Telegramme Kreuzerzeit

  • Hallo "Gemeinde",


    folgende Neuerwerbung für meine Heimatsammlung möchte ich Euch nicht vorenthalten, zumal ich noch nicht einmal ansatzweise zu träumen gewagt habe, dass es aus meiner "Ecke" soetwas gibt:
    Telegramm von Tölz über Starnberg nach Wolfratshausen (WOR hatte damals offenbar noch keine eigene Telegr.Station - muss ich noch prüfen) vom 20.10.1871, frankiert mit der 28 Kreuzer-Marke für die Beförderungsgebühr.


    Vielleicht hat jemand nähere Infos zum Thema "Telegramme" ?



    herzliche Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo Schorsch,


    ich darf dir herzlich zu dieser Rarität grautlieren. Die Menge der Heimatsammler, die solch ein Stück ihr Eigen nennen können, dürfte kleiner sein als die Anzahl der Finger einer stark verkrpüppelten Hand. :D


    Aus dem Bauch heraus - ich glaube, dass Dr. Piper mal ein Werk über die Telegraphenmarken heraus gebracht hat, besitze dieses aber nicht. Ob es von Bayern 50 dieser frankierten Formulare gibt, halte ich für fraglich. Die eigentlich vorgeschriebene Lochung fehlt hier (für Markenfetischisten "Gott-sei-Dank"), wodurch das Stück eine Contravention wird und eigentlich in meine Sammlung gehört. 8o:thumbup:


    Geprägt durch meine Altersgroßmut lasse ich ihn dir aber im Album und freue mich, dass du solch eine Bombe hast an Land ziehen können.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo BK, hallo Schorsch,


    ein wiklich tolle Stück, dessen Seltenheit mein Vorredner schon in seiner
    unübertrefflichen Art beschrieben hat 8o :thumbup:


    Wenn eben zur Seltenheit und lokalen Besonderheit dann noch so eine lupenreine Erhaltung
    dazu kommt macht es doch erst so richtig Spass, oder?


    Ich habe nur ein unfrankiertes Telegramm mit Social Bezug, welches ich gerne bei Gelegenheit
    hier einstelle :)


    Viele Sammlergrüsse
    Bayern Social


    bayern klassisch:
    Das in Deinem jugendlichen Alter schon eine Altersgroßmut möglich ist wusste
    ich allerdings noch nicht ;)
    Die könnte ja auch dazu führen, das ein gewisser Brief, der über Frankreich nach
    Italien lief und mit ungefähr 30Kreuzer frankiert ist einmal Einzug in eine geeignete
    Sammlung hält, oder!?! :whistling: 8o ;( :D

    Beste Grüsse von
    Bayern Social




    "Sammler sind glückliche Menschen"

  • @bs+bk - Danke für die "Blumen" !


    Witzigerweise saß der Empfänger in Wolfratshausen im "Humpelbräu" - möglicherweise sind ja die Wirtshausbesucher ob der Qualität und/oder Quantität des Bieres heimgehumpelt... 8) ... soweit zur Social Philately... :D
    Wie auch immer - ich habe das gute Stück in 100%ig nüchternem Zustand erworben.
    Das Interessante ist ja - incomming Telegramme bekommt man öfter mal, wenn sie der Heimatsammler auch "mit der Lupe suchen" muss, aber abgehende Telegramme...... - später mehr.


    Ralph - danke auch für den Tip mit Pieper.


    Herzliche Grüße
    Postgeschichte-Kemser

  • Hallo zusammen,


    so ein schönes Telegramm wie unser Schorsch habe ich nicht. Aber ich habe Umschläge, in denen die Telegramme zugestellt worden sind. Hier zeige ich einen aus Frankfurt. Richtig, Frankfurt hatte eine Königlich Bayerische Telegraphen-Station. Der Umschlag ist leider ohne Datum, aber laut Vordruck aus den 1850er Jahren. Der Umschlag (oder nur der Inhalt??) wurde durch eigenen Boten dem Herrn Weiskopf bei der Firman Müller Sohn übergeben.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo hasselbert,


    schönes Stück - aber der Inhalt wurde schon verschlossen unter Kuvert dem Kunden zugestellt, weil der Inhalt unter das Briefgeheimnis fiel und der Inhalt nicht unbedingt geeignet war, "offen" zugestellt zu werden.


    Ich bin mir sehr sicher, dass sich dieser Thread noch entwickeln wird ... ^^


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Habe eine PDF-Datei über bayr. Telegramme mit Statistik aus dem Handelskammerbericht. Die Datei hat 3,7 MB, schaun mer mal, ob es hochlädt, wenn nicht, dann einfach ne mail senden. Sehe, die Meldung kommt Datei zu groß, also lieber Schorsch, sende mir ne Mail und du bekommst die Datei.
    Gruß Taxis107

    Mitglied im DASV

  • Hallo zusammen,


    einen Umschlag habe ich noch. Diesmal wurde das Telegramm von der Königlich Bayerischen Telegraphen-Station in Würzburg im versiegelten Umschlag eingeschrieben der Post übergeben. Diese stellte den mit 3 Kreuzern (nach Sem Platte 5) frankierten Brief in dem rund 5 1/2 Meilen entfernten mittelfränkischen Scheinfeld am selben Tag zu.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

  • Hallo Sammlerfreunde,


    ein Telegramm der Telegraphenstation Zeil mit Trauerrand vom 26.8.1864 nebst Inhalt kann ich zeigen.


    Interessant der Vermerk "restante Zeil". Was schickt man ein Telegramm und läßt es dann restante stellen?


    Auf dem Telegramm wurde der Vermerk "Franco" gestrichen und ergänzt "Wird nicht abgeholt, daher" Dem Boten zur Bestellung an den Adressaten übergeben....
    Für die Zustellung wurden 36 xr Botengebühr (links vermerkt) beim Empfänger eingehoben.


    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo, für alle die es interessiert hängt eine Seite mit einer Statistik über den Telegraphen-Verkehr der Jahre 1862, 1863, 1864, 1865 aus Frankfurt an, hierbei handelt es sich um drei Stationen: 1) die Station der freien Stadt Frankfurt, 2) der kgl.-preußischen in Frankfurt und 3 ) der kgl.-bayerischen Station in Frankfurt. Gruß Taxis 107

  • Lieber VorphilaBayern,


    von dieser bayer. Außenstation hatte ich bisher noch nichts gesehen - danke, dass sich dies nun geändert hat. :)


    Hallo hasselbert,


    sicher eine der schönsten frankierten Privat - Depeschen und eine Augenweide für jeden Bayernsammler. Klasse!


    Hallo bayernjäger,


    ich kenne nur ganz wenige Depeschen mit Trauerrand - diese hier dürfte restante (nicht poste restante, weil die Post damit ja nicht befasst war) gestellt worden sein, weil man dachte, dass der Empfänger schneller zur Telegraphenstation Zeil kommen würde, als der Expreßbote es in Sand zustellen könnte. Sand ist ja nur 2,5 km von Zeil entfernt.


    Offenbar kam aber entgegen der Erwartung niemand rechtzeitig dort vorbei, so dass der Telegraphenbote ihn für 36 Kr. (ausgehandelter Satz der Telegraphenstation) zustellen musste.


    Lieber TAXIS107,


    danke für deine Mühewaltung - schon ausgedruckt. :)


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    hallo bayernjäger, ein einmaliges Telegramm mit Umschlag aus Deiner nächsten Heimat, super :thumbup: :thumbup:


    Der Trauerrand könnte noch auf den am 10. März 1864 verstorbenen König Max II hinweisen. Üblich war eine Trauerzeit von 3 Monaten. Sparsam haben die Zeiler wahrscheinlich die vorgedruckten Umschläge aufgebraucht. Übrigens hatte der junge Ludwig II extra für den Hof eine Trauerzeit bis einschließlich 14. September 1864 angeordnet.


    Hallo TAXIS107, danke für die beindruckenden Zahlen.


    Grüße aus Frankfurt
    hasselbert

    Einmal editiert, zuletzt von hasselbert ()

  • Hallo Sammlerfreunde,


    ich kann noch ein Telegramm nebst Inhalt von Hassfurt nach Burgpreppach (Stecke 16 km) vom 12.12.1868 zeigen.


    Die Botengebühr betrug 4 Gulden. Ich habe beisher noch keine höhere Ganggebühr bei Telegrammen gesehen.
    Dem Boten zur Bestellung übergeben am 12. Dez. 1868 um 3 Uhr 45 Min. Nachmittags


    Die Gebührenzahlung ist auf dem Telegramm durch den Boten quittiert:
    "Vier Gulden von der k. Postbehörde festgesetzte Ganggebühr ....... ausgezahlt erhalten zu haben, bescheinigt
    Burgpreppach 12 . Dezb. 1868 Nachts 9 Uhr"


    Für die Strecke von 16 km benötigte der Bote 5 Stunden 15 Minuten. Ich habe zwar keine Ahnung, wie das Wetter und evtl. die Schneeverhältnisse an diesem Tag waren, wer allerdings die Gegend kennt, kann sich ausmalen, wie beschwerlich dieser Weg im Winter bei Dunkelheit gewesen sein muss.


    Gruß
    bayernjäger

  • Liebe Freunde,


    4 Gulden für die Ganggebühr dürften wirklich das Maximum darstellen - ein kleines Vermögen in der damaligen Zeit.


    Hier sind 2 Stücke von mir. Das blaue von Nördlingen war ein Diensttelegramm, daher R.S. für Regierungssache, dringend = Expreßversendung und aus P.D. für Privatdepesche wurde ein R.D. für Regierungsdepesche gemacht. Weil die meisten Depeschen im Ort verblieben, hatte man das Kuvert schon vorgestempelt mit Nördlingen, was hier falsch war, denn es lief nach Wemding.


    Von diesen Regierungsdepeschen gab es sicher Tausende jedes Jahr, aber ob sich 10 oder 20 erhalten haben, darf bezweifelt werden, wenn sie mit der Post laufen sollten.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Für die Strecke von 16 km benötigte der Bote 5 Stunden 15 Minuten. Ich habe zwar keine Ahnung, wie das Wetter und evtl. die Schneeverhältnisse an diesem Tag waren, wer allerdings die Gegend kennt, kann sich ausmalen, wie beschwerlich dieser Weg im Winter bei Dunkelheit gewesen sein muss.


    Hallo bayernjäger und alle,
    mal ne unbedarfte Frage:
    musste sich der Bote per pedes durchs Gebüsch quälen? Warum hat er nicht sein Pferd gesattelt und ist über reitbare Wege in hoffentlich deutlich unter 5 Stunden (!!) zum Empfänger und retour geritten? ?(

    Beste Grüsse vom
    µkern

  • Hallo mikrokern,


    offensichtlich war kein Bote mit Pferd greifbar!? Sicherlich musste sich der Bote nicht durch das Gebüsch schlagen. Die Haßberge sind in dieser Kante aber stark bewaldet und sehr hügelig. Ein relativ bequem begehbarer Weg führte über Hofheim, war aber um fast 10 km länger. Eine befestigte Straße führte nicht nach Burgpreppach.


    Hallo Sammlerfreunde,


    ein mit der Post befördertes Telegramm kann ich euch auch noch zeigen. Das aus Prag abgesandte Telegramm ging bei der Telegraphenstation Schweinfurt ein. Der P.D.-Vordruck wurde handschriftlich in R.D. geändert und der Vermerk "Franco" zweifach unterstrichen. Anschließend ging das Telegramm per Post auf die Reise nach Prichsenstadt (Ankunftstempel Prichsenstadt vom 27.7.). Dort wurde es gegen eine Expressgebühr von 9 xr zugestellt. Hinter der blauen 9 befindet sich ein Bleistiftvermerk des Empfängers "Zustellung", womit dieser die 9 xr für seine Rechnungslegung definierte.


    Gruß
    bayernjäger

  • Hallo bayernjäger,


    wunderbares Stück. Danke fürs zeigen. :P


    Lieber VorphilaBayern,


    hier sieht man, dass der bayer. Telegraphenbote im Dienst nach Österreich spazierte (lief), um das Telegramm zuzustellen. Ein paar Kilometer weiter in Österreich hätte man es mit der Post schicken müssen, aber von so etwas träume ich weiter ...


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.