Bayern - Frankreich mit Besonderheit(en)

  • Liebe Freunde,


    diesen konnte ich unlängst aus der Bucht fischen. Wer sieht die Besonderheit(en)?


    [Blockierte Grafik: http://s3.imgimg.de/uploads/1846c23a18f402c23a18f408c23a18f4jpg.jpg]


    Ein gutes Auge ist allemal gefragt. Ich hoffe, der Scan ist gut genug, weil er noch nicht bei mir ist. Am 8.2.1846 ging er nach Reims von Nürnberg aus auf die Reise.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch


    Hier hat der Postbeamter den falschen Stempel gegriffen, und der Chargestempel benutzt statt der CBR 4 Stempel. Dann hat er der richtige gefunden, und den Grossteil der Stempelabschlag mit dem CBR4 Stempel gedeckt. Den Rest hat er mit Tinte markiert.


    Warum der Brief zuerst mit 6 Kreuzer Porto belastet war, weiss ich nicht. Das war auch falsch.


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    was ist das für ein Forum, in dem man nach 20 Minuten einen solchen Brief knackt? Die Antwort wäre: ein ganz hervorragendes. :)


    Wenn er den Chargéstempel nicht korrigiert hätte, dann hätte der Absender ihn frankieren müssen, denn Chargébriefe nach Frankreich durften nur ganz frankiert abgesandt werden. Es war aber ein Portobrief und warum man 6 Decimes notierte, weiß nur der liebe Gott ... :?:


    Danke für die superschnelle Lösung und liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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    • Offizieller Beitrag

    Hallo bayern klassisch


    Ja, klar war es 6 Decimes und nicht 6 Kreuzer wie ich es geschrieben habe wenn nach Frankreich. Ich habe aber 6 Kreuzer mit Absicht geschrieben, weil der Beamter den Zielort nicht verstanden hatte. Welcher Ort es sein sollte, weiss ich nicht.


    Mit ein etwas besseren Scann konnte auch der Blinde eine Lösung hier finden. :D :D
    Aber nicht deine Beschreibung machen. ;)


    Viele Grüsse
    Nils

  • Hallo Nils,


    Nürnberg hatte auch historisch so seine Probleme mit Briefen nach Frankreich - von nirgemdwo gibt es mehr "Problembriefe", als von Nürnberg. Einen von 1877 haben sie sogar mal über die Schweiz nach Frankreich geschickt (ha, ha, ha).


    Die Bilder habe ich bei eBay gezogen - er ist ja noch nicht bei mir, aber wird es hoffentlich bald sein.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    ein Brief, der nicht gerade von einer latenten Stempelwut begleitet wurde, zeigt mein Beispiel aus Fürth vom 26.6.1845 nach Strasbourg. Es war eine Polizeisache, die korrekt mit der Franchise R.S. und der Expeditionsnummer 11073 versehen wurde - im Juni schon so viele Fälle hatte der Magistrat von Fürth zu bearbeiten und das war auch für damalige Verhältnisse schon eine Menge.


    Der Brief weist sonst keine Stempel auf - als Dienstbrief hätte er mindestens den Grenzübertrittsstempel Bavière - Strasbourg erhalten müssen, aber die Strasbourger Postler haben ihn sicher als Loco - Brief aus der Masse der gewöhnlichen Frankreichbriefe heraus gefischt und sofort den Stadtbriefträgern zu Bestellung übergeben, daher blieb er etwas jungfräulich. Besten Dank nochmals an den lieben HOS für das schöne Stück!


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    heute zeige ich einen Portobrief aus Neuburg an der Donau nach Paris vom 22.4.1828, den ich wie folgt interpretiere:


    Als Brief aus dem 4. Rayon (CBR 4) hätte man den Vergütungsstempel 9 Decimes abschlagen müssen, was aber unterlassen wurde. Strasbourg stempelte lediglich mit dem Baviere par Strasbourg und setzte 32 Decimes an. Oben links finden wir die Angabe in Francs und Centimes mit 3 = 20.


    War der Brief in der 3. Gewichtsstufe gewesen, oder was bedeuten die I I I unter Neuburg?


    Wenn man dem Brief mit überbordendem Humor begegnen möchte, könnte man über dem "A" vor "Paris" "flaches Land" lesen, was sicher nicht so zu interpretieren ist.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

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    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo Ralph,


    Meiner Meinung nach, ist das lieber 4. Gewichtsstufe.
    Die CRB4 Briefe die für die Städte der Grenzübergang-Postamt bestimmt waren kosteten 9 décimes unter 6 g. Über dieses Gewichtes ist das Porto entsprechend dem französischen Tarif berechnet.
    Wenn der Brief für eine Gemeinde bestimmt ist, die nicht das Grenzübergang-Postamt ist, fügt man den Porto zwischen des Grenzübergang-Postamtes und diese Gemeinde hinzu.
    In 3. Gewichtsstufe (8-10 g) hätten wir also:
    CRB4 bis zu Strasbourg: 9 décimes * 1.5 =14 + Strasbourg->Paris: 11 => 25 décimes.
    In 4. Gewichtsstufe (11-15 g exkl) haben wir also:
    CRB4 bis zu Strasbourg: 9 décimes * 2=18 + Strasbourg->Paris: 14 => 32 décimes.
    Wenn es kein Wortspiel gibt, das ich nicht verstände, in Frankreich das "flaches Land" ist Belgien.
    Viele Grüsse.
    Emmanuel.

  • Hallo Emmanuel,


    danke für die Aufklärung - ich hatte die I I I oben links für eine franz. Anzeige des 3. Gewichts gehalten (und vorher nicht so gesehen), aber dann hatte es wohl eine andere Bedeutung. Jedenfalls ist eine 4. Gewichtsstufe noch besser, als eine dritte. :)


    Unter dem flachen Land versteht der Deutsche das Gegenteil von Paris - die Provinz, die tiefste Provinz. Ich bin aber sicher, dass es nur so aussieht, als hieße es so und in Wirklichkeit bedeutet es auf dem Brief etwas ganz anderes (das ich leider nicht lesen kann).


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    aus der Pfalz gab es besondere Tarife nach Frankreich, wie wir wissen, wenn wir diesen Thread etwas verfolgt haben. Heute möchte ich einen aus Landau nach Paris zeigen, der in der 2. Gewichtsstufe lag (s. oben links "D" für "double" = doppelt). Daher war die Taxe nicht 3 Decimes für einen einfachen Brief, sondern 6 Decimes, die von Forbach korrekt taxiert wurden. Da ein gewöhnlicher Brief 5 Decimes aus dem rechtsrheinischen Bayern und ein Doppelbrief daher 10 Decimes gekostet hätte, galt es diese Briefen von den pfälzischen zu unterscheiden.


    Schön ist hier, dass man noch den Abklatsch des Landauer Mühlradstempels sehen kann von einem Brief, der offensichtlich markenfrankiert aufgegeben worden war.


    Bei Briefen aus der Pfalz stempelte man als "PROV. LIM." = Province Limitrophe, also Nachbarprovinz. Ohne diesen Stempel aus der Pfalz - hier von Landau - hätte ihn Frankreich mit Aufschlag verkauft und Bayern mehr verdient!


    Je Unze = 30g Briefe vergütete man sich gegenseitig 1 Franken 2 Decimes = ca. 36 Kreuzer. Der Brief wog ca. 10g, so dass 3 Briefe auf die Unze kamen. Drei Briefe á 6 Decimes kosteten demnach 18 Decimes = 54 Kreuzer, so dass Frankreich an diesem Brief 6 Kr. verdiente.


    In umgekehrter Richtung, also z. B. Paris - Landau, kostete ein einfacher Brief 12 Kr. je Gewichtsstufe, so dass ein Doppelbrief mit 24 Kr. angesetzt worden wäre. Nehmen wir 3 Briefe á 10g an, hätten diese 3 mal 24 = 72 Kr. gekostet, also einen Gulden 12 Kr.. Bei einem Preis von 36 Kr. für die Unze Portobriefe aus Frankreich hatte man also 100% Gewinn gemacht.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

  • Liebe Freunde,


    weil ja schon der Titel von Besonderheiten redet, kann ich hier eine ganz seltene zeigen:


    Einer der Schattenmanns schrieb seinem Bruder, immerhin Minendirektor in Bouxviller einen dringenden Brief. Der Post wollte man ihn nicht übermitteln, obwohl Landau über eine sehr gute Anbindung an das Elsaß verfügte. Am 11.5.1830 gab man also einen versiegelten Brief an einen Expressen, der ihn (wohl bei Wissembourg) über die Grenze brachte und in Bouxviller zustellte. Bei Luftlinie 62 km dürfte das dann ein Marsch in Richtung 80 km gewesen sein - nicht schlecht, denn der Brief war einen Tag später da! Der Wadenumfang des Expressen ist leider nicht überliefert.


    Die Mitnahme von verschlossenen Briefen über Grenzen und damit die Nichtaufgabe im betreffenden Postgebiet war eine Straftat. Hätte man den Expressen erwischt, hätte es schlecht um ihn und den Absender ausgesehen, den Briefeschmuggel war kein Kavaliersdelikt.


    Liebe Grüsse von bayern klassisch

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Liebe Freunde,


    so weit mir bekannt ist, sah der PV von 1822 die Versendung von Retour - Recepissen = RR nicht vor. Nicht einmal der PV von 1847 und der von 1858 beinhalteten dergleichen - erst am 1.1.1864 (!!) war es erlaubt für eine Gebühr von 6x, die aufzukleben war, RR den recommandirten Sendungen überhaupt beizufügen.


    Aber Bayern wäre nicht Bayern, wenn sie sich immer an alles gehalten hätten, so auch hier.


    In Sonthofen schrieb der königliche Landrichter Dr. Krumm einen höchst wichtigen Brief an den Bürgermeister von Barr (22.3.1824). Da man erst zum 1.10.1845 eine eigene Postexpedition erhielt, war die Post nach Immenstadt zu befördern und erst dort zu behandeln. Der Absender wünsche die Recommandation und "contre un rece de retour", also gegen Retour - Recepisse zu versenden. Bei chargierten Briefen war vom Absender zu zahlen:


    Franko für Bayern 36x, Franko für Frankreich 28x, Recommandation für Bayern 4x und die RR von 12x - die beiden letzten Gebühren wurden nie notiert und standen dem Expeditor in Bayern zu. Der Brief kostete also total schlappe 1 Gulden 20x. Frankreich reduzierte seinen Anteil von 28x in 1 Franc, damit man nach Quartalsschluß leichter mit Bayern verrechnen konnte.


    Der Brief erhielt den Aufgabestempel (richtig), die Reco - Nummer 1 (richtig), den Chargé - Stempel (auch richtig), zwei P.P. - Stempel (wiederum richtig) und den C.B.R. 3 - Stempel (völlig falsch, weil nur auf Portobriefen erlaubt). Mit roter Tinte notierte man "von Immenstadt". Strasbourg stempelte "BAVIÉRE PAR STRASBOURG", vergab aber keine neue Reconummer und störte sich wohl auch nicht an der RR, die sonstigen Briefen mit Bindfaden beizufügen war.


    Der Text vlt. noch für die, die sich für ihn interessieren:


    "Wohlgeborener Herr Maire!


    Auf das von Herrn Geschäftsbesorger Spach zu Straßburg an Glanzstaden Numero 6 anher erlaßenen Schreiben in Betreff der David Kennerknichtigen Erbschaftssache alldort, wurden die von Herrn p. nach verlangten Vollmachten unterm heutigen Datum an selben übersendet.
    Sollte Herr Maire deßfalls einige Bemerkung zu machen nothwendig finden, so werden Sie ersucht dieselben anher beschleunigen zu wollen. Hochachtung versichert der K. Landrichter Dr. Krumm mpp (manu propria - eigenhändig)."


    Wer einen zweiten Bayernbrief mit RR hat, darf ihn gerne zeigen. :)

    Bilder

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Hallo,


    ein netter kleiner Brief aus dem Jahr 1832, der in Nürnberg geschrieben, jedoch in Bamberg zur Post gegeben wurde.
    Er wurde in Frankreich als Dienstbrief gewertet und daher ist der C.B.R.4. gestrichen worden.
    Kann mir bitte jemand die Anschrift übersetzen.


    Grüsse von liball

  • Hallo liball,


    was du so alles ausgräbst ... :thumbup:


    France
    Mademoiselle
    Mademoiselle la Directrice de la Poste aux lettres
    d´Avize
    Marne


    Zum Zielort:


    http://www.google.de/url?sa=t&…gvw&bvm=bv.60799247,d.ZGU


    Darf ich mal die Siegelseite und den Inhalt sehen? Immerhin ging er ja an die Chefin der Briefpost, da könnte der Inhalt postalisch interessant sein und einen gratis belassenen Brief nach Frankreich konnte auch nicht jeder absenden.

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo liball,


    vielen Dank - ich kann hier leider GAR NICHTS lesen, auch, wei mein Französisch schon ein paar Jahrzehnte hinter mir liegt und ich auf lesbareren Text gehofft habe. Vlt. kan der liebe Emmanuel etwas erkennen ...

    Liebe Grüsse vom Ralph



    "Der beste Platz für Politiker ist das Wahlplakat. Dort ist er tragbar, geräuschlos und leicht zu entfernen." Vicco von Bülow aka Loriot.




  • Hallo zusammen,


    der Text ist schwer zu lesen, postalisch jedoch wohl nicht interesant. Es ist ein Reisebericht. Zunächst ist der Brief am 15.11.1832 in Nürnberg begonnen: ".....morgen machen wir uns auf den Weg nach Bamberg, wo wir morgen übernachten werden..." Also Nürnberg / Bamberg an einem Tag. Der Brief wurde am 17.11. um 6 Uhr abends in Bamberg fortgesetzt und am 18.11. dort zur Post gegeben. Sinngemäß noch eine Passage, die ich in etwa entziffern kann: "......Obwohl das Wetter nicht sehr schön ist, ist es in diesem Land viel angenehmer zu reisen als in Böhmen, wo alles schrecklich schmutzig war und etwa 20 Personen in dem Gasthaus in einem Raum geschlafen haben. Ich habe mich nicht ausgezogen. Aber hier ist alles von großer Sauberkeit..."


    Vielleicht kann jemand die Schrift noch besser lesen als ich. Wäre interessant.


    Beste Grüße


    HOS

  • Lieber HOS,


    vielen Dank für diese Entzifferungshilfe - wegen der Portofreiheit wäre es schön, den Namen des Absenders heraus zu bekommen.

    Liebe Grüsse vom Ralph



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  • Mir scheint der Brief ist eher an den Vater adressiert als an Mlle selbst, soweit ich es entziffern kann :


    "nous sommes arrivés ici hier à minuit tu vois mon bon papa que nous n’avons rien changé a ce que je te le disais avant-hier. Nous partirons d’ici demain à 9 hrs pour aller coucher à Bamberg on ne peut pas faire d’affaires ici d’après cela nous partirons le plus vite que possible. Nous avons passé notre après midi avec un Français ………"


    Ein wenig weiter kommt eine witzige Passage: der Franzose von dem ich dir schreibe ist viel gereist , er musste 5000 an eine Famille aus…. zahlen weil er dem Fräulein versprochen sie zu heiraten, man spricht von ihm in den Zeitungen . Er ist seit 9 Monaten verheiratet …… Er kennt Mme Berté(?) und ist ein guter Freund von Mr Jacquemon (?) ......


    eine Unterschrift konnte ich nicht entdecken

    Phila-Gruß


    Lulu