• Offizieller Beitrag

    Liebe Freunde,

    lange gesucht und endlich gefunden:

    ein kleines Briefchen aus Postvereinszeiten (1865) an den Vicomte de Jonghe in der belgischen Gesandtschaft in St. Petersburg.
    Preußen erreichte das Briefchen über die Bahnstrecke Trier-Bingerbrück.
    3 Sgr. Postvereinsporto + 3 Sgr.(10 Kop.) russisches Porto ergibt die rückseitige Summe von 20 Kopeken.

    Viele Grüße
    Michael

  • Lieber Michael,

    man muss schon lange einen Brief nach Russland suchen, um so einen zu bekommen. Der ist Understatement pur - der Insider ( heku49) erkennt natürlich sofort, was für eine Granate das ist. Wenn es ihm die Juroren in Sifi 2013 nachtun, wäre ich entzückt. Wenn nicht - mit der Nase drauf stoßen. Könnte auch helfen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Michael (41)

    Post ab Luxemburg nach Russland habe ich persönlich aus der Zeit noch nie gesehen. In umgekehrter Richtung schon wenn auch einige Jahre später. Ganzsache von der Krim - Kilburun. Poststation Mamut-Sultan. Heute Ukraine damals Russland. Abgestempelt am 28.8.1886 nach Luxemburg an Soupert & Notting. Ankunft in Luxemburg Stempel vom 15.9.

    "Bitte um gefälliges zusenden Ihres werthen Rosenkataloges. Hochachtungsvoll Adolf Bein Obergärtner"

    Soupert Jean (20.2.1834-17.7.1910) und Pierre Notting (11.2.1825-2.11.1895) machten sich im Jahr 1855 selbstständig und eröffneten eine eigene Rosenzüchterei in Luxemburg-Limpertsberg. Mit drei Rosenstöcken fing alles an. In kurzer Zeit wurden die Luxemburger Rosen weltberühmt. Die St Petersburger Zarengärten und die Parkanlagen von Rio de Janeiro waren mit Rosen aus Luxemburg bepflanzt. Angeblich wurde auch an den Schah von Persien geliefert.

    Ihre Züchtungen trugen Namen wie:

    > Tour de Malakoff: von 1856, große locker gefüllte lilarosa Blüten die wie Seide glänzen, mit grünem Auge und langen überhängenden Trieben, eine der schönsten Moosrosen.
    > La Noblesse: von 1857, rosa karminrot, groß gefüllte becherförmige Blüte, reichblühend, spät im Sommer, eine Schönheit, wunderbarer Duft

    Zeitungsstreifband abgestempelt am 22.9.1891 nach Mons in Belgien. Frankiert mit 2cts gemäß der Portostufe vom 1.4.1879. Vermutlich wurden so die Rosenkataloge verschickt

    Lulu

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Kurz über die Grenze

    Was Luxemburg angeht besitze ich einige nette Belege die wie so oft in meiner Sammlung nicht weit gereist sind. Dies bedeutet aber nicht das sie nicht sehenswert sind.

    Hier nun ein Neuzugang: Faltbriefausschnitt ab Luxemburg der Firma Mersch-Wittenauer nach Daleyden in der Eifel, Regierungsbezirk Trier. Das Auktionshaus gab das Jahr 1858 an. Als Notiz ist 1853 auf dem Brief vermerkt. Bei Betrachtung der Stempel tendiere ich eher auf 1853. Stempel ‚petit français‘ vom 1 OCT 53 im Transit über Diekirch. Ankunftsstempel von Obersgegen vom 12 10. Frankiert à 1 Silbergroschen (roten Kopf – roude Kap) gemäß Postkonvention vom 6 November 1851 für die 10 Meilen Zone

    Jean Mersch ward geboren im Pfaffenthal am 6.2.1819. Geheiratet hat er am 8.7.1846 Marie Catherine Wittenauer Tochter eines Tabakhändlers. Er betrieb einen bescheidenen Handel (Knöpfe, Seidenbänder, Stoffe usw) in der Großgasse nach dem roten Brunnen (Grand-Rue près du puits rouge). Ab einem gewissen Zeitpunkt wurde der Sohn Joseph in die Firma mit einbezogen. Mersch-Wittenauer war Mitglied im Aufsichtsrat der Sparkasse von 1859 bis 1867. Er war Mitglied und auch zeitweise Vorsitzender der Luxbg Handelskammer. Am 29.12.1869 wurde er dann vom König-Großherzog zum Bürgermeister der Stadt Luxemburg ernannt, dieses Amt quittierte er am 30.1.1873. Gestorben ist er am 25.10.1879.

  • Hallo Lulu,

    da ich im Rahmen meiner Ausbildung dort Dienst gemacht habe, dürfte ich wohl richtig liegen, wenn ich sage, dass sowohl Obersgegen, als auch Daleiden kleinste Gemeinden waren, von denen Poststücke kaum vorhanden sein dürften und daher noch weniger nach dorthin, welche man ja generell nur ganz schwer finden dürfte. Glückwunsch zu einem Stück, welches man nur alle Jubeljahren mal finden dürfte und danke fürs zeigen, denn es erinnerte mich an meine Jugend dort. :)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Im Mai 1873 hat Luxemburg seine BNL (Banque Nationale) gegründet. Diese erhielt ein Emissionsrecht. Auch die BIL (Banque Internationale à Luxemburg) hatte seit 1856 ein solches Emissionsrecht, welches ihr aber nicht aberkannt wurde. So kam es nun daß Luxemburg, paradoxer Weise, 2 Emissionsbanken hatte. Die BIL ging noch vor der offiziellen Gründung der BNL in die Offensive. Die Regierung lenkte jedoch nicht ein. Und so kam was kommen musste.

    Beide Banken sind in einen erbitterten Konkurrenzkampf getreten. Dies hatte u.a zur Folge dass die luxemburgische Regierung drastische Massnahmen gegen die BIL ergriff. So war es öffentlichen Einrichtungen wie der Staatskasse aber auch der Post ab dem 4 Oktober 1873 untersagt BIL Geldscheine anzunehmen. An den Schaltern der Wilhelm Luxemburg Bahn hingegen wurden nun keine BNL Noten mehr zugelassen.

    Beim Konkurs der BNL, 1881, hat es die Regierung versäumt dieses Reglement rückgängig zu machen. So konnten die Briefträger noch immer BIL Scheine zurückweisen. Letztere haben diese Verordnung auch angewandt! Diesbezüglich gab es am 22.11.1883 eine parlamentarische Anfrage wo die Regierung um Klärung gebeten wurde. In Nachhinein, wurde das Reglement aufgehoben und 1884 eine neuerliche Einigung mit der BIL in Bezug auf das Emissionsrecht getroffen.

    Meinen Beobachtungen zu Folge, treten zurückgewiesene Postaufträge gehäuft zwischen 1882-1883 auf. Eine naheliege Schlussfolgerung: BNL Scheine waren nicht mehr zulässig und wurden eingezogen. BIL Scheine waren nicht zugelassen und/oder nicht in Genüge vorhanden da die Ausgabe über die Jahre der Kohabitation beider Banken beschränkt wurde. In Folge dessen konnte eigentlich nur noch mit ausländischen Scheinen oder mit barer Münze bezahlt werden. Ging nun damals ein solcher Postauftrag ‚retour‘, so dürfen wir heute als Sammler nicht automatisch schlussfolgern, daß die Leute immer zahlungsunfähig waren. Sie hatten wahrscheinlich nur des öfteren die falschen Geldscheine in der Tasche.

    Ich habe lange nach solch einem Exemplar gesucht und nun ist es soweit. Seit gestern Abend bin ich stolze Besitzerin eines Postauftrags dessen Annahme der Briefträger verweigert hat. Meine Recherche ist somit abgeschlossen und der Beweis erbracht.

    Postauftrag über 30 Franken ausgestellt in Ettelbrück am 6.5.1882 an das Postbüro in Clerf (Clervaux). Zahlbar am 10 Mai. Handvermerk retour in blau + das Datum vom 11.5. Eingangsstempel von Clervaux am 6.5 und den neuerlichen Stempel von Ettelbrück am 11.5 auf dem Verso. Eindeutig der Handvermerk des Briefträgers: refusé par le facteur (vom Briefträger verweigert) + Unterschrift.

    Als Abschluss noch die Auszüge aus dem Kammer Bericht vom 22.11.1883 (LW 23.11.1883)

    Phila-Gruß

    Lulu

    Einmal editiert, zuletzt von Zockerpeppi (7. Mai 2014 um 17:34)

  • Hallo Lulu,

    ein phantastisches Teil - ich liebe solche Stücke, egal von woher sie stammen. Dass es davon in Luxemburg nicht viele gibt, liegt auf der Hand. Glücklich, wer solch eine Rosine besitzt.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Zockerpeppi,

    eine wirklich spannende Geschichte - danke fürs Zeigen!

    Viele Grüße aus Erding!

    Viele Grüße aus Erding!

    Achter Kontich wonen er ook mensen!

  • Mit Bayern kann ich zwar nicht dienen. Aber ich habe 2 schöne Karten nach Baden an die Schnupftabakfabrik der Gebrüder Lotzbeck in Lahr

    Ab Echternach abgestempelt am 1.10.1915 + Zensur Stempel. Postkarten Porto 5cts laut Portostufe vom 1.10.1902
    Ab Differdingen abgestempelt am 31.5.1918 + Zensurstempel. Postkarten Porto 10 cts laut Portostufe vom 1.8.1916

  • Auch ich habe einiges in Sifi gefunden allerdings nicht in die Pfalz/Bayern und nicht für ein paar Groschen

    Einschreiben Antwortkarte mit Vermerk Drucksache ab Luxembourg-Ville nach Altenkirchen auf Rügen. Die Karte ist noch komplett und nur auf der Vorderseite beschriftet. Wahrscheinlich lag irgendetwas innerhalb der Doppelkarte. Abgestempelt am. 18.9.19, Ankunft in Altenkirchen auf Rügen am 26.9.

    Das Porto nach Deutschland laut Tarif vom 1.8.1916: 5 cts für die Drucksache bis 50g + Einschreiben 25cts macht gesamt 30cts und somit portogerecht

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Hallo Pälzer,

    für die Zeit vom 1.10.1918 bis 30.11.1920 war der Tarif nach Deutschland für den Brief bis 20 gr. 17 1/2 C.
    Vorderseitig also richtig frankiert.
    Für die rückseitig verklebten Marken finde ich keine schlüssige Erklärung.

    Gruß Helmut

  • Hallo heku49,

    mea culpa ...ich habe zuerst falsch aufaddiert, es sind natürlich insgesamt 27 1/2 c. Ist es damit evtl. eine höhere Gewichtsstufe über 20 gr ?

    Vielen Dank für die Unterstützung + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • für die höhere Gewichtsstufe wären 30 fällig gewesen . Auch für die anderen Sparten wie Geschäftspapiere , Drucksachen passt das Porto nicht

    Was steht denn da mit dem Bleistift geschrieben ?

    Phila-Gruß

    Lulu

  • Ok besten Dank,

    das mit Bleistift heißt: Rückseite beachten !

    ...was ja nun leider nicht wirklich weiterhilft.

    + Gruß !

    vom Pälzer

    Wer um Postgeschichte einen Bogen macht, läuft am Schluss im Kreis

  • PD Stempel


    Auf der JhV wurde ich nochmal auf die Nutzung der PD Stempel im Luxemburger Innendienst angesprochen. Wie gesagt, sind in Luxemburg bis zu einem gewissen Datum fast alle Briefe mit einem PD abgestempelt worden.

    Ich habe bei den Kollegen nach gefragt und wurde auf die Webseite unseres Vereins verwiesen.

    Hier stehen alle nur erdenklichen Erläuterungen von verschiedenen Verfassern. Am ausführlichsten ist die Quelle 3. N Poos: Die Postgeschichte des Großherzogtums Luxemburg S. 420-423 aus dem Jahre 1951. Unser 1.Vorsitzende hat sie ins deutsche übersetzt. Es gibt das ganz aber auch auf französisch. Hier der Link, bitte etwas nach unten scrollen :

    http://www.phila-dudelange.lu/index.php?opti…mid=119&lang=de


    Eingestellt wurde die Nutzung der Stempel irgendwann 1874-75.

    Als Beispiel noch ein Beleg vom 21 mars 74 ab Luxembourg nach Diekirch mit besagtem PD. Und wie versprochen, habe ich auch die Schablone mit den einzelnen Typen gescannt. Form und Größe variierten von Postbüro zu Postbüro