Württemberg - Bayern PV 1809

  • Liebe Sammlerfreunde,

    ich möchte 4 Briefe aus einer Korrespondenz nach Nördlingen zeigen. Die Besonderheit lag darin, dass die württembergische Postkutsche bis Nördlingen fuhr und Bayern daher keine Vergütung für diese Briefe erhielt. Sie liefen entweder Porto oder Franko nach dorthin.

    Der 1. stammt aus Ulm vom 4.9.1830. Die 4 Kr. Postporto zahlte der bayer. Empfänger.

    Der 2. datiert vom 24.12.1830 und wurde von Heilbronn zuerst mit 6 Kr. für den einfachen Brief, dann mit 9 Kr. für die 2. Gewichtsstufe (über 1/2 bis 1 Loth) taxiert. Der Empfänger in Nördlingen hatte ein Postfach und bekam die Briefe ohne Botengebühr zugestellt.

    Der 3., ebenfalls aus Heilbronn, vom 8.8.1846 wurde mit 6 Kr. frankiert und kam am 10.8. an.

    Der 4. aus Cannstatt lief ebenfalls mit 6 Kr. frankiert nach Bayern ein.

    Es wäre schön, wenn hier weitere Briefe nach Bayern gezeigt werden könnten, für die kein bayerischen Porto oder Franko anfiel.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Sammlerfreunde,

    zwei weitere Briefe nach Bopfingen aus dem Jahr 1850 möchte ich zeigen:
    Barfrankierter Brief von Marktbreit, bei dem dem Absender 2 Kreuzer zuviel
    abgenommen wurde (Siegelseite Vermerk: 2 und 6 Kr.) Lt. Verordnung war bis
    Bopfingen nur eine Taxe, denn die bayer. Post ging über Nördlingen bis Bopfingen.
    6 Kreuzer Franko hätten gereicht. Brief ist vom 23. Februar 1850.
    Unfrankierter Brief von Bamberg nach Bopfingen vom 30. April 1850. Der Empfänger
    bezahlte 6 Kreuzer Porto.
    Bei beiden Briefen wurden in Bopfingen 1 Kreuzer Bestellgeld beim Empfänger kassiert.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    vielen Dank für das zeigen deiner tollen Briefe - immer wieder eine Augenweide und selten obendrein.

    Einen Brief aus Ulm vom 17.8.1850 über Bayern nach Weitra in Niederösterreich möchte ich zeigen, der mit gut gefallen hat. Er wurde unfrei versandt und mit dem württembergisch - österreichischen Gemeinschaftsporto von 12 Kr. CM und dem bayerischen Transitporto von 4 Kr. CM belegt, so dass der Empfänger total 16 Kr. CM zu zahlen gehabt hätte. Österreich strich aber die beiden Taxen ab und notierte ein liegendes X als Zeichen der Portofreiheit. Dadurch war auch die Briefkarte zu korrigieren, denn Bayern hatte bei portofreien Briefen keine 7 Kr. rh. bzw. 4 Kr. CM anzusprechen.

    Die Frage lautet nun: wie wurden diese beiden Werte in Conventionsmünze vom Empfänger zu zahlen mit denen in rheinischen Kreuzern rechnenden Postverwaltungen Bayerns und Württemberg reduziert?

    Nun, Mathematiker staunen und alte Hasen wundern sich - aber hier sind die Beweise:

    Ein Portobrief aus Stuttgart vom 22.1.1850 nach Wien ("Vienne") poste restante gestellt zeigt uns auch den oben bekannten Bruch 12 / 4 = 16 Kr. CM vom Empfänger.

    Ein Frankobrief aus Stuttgart vom 11.3.1850 nach Wien weist uns die tatsächlichen Gelder aus, die am Schalter zu zahlen waren: 13 / 7 Kr. rheinisch! Da in Stuttgart mit rh. Kreuzern zu zahlen war, musste die württembergische Aufgabepost die kassierten Beträge notieren und tat das links unten; später fügte man die Verrechnung notwendigen Beträge in österreichischer Währung rechts auf.

    Daher sehen wir, dass Bayern für seinen Transit 4 Kr. CM, die eigentlich nach der Parität 1 zu 1,25 zu reduzieren und damit genau 5 Kr. rh. wert waren, 7 Kr. rh. ersetzt bekam. Hingegen das Gemeinschaftsporto bzw. Franko Württembergs und Österreichs von 12 Kr. CM nicht mit 15 Kr. rh., wie es der Parität entsprochen hätte, sondern mit 13 Kr. rh. angesetzt wurde. Felix Bavaria.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Hallo,

    ich möchte einen Brief aus Stuttgart vom 11.10.1811 zeigen, der vermutlich in Württemberg portofrei befördert wurde. Der Stempel FR.O.WÜRTENB=GR: wurde lt. Feuser in Nürnberg abgeschlagen. Bemerkenswert ist auch, dass das bayerische Porto von 16 Kr. zweimal in schwarz und einmal in Rötel angeschrieben wurde. Den Rötelansatz links unten kann ich nicht deuten.

    Vielleicht kann mir noch jemand die Anschrift verdeutlichen.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    die Adresse lautete: Ihro Hochgebohrn Der Frau Gräfin von Pückler und Limpurg etc. gebohrne von Gaisberg Burg Farrenbach bey Nürnberg.

    Links unten kann ich das Gekrakel auch nicht interpretieren, eine taxische NULL - Paraphe dürfte es aber nicht sein.

    Ich kenne nur ganz wenige Briefe mit diesem Stempel - und habe keinen damit. :(

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ich hoffe, dieser passt hier gut rein. ;)

    Geschrieben wurde der Brief in Mannheim am 15.5.1848 - zur Post gegeben wurde er jedoch nicht in Baden, wie zu erwarten, sondern in Heilbronn am 17.5.1848. Der Zielort war Nördlingen, welches ja direkt an der württembergisch - bayerischen Grenze lag.

    Nach dem PV Badens mit Bayern vom 1.8.1843 hätte er ein Gemeinschaftsporto von 12x gekostet, welches halbscheidig zu teilen war. Hier machte Bayern kein Geschäft, denn Württemberg notierte 6x, die ihm allein zustanden, denn Briefe nach Nördlingen sollten ohne bayerischen Portoansatz bleiben.

    Dieser hier hat den Nördlinger Ankunftsstempel vom 19.5. und brachte Bayern gar nichts ein.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Freunde,

    dank der netten Zurückhaltung von VorphilaBayern konnte ich diesen Schnapper machen.

    Ein einfacher Brief aus Isny vom 21.4.1832 erhielt noch den uralten Rayonstempel, wiewohl diese Rayoneinteilung längst obsolet geworden war. Die Taxispost in Württemberg notierte - und das kenne ich nur von Isny - 1x für sich, eine Gebühr, die es eigentlich gar nicht gab. Dieser eine Kreuzer wurde in Rötel notiert. In Augsburg schrieb man ihn neu rechts oben auf und schlug den Auslagestempel auf ihm ab. Darunter setzte man das bayer. Porto von der Grenze bis Würzburg mit 12x an und kam zu dem Schluß, dass die Summe 13x sein musste. Dann rechnete man in Würzburg nach, strich sicherheitshalber die zuerst notierten 13x wieder durch und fasste 1x und 12x endlich in 13x nochmals zusammen (nicht dass man am Ende noch 12x + 13x addiert hätte!). Höhere Mathematik war halt das große Steckenpferd mancher Postler, da konnten selbst derart umfangreiche und komplizierte Additionen ein Beamtenhirn nicht wirklich verwirren. :D

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammlerfreunde,

    zum Brief von liball (Nr.5):
    1813 war der Stempel "FRo.WÜRTENB=GR:" anscheinend schon sehr abgenutzt.
    Auf dem Teilfrankobrief von Stuttgart nach Greiz (Fürstentum Reuß, ältere Linie -
    Thurn und Taxissches Postgebiet) ist er sehr schlecht abgeschlagen. Der Absender
    bezahlte 6 Kreuzer bis zur Württ. Bayr. Grenze. Von da bis Greiz wurden 12
    Kreuzer angeschrieben, die in 4 Gute Groschen (rechts oben) geändert - und beim
    Empfänger eingezogen wurden. Der Brief ist vom 5. November 1813.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Liebe Freunde,

    Alois Graf von Rechberg war in Bayern keine kleine Nummer, sondern "K. Baierischer Staatsminister, Ritter, Inhaber und Träger vieler Orden usw".

    Ein Brief aus R.3 Geislingen an ihn am 17.9.1817 war nicht eben leicht, denn er kostete 9x bis zur bayer. Grenze (3x + 1,5x + 1,5x + 1,5x + 1,5x). Diese wurden von Augsburg in Auslage genommen und für Bayern 15x bis München angesetzt (6x + 3x + 3x + 3x).

    Man notierte die Summe von 24x oben links, allerdings im Bewusstsein, dass ein bayer. Minister der Post kein Geld schulden würde. Daher wurden sie abgestrichen und als uneinbringliche Forderung verbucht. Württemberg (bzw. die Taxispost dort) erhielt natürlich seine 9x.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Sammlerfreunde,

    die Verwendung von folgenden Brief liegt vor Abschluß des "Postvertrages Bayern - Württemberg vom 25. Oktober 1809" und zwar am 24. Juni 1809 sandte man diesen Brief von Ellwangen (Kgr. Württemberg) nach Deufstetten (Unterdeufstetten - bis 1806 zum Fürstentum Ansbach - ab 24. Mai 1806 zum Kgr. Bayern; ab 6.10.1810 zum Kgr. Württemberg). Wie alle Briefe über Ellwangen nach Unterdeufstetten lief der Brief mit der Württ. Post über die Grenze bis zur Grenzpoststation in Dinkelsbühl (Freie Reichsstadt; ab 25.3.1803 an Bayern; ab 30.6.1803 an Preußen; ab 15.2.1806 an Frankreich; ab 24. Mai 1806 wieder an Bayern). Der Absender bezahlte 2 Kreuzer Franko bei der Briefaufgabe (bis 3 Meilen). In Ellwangen vergaß man auf der Post den Frankovermerk, darum wurden 2 Kreuzer Porto angeschrieben. Man bemerkte den Irrtum, strich die 2 auf der Adreßseite wieder durch und schrieb links "fr" = Franko an.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    vielen Dank für das zeigen dieses PO - Traums und die Erklärungen zu den wechselhaften Postzugehörigkeiten.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Sammlerfreunde,

    hierzu folgender Brief:
    Teilfrankobrief (Franko Grenze) von Laupheim (Kgr. Württemberg)
    Siegelseite wurde der Frankobetrag von 2 Kreuzer angeschrieben.
    Der Brief ging nach Ulm, das bis 1810 zu Bayern gehörte. Der Em-
    pfänger bezahlte ab der württ. Grenze 2 Kreuzer Porto. Der Brief
    ist vom 3. Dezember 1809 und ging an Herrn Nikolaus Zumstein.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    da wird sich die liebe Filigrana aber freuen, einen Zumstein Brief nach Ulm sehen zu dürfen - @ Sohn von Kemmten steht da noch, das ist ja auch lustig.

    Ich vermute auch stark, man wird den Inhalt sehen wollen ... ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber VorphilaBayern,

    wenn Filigrana den Text sehen will, muss sie dir das sagen. Mir reicht die angesprochene Thematik aus.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Guten Abend VB,
    das ist ja Wahnsinn Anschrift!
    Es gehört sich nicht, aber muss ich zugeben das ich neidisch bin.. :)

    „Sohn von Kempten“ - Die Kemptener Zumsteins welche Briefe wir kennen wahren Forensen, was so viel bedeutet das sie nicht Kemptener Bürger wahren. (Die Möglichkeiten zur Einbürgerung wahren sehr schwierig, Mann musste vor allem Geld, Ansehen und die richtige Religion haben..die Andere Händler und Zünfte hatte auch viel zum sagen.) Sicherlich wahr der Name von die Firma gemeint – Nikolaus Zumstein & Sohne.
    Briefe nach Ulm hab ich schon gesehen. Übernachtet haben die in Ulmer Wirtschaft Golden Kreuz.
    In Sommer Monaten besuchten sie die Veits -Messe, in Winter (nach Datierung auch deines Briefes) dürfte es sich um Nikolaus Markt handeln.
    Mit wem die in Laupheim zu tun hatten, weiß ich nicht. Der Lieferant oder Besteller wusste von Zumsteins Aufenthaltsort, wahr bestimmt ein Jahrelanges Geschäftspartner.

    Ich würde sehr gern das Inhalt lesen dürfen.
    LG und danke F.

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt

  • Guten Abend,
    diese Brief ist in meinem Augen vollkommen..hier die kleine Ausnahme an Adresse, lief über Post, gestempelt, zwei mal gesiegelt, der Papierblatt in ganzen Stück, die Papierwasserzeichen in tolle Sichtbarkeit, umfangreiche Inhalt. Der Absender Schrift, wo noch in 18 Jahrhundert gelernt, ist nicht leicht zum lesen, weil er abkürzt und Worte zusammenfügt.

    Ich werde dieses Brief nicht wegen Größe in ganzen scannen können, aber gern paar Zeilen über Inhalt dieses Briefes anbieten:
    Krammer Hähs aus Laubheim, antwortet an die Geld Forderung von Zumstein in Höhe 268 f 21.
    Er reklamiert die Summe auf 168 f 21: „In doch ungeachtet dessen ich mich auch zu diesem Zahlen nicht vollständig Rechtlichkeit habe.“
    Erinnert Zumstein auf geschehene Abmachung: „ In dehne ich sie ein es ihnen bekam sein eins als ich bei ihnen in Ulm wahr und mich leider als nu selten meine Schuld gentzlich zu bezahlen angaben müsste und sie damals gebeten habe um auf mit mir dann Vertrag zumachen und mir den dritten teil meiner gentzlichen Schuld noch zulassen und das übrige in Schritten ihnen abzuzahlen sein es einem an dere Kreditenten...“
    „...meiner Familien Brot zu genommen und haben mich ungeachtet meines Bittens und Barzahlung vor Hundert gut...“
    Hähs gesamte Schuld bei Zumstein war 468 f 21 x und er bittet ihm um Möglichkeit an Raten: „auf 112 f belastet die erste Frist erhalte sie auf nächsten Samstag in Ulm mit. Und die zunähte erhalten sie bis erst kommende Anfang Festen.“

    Zumstein beantwortet diese Brief an 5.12., was drinnen steht werden wir leider nicht erfahren..
    Aber diese zwei Seiten von kleinen Kramer bieten einen der Blick in dehne damalige Leben. :) Wofür ich mich bei VB bedanke.
    LG F

    "Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben."
    W. v Humboldt