 wurden im Deutschen Reich neue Behördendienstmarken verausgabt, die die Gestaltung der Hindenburg-Medaillon-Freimarken aufgriffen.


    Das Profil des greisen Reichspräsidenten wich einem großen Hakenkreuz im Eichenkranz, ergänzt um den Schriftzug "Dienstmarke".
    Die "neue Zeit" hielt also sichtbar Einzug (bisher war das Hakenkreuz nur als Wasserzeichen auf Briefmarken seit November 1933 erschienen).


    Die Serie wurde einstweilen an den Sammlerschaltern in Berlin und München ausgegeben, die Behörden sollten weiterhin die Restbestände der Vorgängerausgabe im Korbdeckelmuster aufbrauchen.
    Diese Übergangsphase zog sich noch einige Zeit hin.
    Gut ein Jahr später wurde in Erding am 16. März 1935 noch eine Mischfrankatur verklebt, als zusammen mit dem Versand einer Ausfertigung ein Nachnahmebetrag von einem Rechtsanwalt in München eingehoben werden sollte.
    Die Frankatur setzt sich aus dem Brieftarif von 12 Pfennigen und der Vorzeigegebühr von 20 Pfennigen zusammen.


    Beim Namen des Adressaten stolpert man im Internet über einige Einträge, die einen Kloß im Hals hinterlassen.
    Man weiß nicht, ob man Michael Siegel für seinen offenbar unerschütterlichen Optimismus (vor allem angesichts seiner Erfahrungen gleich zu Beginn der NS-Herrschaft) bemitleiden oder für seinen Mut bewundern soll, weiterzumachen wie bisher.
    Am 27. September 1938 erging ein generelles Berufsverbot für alle jüdischen Rechtsanwälte.
    Vermutlich war Siegels Klientenkreis schon vor diesem Einschnitt stark geschrumpft.


    Viele Grüße aus Erding!

  • Wir schreiben das Jahr 1944. Die Behördendienstmarken wurden ab 1942 in leicht geänderten Farben auf Papier ohne Wasserzeichen ausgegeben.
    Am 1. Juni 1944(*) verschickte das Ernährungsamt Erding einen eingeschriebenen Brief an das örtliche Elektrizitätswerk.
    Weil dieser doppelt schwer war, haben wir nun eine 46-Pfennig-Frankatur mit Dienstmarken vor uns: 16 Pfennige für ein Gewicht über 20 bis 250g und 30 Pfennige für die Einschreibung.
    "Häufig" ist für eine solche Frankatur bei einem Ort dieser Größe ein Begriff, den wir kaum bemühen können.


    Ein Postamt Erding 2 gab es seit Jahrzehnten nicht mehr, deshalb könnte es sich auch um einen Selbstbucher-R-Zettel mit Aufliefererkennung "kleines l" handeln (statt um "Erding 1").
    Da bin ich bisher mit meinen Forschungen noch nicht viel weitergekommen. Allerdings trugen die neuen Ortsaufgabestempel mit Postleitgebietszahl, die ab Juli 1944 an den Schaltern eingesetzt wurden, wieder die Bezeichnung "Erding 1".


    (*) Das Datum im verwischt abgeschlagenen Ortswerbestempel konnte ich mithilfe eines Bildbearbeitungsprogramms sichtbar machen.