Preußen - Holstein

    • Offizieller Beitrag

    Liebe Sammlerfreunde,


    bei dem folgenden Brief würde ich mich erläuternde Kommentare der hier versammelten AD-Spezialisten freuen.


    Leider handelt es sich nur um eine Briefhülle, ein Vorbesitzer datierte auf 1848, was wohl möglich ist.


    Aufgegeben mit den Vermerken Sportelfreie Prozeßsache und Porto notiert, bestätigt mit dem R3-Beamtenstempel KRAEMER lief er von Berlin FRANCO HAMBURG an ein Wohllöbl. ???-Dithmarsches Land??? Gericht zu Heide in der Landschaft Dithmarschen des Herzogtums Holstein.



    Der einzeilige Stempel FRANCO HAMBURG gehörte wohl dem preußischen Postamt in Hamburg. Kann jemand den rückseitigen K2 entziffern ? Ich meine, dort auch ??? HAMBURG erkennen zu können.


    Die Portoberechnung ist für mich auch etwas unklar. Der Beamtenstempel deutet für mich auf eine in Preußen portofrei beförderte Dienstsache hin. Etwas irritierend ist die Notiz Porto notiert. Auf Parteisachen kenne ich die Bemerkung Porto zu notieren, d.h. das vom Empfänger zu zahlende Porto sollte notiert und später dann von einer Partei eingetrieben werden.
    Die hier verwendete Formulierung (mit der in schwarzer Tinte geschriebenen 4) könnte so zu verstehen sein, oder andersherum, dass ein verauslagtes Porto notiert wurde.
    Wie hoch war das holsteiner Porto für diesen Brief ?


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    der Stempel "FRANCO HAMBURG" ist vom preußischen Postamt in Hamburg und wurde lt. Meyer-Margreth für vom Absender nur bis Hamburg frankierte Briefe verwendet.


    Der siegelseitige Stempel ist ein schwacher Abschlag des dänischen "K.D.O.P.A. HAMBURG".


    Gruss


    seenziger

  • Lieber Michael,


    toller Brief - Glückwunsch!


    Die Adresse lese ich so: An ein löbliches Norder - Dithmarsensches Landvogtei - Gerichts zu Heide in der Landschaft Dithmarsen des Herzogtums Holstein.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Michael,


    wenn der Stempel rückseitig der "K.D.O.P.A. HAMBURG" ist, dann kann das Briefdatum eigentlich nicht 1848 sein, da Schleswig-Holstein im April 1848 das dänische Postamt in Hamburg übernommen und ein schleswig-holsteinisches Postamt eingerichtet hat.


    Das Porto von Hamburg nach Heide betrug 4 Schilling.


    Viele Grüße
    nordlicht

    • Offizieller Beitrag

    Hallo alle miteinander,


    vielen Dank für die schnelle Kommentierung! :thumbup:


    Wenn 1848 nicht in Frage kommt, kann man den Zeitraum dann noch weiter eingrenzen ?


    Der Berliner K2-Stempel war ab 1840 im Einsatz.
    Laut Meyer-Margreth war der K2 des dänischen Postamts mit Stundenangabe ab 1852 im Einsatz.
    Wenn dies so stimmt, wären wir ab 1852 wieder im dänischen Holstein gelandet. Passt hier die Taxe von 4 Schillingen noch ?


    Kann jemand die große mit Rötel notierte 10 zuordnen?


    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo Michael,


    nehmen wir mal an, dass der Brief aus 1852 (oder 1853) stammt:
    dann würde nach Holstein der Postvereinstarif gelten. Die preußische Portofreiheit galt in Holstein nicht, d.h. die Reststrecke musste in Porto gesetzt werden. Wenn dieses auch nach dem Postvereinstarif erfolgte, wären es 3 Sgr. für einen unfrankierten Brief der 2.Entfernungsstufe, sind umgerechnet keine 10 dänische Skilling, die es vielleicht sein könnten, da Holstein zu dieser Zeit wieder dänisch war (aber eigentlich wurde zur Gebührenrechnung noch der Schilling Courant benutzt). Auf 10 Schilling komme ich jedoch nicht.


    Tja, ich weiß es nicht ...


    Viele Grüße
    nordlicht

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief: Brief aus Berlin mit Vermerk: "inliegend Gedrucktes" nach Kiel (Herzogtum Holstein im Kgr. Dänemark). Im preußisschen Oberpostamt in Hamburg wurde siegelseitig der Stempel "HAMBURG 22.3." abgeschlagen und adreßseitig der Stempel "FRANCO HAMBURG". Dieser Stempel war seit 1832 /in Verwendung. Der Stempel Hamburg auf der Siegelseite seit 1824. Der Aufgabestempel BERLIN (20.3.) war seit 1827 in Verwendung. Im Brief ist leider kein Datum angegeben. Bei der Briefaufgabe wurden 5 3/4 Sgr. bis zur Grenze (Hamburg) bezahlt. Im Herzogtum Holstein von Hamburg bis Kiel 6 Schilling Porto.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Lieber Hermann,


    wenn man mit der Literatur abgleicht bis die Stempel benutzt wurden, dann kommt man dem Jahr nahe.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Hallo,

    6 Schilling in Holstein war doppeltes Porto, d.h. der Brief muss schwerer gewesen sein. Aber was war dann bei "5 3/4" in Preußen das einfache Porto?
    Viele Grüße
    nordlicht

  • Die Entfernung Berlin -Hamburg betrug 34 Meilen. Dafür waren laut dem „Regulativ über die Preussische Porto Taxe“ von 1828 6 Sgr. fällig.


    Ich lese aber gerade, dass es sich um eine Drucksache handelt. Drucksachen, die nicht unter Streifband versendet wurden, gehörten zur Paketpost.

    Da komme ich aber nicht auf die Gebühren. Eigentlich sollte ein Gewicht angegeben sein

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

    Einmal editiert, zuletzt von Admin-A ()

  • Lieber Hermann,


    wenn mich meine Augen nicht trügen ist der Brief von 1825.


    Lieber Erwin,


    ich komme mit den Gebühren auch nicht klar.

    Nach § 44 des ab 1.1.1825 geltenden Regulativ durfte Gedrucktes eingelegt werden. Da kein Gewicht angegeben ist vermute ich, daß der Brief noch im ersten Gewicht war. Das kann aber nicht viel gewesen sein, wenn ¾ Loth nicht überschritten wurde. Ein Versand als Drucksache fällt wegen der Versiegelung weg.


    liebe Grüße

    Dieter

  • Vielen Dank, allen für die Kommentare:

    In einen anderen Thread ist in Abschnitt 14 (zweiter Brief) vom 25.2.2016 ein ähnlicher Brief aus Berlin mit Stempel FRANCO HAMBURG vom 15.3.1835 eingestellt. Dieser hat ebenfalls ein Franko von 5 3/4 Sgr.



    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Da es für eine Briefsendung in dem fraglichen Zeitfenster bei einer Entfernung von ca. 34 Meilen keinen preußischen Tarif mit 5 3/4 Sgr. gab, sollte man das Pferd vielleicht mal anders herum aufzäumen:

    Die große "6" bezeichnet den gesuchten preußischen Tarif der 1. Gewichtsstufe nach dem Reglement von 1825. Die Taxierung des Frankos muss ja nicht zwingend direkt neben dem frei-Vermerk stehen.

    Dann werden die notierten 5 3/4 (Schilling Courant?) den dänischen Anteil bis Kiel angeben !?


    Gruß

    Michael

    Mitglied im DASV - Internationale Vereinigung für Postgeschichte

    Einmal editiert, zuletzt von Michael ()

  • Hallo Michael,


    ich vermute auch, daß es so war. Wie ich oben geschrieben habe, müßte die Einlage sehr leicht gwesen sein, damit ¾ Loth nicht überschritten wurde.

    Hast du Informationen zu den Tarifen 1825 in Dänemark? Umrechnungstabellen habe ich nur die der Arge Hannover/Braunschweig aus den 1850er Jahren.


    viele Grüße

    Dieter

  • Die große "6" bezeichnet den gesuchten preußischen Tarif der 1. Gewichtsstufe nach dem Reglement von 1825.

    Lieber Michael,

    das hatte ich ja auch zuerst geschrieben. Habe mich aber von dem Post, dass es noch einen solchen Brief mit der 5 3/4 Taxe gäbe, irre machen lassen.
    Es waren sicher 6 Sgr.

    viele Grüße
    Erwin W.
    preussen_fan

  • Hallo,

    also ich halte die "6" ganz sicher für Schillinge.
    "5 3/4" in Schilling gibt es nicht als holsteinische Taxe und konnte mangels entsprechender Münzen auch gar nicht bezahlt werden. Das Porto ab Hamburg bis Kiel war 6 Schilling (Taxe für einfachen Brief = 3 Schilling) und wurde rückseitig mit korrekt umgerechneten "19" dänischen Skillingen notiert.

    Viele Grüße
    nordlicht

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Beleg: Portobrief aus Steinbusch bei Woldenberg (Preußen, jetzt Polen) vom 22. August 1839, nach Altona (Herzogtum Holstein im Königreich Dänemark). Aufgabestempel WOLDENBERG 23./8. Porto dürften 12 Sgr. bis Hamburg, oder Altona sein. Siegelseitig lese ich "Herrn von Sydow in Steinbusch nachgesandt den 27. August "?, mit dem Stempel des preussischen Oberpostamts von Hamburg. Zurückgesandt wäre treffender. Siegelseitig sind auch noch zwei Taxierungen, das ich nicht deuten kann.


    Liebe Grüße,

    Hermann

  • Liebe Sammlerfreunde,


    hierzu folgender Brief aus Neuhaldensleben (Preußen) vom 4. August 1849, mit Aufgabestempel "NEUHALDENSLEBEN" vom 6.8.1849, nach Burg auf der Insel Fehmarn über Hamburg (Burg gehörte zum Herzogtum Schleswig im Königreich Dänemark). Siegelseitig Stempel des preußischen Oberpostamtes von Hamburg vom 8.8.1849 und Stempel "SH OPA Hamburg", des Schleswig Holsteinischen Oberpostamtes Hamburg mit selben Datum. Zu den Taxierungen vorder - und rückseitig kann ich nichts sagen.


    Liebe Grüße,

    Hermann