Frankobriefe der Vormarkenzeit

  • Hallo Bayernfreunde,


    dann will ich in diesem Thread mal den Anfang machen.


    Das kleine Damenbriefchen (11 x 6 cm) lief am 10.10.1848 als Frankobrief von München nach Paris.


    Vorderseitig finden sich neben dem Zweizeiler von München der Grenzübergangsstempel von Straßburg und der "P.D."-Stempel. Letzterer wurde, da wohl zu erst kopfstehend abgeschlagen, noch ein weiteres Mal aufgesetzt.


    Rückseitig wurde das Franko mit " 9 / 9 " notiert. Der Brief fällt ja unter den Postvertrag Bayern - Frankreich vom 1.7.1847. Danach kostete ein Brief der 1. Gewichtsstufe (bis 1/2 Loth) sowohl franko wie auch porto 18 Kreuzer. Von dem Gesamtfranko entfielen 9 Kreuzer auf Bayern und 9 Kreuzer auf Frankreich.




    Viele Grüße


    bayern-kreuzer

  • Hallo Bayern-Kreuzer,


    ein sehr adretter Brief mit perfekter Beschreibung. :)


    So häufig sind Frankobriefe gar nicht - die Masse (ich schätze mal 90%) liefen unfrankiert und unter den relativ wenigen frankierten muss man so einen erst einmal finden.


    Eine Spezialität in Verbindung zu deinem schönen Brief werde ich hierzu morgen mal zeigen.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo Sammlerfreunde,


    hier ein Chargé-Brief von Schweinfurt nach Bordeaux vom 18.10.1849.


    Voll bezahlt mit 36 xr, rückseits angeschrieben 18 / 18. Für Chargé-Briefe war die doppelte Brieftaxe zu entrichten.


    Die vier Siegel mit Inschrift innen "DEPART ET ARRIVE 4" und im Aussenkreis "ADMINISTRATION DES ...?".
    Durch die Siegel ging noch eine Schnur (Reste noch vorhanden).


    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,


    wenn er in Forbach nachgestempelt werden musste, könnte es Administration des Postes heißen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • ... meines Wissens benötigten Reco - Briefe nach und über Frankreich mindestens 3 Siegel, je nach Umschlag - in der Regel 5. Man setzte so viele Siegel dort, wie man glaubte tun zu müssen, um den Vorschriften zu entsprechen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    vlt. kann man den Titel hier in Frankobriefe ändern? Das würde wirklich viel Sinn machen und ich danke schon jetzt dafür. :)


    Heute zeige ich eine Besonderheit, die ich nur von Augsburg so kenne und auch dort sind es nur 3 Briefe bisher (das ist der 3. im Bunde), die diese aufzeigen.


    Der Postvertrag Bayern - Frankreich war nicht reziprok hinsichtlich der Gewichte; für Bayerns Frankobriefe und Frankreichs Portobriefe galt das halbe Münchener Loth (8,75g), aber für Frankreichs Frankobriefe und Bayerns Portobriefe galten 7,5g als einfach.

    Hier also ein Frankobrief des großen Handelshauses Paul von Stetten an Guérin & fils in Lyon mit dem Vermerk "franco". Man schrieb den 10.4.1849 und das Franko in Bayern war aufzuteilen in den bayerischen Anteil im Nenner und den französischen Anteil im Zähler, hier für einfache Brief bis 1/2 Loth 9 Kreuzer und 9 Kreuzer.


    Aber die Franzosen in Strasbourg haben ihn nachgewogen und ihr Ergebnis oben links mit "35 grammes" notiert und jetzt war er alles, nur nicht mehr einfach!

    Die Grammstufen 8,75 - 17,5 - 26,25 - 35g wiesen ihn als einen bayer. Frankobrief der 4. Gewichtsstufe aus, der mit 36 Kreuzer für Bayern und 36 Kreuzer für Frankreich hätte bar frankiert werden müssen.

    Frankreich stempelte in Strasbourg am 12.4.1849 "11 A.E.D." für 11. französisches Grenzpostamt (in alphabethischer Reihenfolge war das Strasbourg) und "Affranchissement Etranger Destination" = frankiert bis zum Bestimmungsort, denn ein Teilfranko war nach diesem Postvertrag vom 1.8.1847 gar nicht mehr möglich. Einen P.D. - Stempel von Augsburg zeigt der Brief aber nicht ...


    Frankreich wollte mit dieser Maßnahme des Innendienstes die hohen Kosten der Unterfrankatur seinem Kunden in Lyon nicht aufbürden und meldete diesen "Francodefect" intern nach Augsburg über die mitlaufende Briefkarte zurück. Dabei hatte Frankreich nur Anspruch auf die fehlenden 27 Kreuzer, also ca.9 Decimes; das fehlende bayerische Franko musste sich die Hauptbriefpostexpedition Augsburg von Herrn von Stetten ja auch noch zurück holen, in summa also satte 27 + 27 = 54 Kreuzer!


    Mangels Französischkenntnisse bitte ich einen Kundigen mir den kurzen Inhalt zu übersetzen - vlt. steht dort etwas zum Inhalt, der ja einst vorhanden gewesen sein muss, weil 35g ja doch eine Menge waren und der Brief heute nur noch ca. 5g wiegt.

  • Michael

    Hat den Titel des Themas von „Briefe der Vormarkenzeit“ zu „Frankobriefe der Vormarkenzeit“ geändert.
  • Hallo Ralph,


    frei übersetzt lese ich den Text folgendermaßen...


    Aufgrund des Briefes vom 28. März mit 101 Lyon (vielleicht eine Verordnung) nahm ich mir die Freiheit Ihnen anliegend (als Anlage = ci-joint) eine ...(fs. 1900 des 21. Mai...) zu senden: Diese Anordnung mögen sie akzeptieren...


    Viel weiter reicht mein Französisch nicht, vielleicht hilft es etwas.


    Grüße,

    Christoph

  • Hallo Christoph,


    da ist dein Französisch Lichtjahre besser, als mein Sediment.


    Vielen Dank - also hatte der Brief eine schwere Anlage, was auch immer es gewesen sein mag und daher dürfte sich auch das hohe Gewicht erklären.


    Hast du auch solche unterfrankierten Briefe in der Vormarkenzeit (VMZ), die ja allesamt größte Seltenheiten sind, weil man mit seinen Briefen ja zum Postschalter gehen musste, um sich ausrechnen zu lassen, wie teuer sie waren.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Nein, sowas habe ich leider nicht.


    Ich habe bisher aber auch nicht gezielt danach gesucht; und zufällig in der freien Wildbahn ist mir sowas noch nicht begegnet...:)