Frankreich - Bayern et vice versa vor 1822

  • Liebe Freunde,

    ich würde gerne diese 5 Briefe zur Diskussion stellen, die ich vor über 20 Jahren beschrieben habe. Sicherlich sind neue Erkenntnisse hinzu gekommen, wobei der 1. Brief noch aus der Zeit Würzburgs stammt, als es noch nicht zu Bayern gehörte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Hallo Emmanuel,

    das ist das Problem bei Portobriefen - wenn man keinen Vertragstext hat, und ich habe leider keinen, muss man anhand des greifbaren Briefmaterials auf die Gesetze schließen. Das ist aber aus postgeschichtlicher Sicht problematisch, weil gerade in dieser frühen Zeit viele Fehler gemacht wurden und wenn man aus einer Gebührenperiode 10 Briefe hat, sind 7 identisch behandelt, 3 aber anders, und manchmal klärte es sich auf, dass die 3 anders behandelten Briefe korrekt tarifiert waren, die 7 identischen aber alle falsch taxiert wurden. Postgeschichte ist halt mal kein einfaches Fach, daran müssen wir uns gewöhnen ...

    Wenn du also mal etwas finden solltest, bitte hier einstellen, damit wir alle schlau werden. :)

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Lieber VorphilaBayern,

    ein herrliches Stück - so ist es, wohl eine 2. Gewichtsstufe, wenn wir uns nicht irren.

    Danke fürs zeigen und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo zusammen,

    ich hoffe mit dem nachstehenden Beleg in diesem thread richtig zu liegen, im Oktober 1812 innerhalb Frankreichs nach Wachenheim ins Département du Mont-Tonnerre gelaufen. Steht die ausgestrichene "3" für 3 Decimen Portogebühr ? Das siegelseitig ohne postalische Vermerke versehene Brieflein wiegt 6,5 gr.


    Schönen Gruß

    vom Pälzer

  • Hallo Pälzer,

    das war ein innerfranzösischer Portobrief, der mit 3 Decimes vom Empfänger bezahlt wurde - vermutlich abgestrichen, weil jemand die Post zum Empfänger brachte und die Summe mehrerer Porti notiert hatte, oder, was ich aber weniger glaube, dass der Empfänger ein Postfach hatte, über das die Schulden verrechnet wurden. Ganz ausschließen kann ich es aber nicht ...

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Liebe Freunde,

    manchmal sind denkbar simpel erscheinende Briefe beim Versuch der Erklärung ihrer Tarifstruktur gar nicht so einfach, wie man das denken könnte.

    Ein Brief aus dem franz. Wissembourg vom 19.1.1815 ging mir ins Netz, der an den Advokaten und Notar Keller im pfälzischen Landau gerichtet war. Der Aufgabestempel 67 Wissembourg ist klar - 67 war die Departementsnummer Niederrhein (Bad Rhin) und Landau nur 15 km Luftlinie entfernt.

    Nun habe ich mal gelernt, dass Briefe von Frankreich in die Pfalz bis zum Postvertrag vom 1.1.1822 nur ein Porto aufweisen, welches der jeweiligen Aufgabepost zustand. Dies sollte jedoch erst ab Anfang Mai 1816 gelten, als Bayern die Pfalz von Taxis (sog. überrheinische Zeit) übernommen hatte. Von 1814 bis Mai 1816 sind mir jedoch keine Tarife bzw. Verordnungen bekannt, die ja von Taxis und Frankreich hätten ausgehandelt worden sein sollen.

    Taxe(n): Die große mittige 3 dürfte die Aufgabepost notiert haben. Da Wissembourg direkt an der Grenze bei Schweigen liegt, könnten es Decimes oder rheinische Kreuzer sein. Wären es 3 Decimes, die 9 kreuzer entsprachen, wäre das ein bisschen viel für die paar Kilometer. Als franz. Porto von 3 Kr. könnte ich damit leben.

    Über "Monsieur" könnten 6x für 6 Kreuzer stehen, ich würde es aber nicht beschwören. Wären es 6x, die man dort notiert hätte, dann könnten es nicht 3 Decimes sein, weil die bereits 9x entsprachen, so dass die Aufgabepost in rh. Kreuzern hätte taxieren müssen. Zu diesen franz. 3x wären demnach weitere 3x für Taxis ab der Grenze bis Landau gekommen, was ich für gut möglich halte.

    Leider bin ich bar jeder Literatur, wie man damals Briefe in die Pfalz taxiert hat und wäre froh, diesen unseligen Zustand bald ändern zu können.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ein Kleinigkeit kann ich auch hier zeigen.

    Aus Rheims lief dieser Brief in April 1805 nach Nürnberg. Also nicht eigentlich Bayern wie die Threadname sagt.

    Der Empfänger hat 26 Kreuzer Rh bezahlt.

    Bayern klassisch hat einmal gesagt dass Frankreich nie Rot benutzt hatte. Der rote 5 sieht auch nicht französisch aus. Wo hat man es vermerkt?

    Rückseitig gibt es nichts.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    gute Frage - du müsstest mal im PV Taxis - Frankreich vom 14.12.1801 schauen. Leider liegt mir dieser Vertrag nicht vor, aber Frankreich hat tatsächlich nicht in roter Tinte geschrieben.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Lieber VorphilaBayern,

    ein schöner und seltener Brief - leider kann ich die 8 Decimes nicht zwischen den Postverwaltungen Frankreichs und TT aufteilen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

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  • Hallo,

    diesen Brief aus dem Jahr 1809 habe ich schon an anderer Stelle wegen der Problematik Franz. Provinz Bayreuth gezeigt.
    Ich hätte eine Frage zur französischen Portotaxe von 3 Decimes.
    Taxis hat doch normalerweise mit Frankreich im Paket abgerechnet. Warum setzte Frankreich bei diesem Brief dann überhaupt eine Taxe an, die von Taxis auch in 8 Kr. reduziert wurde?
    Hätte nicht vielmehr in Straßburg R.No.I gestempelt werden müssen?

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    sicher behandelt nach dem Altvertrag mit der Reichspost.

    3 Dec. für Frankreich bis Rheinhausen, diese von Frankfurt in 2 Batzen umgerechnet, dann in 8x konvertiert, dazu 16x eigenes Porto = 24x. Die weiteren 2x könnten ein spezieller Tarif sein, den ich nicht kenne, oder ein Bestellgeld, da bin ich leider überfragt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    Einmal editiert, zuletzt von bayern klassisch (5. Juli 2014 um 12:38)

  • Hallo bayern klassisch,

    vielen Dank für deinen Kommentar.
    Nur der Altvertrag mit der Reichspost von 1801 sah bereits die Paketabrechnung vor.
    Warum hat Frankfurt zunächst in Batzen umgerechnet und dann in Kreuzer und warum 9 Kr.?
    Ich kann auf dem Brief nur 8 Kr. erkennen.

    Grüsse von liball

  • Hallo liball,

    sorry, Lesefehler, werde das gleich korrigieren. Vlt. war man mit der Destination überfordert? Viel Post wird es ja nicht nach Bayreuth gegeben haben und wenn man den Brief TT als Einzeltransit andiente, wie es ja den Anschein hat, dann hat man in FFM auch entsprechend taxiert.

    Liebe Grüsse vom Ralph

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo Freunde

    Ich zeige hier einen Frankobrief der in Strasbourg 8. März 1807 geschrieben war und in Nürnberg 13. März landete. Nürnberg war ein halbes Jahr vorher bayerisch geworden, aber T&T hatte immer noch die Post.
    Der Absender hat 6 Decimes bezahlt, wovon 12 Kreuzer an Taxis ging.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    heute zeige ich einen Portobrief (Siegelseite blank) aus Paris vom 10.7.1816 nach Augsburg an den Bankier Charles (Karl?) Wohnlich.

    Der Pariser Dreiecksstempel "P" ist klar, Paris lag im 3. Rayon, also R(ayon) No. 3 ist auch klar, aber die weinrote 4 kann keine franz. Taxe sein, denn eine franz. 4 sah ganz anders aus.

    Jedenfalls strich die schwarze Tinte die rote 4 und ersetzte/vermerkte 33x, die der Empfänger in AUgsburg zu zahlen hatte.

    Ich hoffe, mir sagt mal einer, wie sich dieses Porto zusammen setzt und den Laufweg hätte ich auch gerne gewusst (Strasbourg - Kehl - Ulm?). Schon jetzt vielen Dank dafür! :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    Ein Laufweg über Strasbourg/Kehl ist möglich. Achim hat über den Kehler Tinte hier berichtet Rote Taxvermerke auf Briefe aus Frankreich

    Vielleicht war die 4 etwa 4 Kreuzer für Baden? Nein, passt nicht da es kein 29 Kreuzer Portostufe für Bayern gibt.
    4 Batzen bis Frankfurt? Das hat man wohl nicht in Kehl vermerkt?

    Vielleicht war der Laufweg über Saarbrücken der in 1816 noch verwendet war und dass die 4 hier 4 GuteGroschen war? Gegenüber Preussen war es immer noch Franko Grenze so dass es hier nur um ein deutsche Porto geht und kein französischen. Dann wohl auch ein Fehlleitung.

    Nein, es war keine gute Antwort. Kenne die Zeit immer noch etwas wenig und die Taxierungen sind etwas unübersichtlich.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Nein, es war keine gute Antwort. Kenne die Zeit immer noch etwas wenig und die Taxierungen sind etwas unübersichtlich.

    Hallo Nils,

    dann sind wir schon zwei.

    An die Leitung über Saarbrücken glaube ich nicht - das hätte weniger Geld für Frankreich bedeutet und was hätte Preußen mit ihm machen sollen? 1816 war die Pfalz gerade im Mai zu Bayern gekommen - ich glaube nicht, dass man da schon an die Auslandskorrespondenzen gedacht hatte. Die hatten andere Probleme, ganz andere ...

    Alles nicht so einfach mit dieser schwierigen Zeit. Kehl und rote Tinte könnte passen, aber Kehl notierte in Kreuzern - 4x sind viel zu wenig für Frankreich für die weite Strecke.

    An Frankfurt habe ich auch gedacht - kenne dort aber nicht solche Tinten. 4 Batzen für Frankreich = 16x würden 17x für Bayern bedeuten. Wie käme ich auf die?

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.