Was alles auf einer Vorderseite passt

  • Lieber Peter,

    einen schönen handschriftlichen Bischofsbrief an Lothar-Anselm zeigts Du uns.
    Toller Kontrast schwarze Schrift zu dem roten Stempel.

    Weisst Du, warum die notierte "6" wieder gestrichen wurde...!?

    Viele Grüsse
    Oliver :)

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Lieber Peter,

    mikrokern hat Recht - eine untere Behörde hätte ein bischöfliches Ordinariat bzw. seine Eminenz, den Bischof höchstselbst, nicht mit Porto belasten können. Die Aufgabepost hätte das gar nicht annehmen dürfen.

    Dein 1. Brief ist ja eine Parteisache (P.S. links). Ich denke, man hat den Brief entweder frankiert (siegelseitige 6 Kr. bezahlt vom Absender), oder man hat ihn als Regierungs - Sache (R.S.) angesehen und die falschen 6 Kr. einfach abgestrichen.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    P.S. Der Schongauer ist KLASSE! :P

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    hier zeige ich mal einen Brief, von dem man sagen kann - was alles auf eine Vorderseite hätte passen müssen!

    Am 22.2.1837 gab jemand im beschaulichen Edenkoben (hier ein Glücksfall) einen frankierten Brief auf, dessen Adresse sich wie folgt liest:

    "Seiner Hochwürden Herrn Pfarrer Kloib wohlgeboren zu"

    Ja, das war es dann wohl, denn wo Pfarrer Kloib wohnte, erfahren wir nicht - auch nicht aus dem Inhalt des Briefes. Nun hatte aber die Aufgabepost bei einem frankierten Brief die Aufgabe zu ermitteln, wie hoch das Franko sein musste, welches ja gewichts- und entfernungsabhängig war. Offenbar war dieser Empfänger in Edenkoben wohl bekannt, denn man taxierte ihn mit 8x als einen Brief in der 4. Entfernungsstufe (über 18 bis 24 Meilen), oder der Brief war schwerer als ein halbes Loth, was nicht wahrscheinlich ist (Maße: 7,3 auf 6,6 cm!).

    Leider konnte ich nicht heraus finden, wo Pfarrer Kloib residierte - im Gegensatz zur bayer. Post, die ihm diesen Brief anstandslos zugestellt haben muss, den zurück gelaufen war er nicht.

    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Liebe Freunde,

    die meisten Sammler interessieren sich für ihre Marken, Stempel oder sonstige, philatelistische Belange.

    Mir geht es hierbei auch um die Adresse. Die Frage stellt sich: Wie sollte in der klassischen Zeit (19. Jahrhundert hauptsächlich) eine korrekte Adresse bei privaten Korrespondenzen aussehen?

    Nun, die allermeisten Briefe zeigen diese ja in mehr oder weniger perfekter Form. Aber gab es Postvorschriften, in denen der Aufbau einer Postadresse geregelt war? Schließlich kamen im 19. Jahrhundert ja viele Teile der Bevölkerung erstmals mit dem Schrifttum und damit auch der Möglichkeit, Briefe zu schreiben und zu empfangen in Berührung.

    Einen Hinweis gibt uns Karl Freiherr von Gumppenberg 1861 in seinem lesenswerten Büchlein "Post und Eisenbahn - die Post". Dort wird auf S. 7 als 5. Frage: "Wie muss ein gewöhnlicher Brief beschaffen sein?" von ihm selbst geantwortet: Er muss eine deutliche, genügende und richtige Adresse haben. - Hierzu gehört der Taufname, der Stand, die Wohnung des Adressaten, sodann wenn der Wohnort ein Dorf oder eine Einöde ist, der Gerichts- oder Postbezirk, in den er gehört. Briefe nach Amerika müssen mit lateinischer Schrift und so genau als möglich adressirt sein ...".

    Er zeigt sogar 2 Briefadressen, nach denen sich das Publikum richten kann. Doch jeder hat sein tolles Büchlein nicht gelesen, auch wenn schon lange zuvor die Anschrift klar bestimmt war und keine Erfindung des Jahres 1861 darstellen konnten.

    Nun, die allermeisten Absender hielten sich auch mehr oder weniger an diese weichen Vorgaben, wie ich sie mal nennen will. Aber nicht alle.

    Hier zeige ich einen Brief vom 24.1.1855 eines Herrn Cohn aus Fürth ("Klein-Jerusalem" auch genannt) an Herrn Carl Pfäffinger in Neuburg vorm Wald, bei dem manches falsch gemacht wurde - trotzdem kam er an!

    Die Marke oben links zu platzieren war richtig. Dann sollte der Stand (Handelsmann) und Taufname kommen (Carl Pfäffinger) und schließlich der Ort ggflls. mit näherer Angabe. Statt dessen hat man alles auf den Kopf gestellt und den Franko - Vermerk unten rechts, statt unten links notiert.

    Da er bereits am Folgetag ausgetragen wurde, hatte die Post wohl keine Probleme mit seiner Zuordenbarkeit, denn die Schrift war schön und klar.

    Ich würde mich freuen, andere "krumme" Adressen hier sehen zu dürfen.

  • Lieber bayern klassisch,

    Sehr interessanter Aspekt und vielen Dank für die Seite aus Gumppenberg. Ich hab sie mir gleich ausgedruckt.

    Liebe Grüße von maunzerle :thumbup:

    "Ein Leben ohne Philatelie (und Katzen) ist möglich, aber sinnlos!" (frei nach Loriot, bei dem es allerdings die Möpse waren - die mit vier Beinen wohlgemerkt)

  • Sehr interessanter Aspekt und vielen Dank für die Seite aus Gumppenberg. Ich hab sie mir gleich ausgedruckt.

    Liebe Freunde,

    ....ich auch-Toller Aspekt zu unseren Briefen und ein super Stück für ein gewisse
    Contra Sammlung.... :):)

    Liebe Grüsse :)
    Bayern Social

    Beste Grüsse von
    Bayern Social


    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • Hallo Nils,

    wäre es nicht interessant, einen Seite zu zeigen mit meinem Brief, bei dem fast alles falsch gemacht wurde und einem Idealbrief a), dazu ein Bild von Gumppenbergs Muster?

    Ich glaube, es gibt schlechteres Anschauungsmaterial. ;)

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


  • Hallo Sammlerfreunde,

    um der Aufforderung von bayern klassisch nachzukommen, hier gleich zwei Briefe mit "krummer Adresse" und ohne Franco-Vermerk.

    Schweinfurt - Ochsenfurt 15.10.1863

    Schweinfurt - Lohr 26.2.1863

    Beide Briefe stammen von der Fa. Michal & Comp. aus Schweinfurt. Bisher hebe ich aber nur diese beiden ausfindig machen können, obwohl die Fa. Michal diese Praxis wohl länger ausführte und sicher nicht wenig Post zu verschicken hatte.

    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,

    na, das gibt doch eine gute Seite (und die Marke des 1. Briefes riecht nach einer 9c). Sicher kommen noch mehr solcher "krummer" Adressen dazu - immer wieder schön zu sehen.

    Liebe Grüsse vom Ralph

    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.


    • Offizieller Beitrag

    Hallo die Runde

    Dieser Brief ist nicht sooo krumm, aber zeigt dass es sich lohnt ein Länderangabe zu machen. Bei diesen Brief aus Erfurt hat es nicht gereicht Gimmeldingen b/ Mussbach zu schreiben. Man wusste einfach nicht wohin und der Brief machte dann eine Reise.

    Gimmeldingen bei Neustadt wäre sicher ein sicherer Angabe, aber wohl nicht mehr richtig wenn es um Postbezirk ging. :)

    Viele Grüsse
    Nils

  • Liebe Freunde,

    nach dem Fang meines Briefes von Neunburg vorm Wald kann ich jetzt den zweiten zeigen (mit natürlich anderer Marke, damit die Seite nicht so langweilig wird).

    Geschrieben wurde er in Hochstein (bei Winnweiler), jedoch nach Kaiserslautern gebracht und dort mit 3x für einen einfachen Pfalzbrief nach Ludwigshafen aufgegeben, wo er noch am selben Tag ankam.

    Aus dem Briefinneren wissen wir, dass ein Secretair den Brief so beschrieben hat, denn der Eigentümer des Werkes, Herr von Gienanth, pflegte in blauer Tinte nobelst zu schreiben, wie man aus dem Inhalt ersehen kann. Nett auch, dass er im Briefinneren "franco" vermerkte, ebenso wie vorgeschriebenermaßen außen.

  • Hallo zusammen, wer bietet mehr!

    Briefhülle mit der Kartierungsnummer 8 und einer 11-zeiligen Ergebenheitsadresse an den Reichsrat und Reichsmarschall, General Jakobus de la Gardie in Stockholm.

    Auf und in der Briefhülle wurden kein Absender- und kein Ankunftsvermerk notiert.

    Der Empfänger des Briefes, Jakobus de la Gardie, verstarb am 22.8.1652.

    Dieser Brief wurde demnach in der Zeit vom 6.9.1638 (Gründungsdatum der Reichspost) bis 22.8.1652 (Sterbedatum des Empfängers) mit der neu eingerichteten Allgemeinen Reichspost nach Stockholm befördert.

    Route: Die Post aus Finnland wurde mit dem Booten von Åbo über die Ålandinseln zur schwedischen Hafendorf Grisslehamn gebracht. Von dort erfolgte die Weiterbeförderung auf dem Landweg zur Poststation in Stockholm, der Hauptstadt des schwedischen Reiches. Der Brief wurde im Postamt Stockholm abgeholt oder durch einen Boten dem Empfänger überbracht.

    Gruß Alandsammler