Bayern - Österreich / Dienstbriefe

  • Liebe Sammlerfreunde,

    folgenden Brief möchte ich zeigen:
    Eingeschriebener Brief als Königliche Dienst Sache (K.D.S.) vom kgl. bayer. Postamt
    Augsburg, vom 28. Juni 1815, an die General Direktion der Kaiserlichen Posten in Mai-
    land (Österreich). Siegelseite Frankovermerk von 4 Kreuzer. Ich denke, die Charge-
    gebühr von 4 Kreuzer wurde angeschrieben.

    Beste Grüße von VorphilaBayern

  • Lieber VorphilaBayern,

    ein ganz außergewöhnlicher Brief - aber sicher hat das kartierende Postamt in Augsburg keine Chargégebühr entrichtet, weil man sich einfach einen Postschein holen konnte und den nicht kaufen musste.
    Die 4x, wenn es solche sein sollten, auf der Siegelseite machen für mich keinen Sinn. Bei einer K.D.S. war alles frei, auch die Scheingebühr.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Ein hoch interessanter Brief :)

    Milano war postalisch noch nicht österreichischer Land und war von österreichischen Post als Ausland behandelt. Deswegen war wohl nicht möglich portofrei nach dorthin ein Brief zu schicken. Deswegen kann es sein dass die Taxierung Rückseitig ein Lombardischer war. Aber mit 4/14/24 komme ich auch nicht weiter, so was es genau ist wage ich nicht zu sagen. Und leider gibt es wenige vergleichbare Stücke.

    Danke fürs Zeigen.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    ich kann es (derzeit) nicht beweisen, aber ich denke, dass im Juni 1815 Mailand schon als Folge des Wiener Kongresses österreichisch geworden war. Wer hätte Metternich widersprechen sollen?
    Talleyrand war von ihm bevorzugt worden, wenn es um Frankreich selbst ging. Italien war ein napoleonisches Kunstprodukt, welches im Norden österreichisch dominiert war.

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass Augsburg als wichtigstes Kartenschlußpostamt Bayerns mit dem (italienischen) Süden durch diesen Brief versuchte, die zukünftigen Postläufe zu koordinieren, denn zu koordinieren gab es in dieser Zeit mehr, als je zuvor oder danach.

    Wenn der Brief noch Inhalt hätte, könnten wir das heute wohl nachlesen. Ich gebe dir Recht, dass der Brief - sogar ohne Inhalt - hochinteressant ist.

    Eine bayer. Gebühr können wir todsicher ausschließen. Die siegelseitige Taxe stammt garantiert nicht von einer Augsburger Hand, die wir kennen. Die Frage ist, ob er über die Schweiz lief, was ich nicht glaube, oder eben den Weg der "Normalpost" nahm, wovon ich ausgehe.

    Ob es eine 14 ode 24 sein soll, kann ich nicht sicher sagen. Chargégebühr schließe ich 100%ig aus. Man wird nicht, ohne weitere Briefe dieser Art zu sehen, sicher sagen können, wofür sie angeschrieben wurde. Auf der anderen Seite frage ich mich, woher noch weitere Briefe kommen sollen, da ich an die Existenz dieses einen Briefes schon kaum geglaubt hätte.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch

    ich kann es (derzeit) nicht beweisen, aber ich denke, dass im Juni 1815 Mailand schon als Folge des Wiener Kongresses österreichisch geworden war.

    Ja, stimmt, 6. Juni 1815 ist Königreich Lombardai-Venezien zur Welt gekommen. Es heisst aber nicht dass diese politische Gebiet auch ein postalischen war. Erst in 1817 (1.6.) war L-V postalisch mit Österreich verbunden, wie auch es für Tirol war. Deswegen muss man hier die Taxen genau hinschauen.

    Und sonst stimme ich dich zu. Ein bayerischer Hand hat das auf die Rückseite geschrieben. Sieht eher aus wie ein "Italiener" der auch kein Rötel hatten. In L-V war die Taxen immer noch in Centesimi gerechnet, aber nach 1811 gab es nur Taxen in ganzen Decimi. 14 Decimi finde ich aber zu viel - und die Taxen von 1811 waren bis 1817 immer noch gültig.

    Aber wie schon geschrieben, hier bin ich ein Laie.

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    siegelseitig könnte man auch eine 3 lesen, wenn man will ... nur halt keine bayerische drei. ;)

    Ich bin mir ganz sicher, dass Österreich nicht 2 Jahre gewartet hat, bis man sich der reichsten Region Europas annahm. Österreich war pleite und brauchte Geld ohne Ende. Zeit war Geld - das nahm man sich als Kriegsgewinner, für den man sich hielt. Dass sich das Feintuning hoch lange hinziehen konnte, glaube ich sofort. Manchmal hatte es auch seine Vorteile, etwas altes weiter laufen zu lassen, obwohl man hätte ganz schnell für Änderungen sorgen können. Politik eben ...

    Liebe VorphilaBayern,

    danke für den sehr guten Scan. Mein Italienisch ist leider nicht mehr das beste - jedenfalls gab es Anlagen und die Bearbeitung des Schreibens hat sich hingezogen, wie ich den Aktenvermerken entnehme. Leider lassen sie keinen Schluß auf den Inhalt zu - schade! Trotzdem bist du um diesem Brief zu beneiden. Ich kenne keinen zweiten. :P

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Ich bin mir ganz sicher, dass Österreich nicht 2 Jahre gewartet hat, bis man sich der reichsten Region Europas annahm.

    Hallo bayern klassisch

    Warum dieser Missverständnis? So etwas habe ich nicht geschrieben. Ich habe nur geschrieben dass es postalisch geteilt war, und dass die Taxierung immer noch italienisch Art war. Einkommen sind nach Wien geschickt. Und eben so hat Österreich mehr verdient. Mehr Geld durch mehrere Einkommstquellen. Ein Brief von Tirol kostet die tiroler Taxen + die Österreichischen wenn nach die Erbländern geschickt. Besser kann man es wohl nicht machen?

    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,

    du hast mich missverstanden. Ich wollte damit nur ausdrücken, dass Österreich der finanzelle Schuh sehr drückte und man alles tat, um an Geld zu kommen. Hätte man Mailand als Ausland betrachtet, hätte man ruhig Geld fordern können. Hätte man es als österreichisches Inland betrachtet, hätte man nichts gefordert, sondern eher versucht, die Post zum Laufen zu bringen.

    Weil man, das deutete ich ja an, mit den alten Postverhältnissen gut leben konnte und sowieso alles kassierte, war es doch bequem Gebühren zu beziehen, die nach Kernösterreich gar nicht erst angefallen wären.

    Wie man nun tatsächlich rechnete, wird man nur an Primärquellen und vielen Briefe klären können. An die ersteren kommen wir nicht so schnell und die zweiten gibt es heute nicht mehr, wenn kein großes Archiv dort ausgegraben wird.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    ein Brief aus Seehaus vom 5.1.1816 des königlich bairischen Fürstlich Schwarzenbergischen Herrschaftsgerichts Hohenlandsberg in Seehaus bei Langenfeld war gerichtet worden an den Wohllöblichen Magistrat in Wien und in Bayern als bestätigte Armensache portofrei. Als Zeichen dafür sehen wir rechts das heute unter dem Neudeutsch "Häschtäg" bekannte Zeichen.

    Aber Armensachen waren in Österreich nicht portofrei, so dass man 16 Kreuzer Conventionsmünze siegelseitig notierte.

    Die Basis war ein Schreiben von Wien vom 4.12.1815 in einer Alimentierungs-Sache nach Uffenheim, welche sich aber dann von Uffenheim nach Hohenlandsberg abzugeben anbot. Hierin bezog man sich auf einen Anspruch einer Frau Schneider aus 1814 über die Höhe von 3 Thalern, dem man stattgegeben hat.

    Alles nicht so einfach damals, aber sicher einfacher, als heute ...

  • Lieber Franz,

    da musste ich auch lange suchen, bis mir so einer mal ins Netz gehen konnte. :P:P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    eigentlich sammle ich keine bilateralen Briefe Bayern - Österreich vor dem Postvertrag von 1819 - aber hier habe ich mal eine Ausnahme gemacht ...

    Das bayer. Landgericht Viechtach sandte am 7.11.1818 eine Königliche Dienst Sache (K.D.S.) mit Postaufgabe in Freiung an das k. u. k. böhmische Dominikalgericht nach Krumau.

    In Bayern blieb der Brief natürlich portofrei, aber nach dem Taxpatent Österreichs vom 1.6.1817 über 3 bis 6 Poststationen waren 8 Kreuzer Conventionsmünze beim Empfänger zu zahlen.

    Aber der Brief wurde wohl weitergeleitet nach Vikingau, wobei ich diesen Ort weder im Netz, noch sonstwo gefunden habe. Ob die Weiterleitung mit den 2 Kr. unten rechts in Verbindung stehen, kann ich nicht sicher sagen.

    Der Kaufgrund für mich war der unten unterstrichene Satz: "gegen mitlaufenden Postschein". Ergo war dem Brief ein Post-Liefer-Schein für 12 Kr. rheinisch angehängt worden, der vom Empfänger sofort nach Erhalt der Sendung zu unterschreiben und unter Recomanndation wieder der Aufgabepost zu remittieren war.

    Der Brief trägt zwar auch einen bayer. Chargé-Stempel, aber keine Nummer (!!) und auch nicht den Wunsch einer Einschreibung, sondern nur den Vermerk "criminalia", was aber keine Sonderbehandlung bei der Post nach sich zog. Sonderbar ...

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.