• Liebe sammlerfreunde,


    anhängend eine Schwarz-Weiß-Kopie eines Einschreibebriefes aus Bouxviller im Elsaß an einen französischen Kriegsgefangenen in Deutschland. Der Brief erreichte Schweidnitz in Schlesien am 30.10.1870. Der Brief dürfte folglich um den 28. Oktober aufgegben worden sein.


    Unverständlich ist die Entwertung der Okkupationsmarken mit dem kleinen Ziffernstempel "1803", der lt. Stempeldatenbank (stampsX) vom 1.1.52-31.12.62 in Lure / Haute Saone verwendet wurde. Bouxviller stempelte unter der franz. Post mit dem PC 494, bzw. GC 589.


    Können unsere französischen Freunde zur Aufklärung dieser Frage beitragen?


    Gruß
    1870/71

  • Hallo 1870/71,


    Ja, kein Problem,


    Die französische Postgeschichte ist nicht sehr erschwert, sondern stellt jedoch einige Spitzfindigkeiten vor.
    Da Du es kennen sollst, besitzten alle die französischen Postämter eine Nummer in der Nomenklatur der Postämter.Die erste Nomenklatur ist in 1851 geschaffen, um seit Januar 1852 bis zu Dezember 1862 benutzt zu sein. Die Postämter waren in alphabetischer Reihenfolge zuerst geordnet. Die nach 1852 neulich geschaffenen Postämter waren dann von chronologischer Ordnung geordnet.
    Diese Nomenklatur ist die Nomenklatur der kleinen Ziffernstempel.
    Aber.....
    Ende 1861 beschloss die Postverwaltung eine neue Nomenklatur unter Berücksichtigung aller Schaffungen und Postamt Schließungen seit 1852 vorgenommen wurde. Parralel, beschloss sie, einen neuen Entewertungsstempel zu testen. Das sind die Grossen Ziffernstempel. Dieser Test ist in Lyon im Februar 1862 verlaufen.
    Die Posterwaltung hat es als ein Erfolg betrachtet. Die erste großen Ziffernstempel sind ab Juli 1862 nur in den französischen Postämter im Ausland und in Algerien benutzt.
    In Frankreich findet man, daß die großen Ziffernstempel offiziell am 1. Januar 1863 benutzt sind. In Wirklichkeit gibt es kein Dokument, das den genauen offiziellen Zeitpunkt gibt. Mehrere Postämter haben begonnen, dieses Stempel seit dem 20. Dezember 1862 zu benutzen.
    Parallel zur Schaffung der Nomenklatur von 1862 beschließt die Verwaltung, daß jedes Postamt sein kleienen Ziffernstempel nach der neuen Nomenklatur austauschen sollen wird. (Amtsblatt n ° 88, Dezember 1862). In der Praxis gab es sehr wenigen Austausch. Jedoch hat das Ausrustung-Amt von Paris in den betroffenen Postämter seine restliche kleinen Ziffernstempel-Reserve gesandt, gemäß der neuen Nomenklatur.


    Auf Grund dieser Tatsache gehörte die Nummer 1803 zum Postamt von Lure (Departement Haute Saone) bis zu Ende Dezember 1862. Seit dem 1. Januar 1863 ist diese Nummer diejenige des Postamtes von Hochfelden geworden (Departement Bas Rhin).
    Bouxwiller und Hochfelden sind sehr nahe Postämter. Also, geben es 2 Lösungen:
    - Der Brief ist Hochfelden postiert und hat Bouxviller durchquert.
    - Brief ist in Postamt Bouxiller postiert, das ein Teil vom Material des Postamtes von Hochfelden wiederbekommen und benutzt hat.


    Schliesslich ist das ein Benutzungsbeispiel von großen Zieffernstempel und kleinen Zieffernstempel von demselben Postamt nach 1862:


    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,


    vielen Dank für deine Erklärung!


    Das Hochfelden den PC 1803 parallel zum GC 1803 verwendete, war mir nicht bekannt.


    Meine Vermutung geht dahin, daß der Brief in Bouxviller aufgegeben (dort erhielt er den Aufgabestempel) über Hochfelden (dort verwendete man vermutlich für Post aus Bouxviller den PC 1803) zur nächsten Bahnverbindung (Avricourt-Straßburg i.E.) lief.


    Kannst du dich mit dieser Erklärung anfreunden?


    Gruß
    1870/71

  • Hallo 1870/71
    Ich denke daß der Brief lieber in Hochfelden postiert gewesen ist, dessen Postamt nicht mehr französisches Postmaterial (außer dem kleinen Ziffernstempel) hatte und Bouxwiller durchquert hat. Wirklich warum, die Post vom Weg bis zu Hochfelden hinunterbringen lassen, während es einen Bahnhof Bouxwiller gab.


    Ich habe vergessen, dir zu sagen, daß das kleinen Ziffernstempel wie ein Hilfsstempel oft benutzt war.
    Grüss.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,


    es existieren drei Briefe mit dem Aufgabestempel "Bouxviller" (= Buchsweiler) und der Markenentwertung mittels des PC 1803.


    Ich bin mir ziemlich sicher, das diese Briefe in Buchsweiler aufgegeben worden sind, da die Briefe über die bereits im Oktober 1870 genutzte Eisenbahnlinie Zabern-Weissenburg liefen. Diese Strecke wurde vom Feld-Eisenbahn-Postbüro Frankfurt a.M. - Nancy bedient. Diese Information habe ich aus dem Beiheft zum Amtsblatt Nr. 3 der Deutschen Reichs-Postverwaltung vom Februar 1873.


    Vermutlich hat man in Buchsweiler (eröffnet vor dem 19.10.1870) bis zur Einführung deutscher Stempelwerkzeuge (FD 8.11.1870) den Reservestempel von Hochfelden (PC 1803) verwendet. Eine andere einleutende Erklärung habe ich nicht.


    Gruß
    1870/71

  • Hallo 1870/71,


    Vermutlich hat man in Buchsweiler (eröffnet vor dem 19.10.1870) bis zur Einführung deutscher Stempelwerkzeuge (FD 8.11.1870) den Reservestempel von Hochfelden (PC 1803) verwendet. Eine andere einleutende Erklärung habe ich nicht.


    Das ist tatsächlich eine Möglichkeit, über die ich im post # 2 sprach.
    Grüss.
    Emmanuel.